Während den sommerlichen Temperaturen im Juni habe Emmi bei der Milcheingangskontrolle in ihren Betrieben überdurchschnittlich viele Fälle von schlechter Milch infolge ungenügender Kühlung festgestellt. Darauf wird im aktuellen Newsletter der Milchproduzenten Mittelland (MPM) von Mitte Juli hingewiesen.
Eigene Schäden
sind nicht versicherbar
Auch in den nächsten Tagen kann es wieder warmes Sommerwetter geben, die Kühlanlage ist dann besonders gefordert. Wer ungenügend gekühlte Milch abliefert, haftet für die Schäden. Konkrete Zahlen über die Häufung der Fälle bei Emmi kann Philip Rothgang, bei Emmi zuständig für die Milchgeldabrechnung, auf Anfrage der «Bauernzeitung» aber nicht spontan nennen.
Er weist darauf hin, dass beim Ablad ab LKW im Werk die Temperatur kontinuierlich gemessen wird. Ab zehn Grad wird der Ablad eingestellt und die Milch näher untersucht. Stellt sich heraus, dass diese nicht mehr verwertet werden kann, wird die Milch der Biogasanlage zugeleitet. Der Verursacher haftet für die Schäden, ein teurer Versicherungsfall. Die Betriebshaftpflichtversicherung des Produzenten übernimmt nur die Fremdschäden, nicht aber den Verlust der eigenen Milch.
18 Grad warme Milch
Zudem stellt Emmi auch die Kosten von Beprobung, Entsorgung und Mehraufwand beim Transport in Rechnung. Wird warme Milch schon beim Auflad auf dem Bauernhof festgestellt, so kann der Transporteur diese verweigern. So ist es kürzlich in einem Fall geschehen, als im Milchtank 18 Grad warme Milch abgepumpt werden sollte, wie Rothgang berichtet.
Rothgang ruft die Bauern auf, die Temperatur im Tank ständig zu kontrollieren und vor allem auf gute Wartung der Anlage zu achten. «Die Kühlanlagen sind darauf ausgerichtet, dass sie die wenigen heissen Tage bei uns in der Schweiz zu bewältigen vermögen.»
Wenige grosse Schadenfälle im ZMP-Gebiet
Pirmin Furrer, Geschäftsführer ZMP, welche jährlich über 330 Mio Kilo Milch vermarktet, kennt das Problem von gehäuften Qualitätsmängeln in den Sommermonaten. Die Keimbelastung sei saisonbedingt bei hohen Temperaturen ohnehin eher grösser. Wenn dann noch die Kühlung nicht optimal sei, verschärfe sich das Problem exponentiell.
Gemäss Statistik seien es aber nur sehr vereinzelte Fälle von zu warmer, erstickter Milch im ZMP-Gebiet, im Schnitt drei pro Jahr. Dieses Jahr waren es zwei Fälle, im Februar und April, bisher erfreulicherweise aber keine in den vergangenen teils heissen Sommerwochen.
Die ZMP verlange auf drei bis sechs Grad gekühlte Milch bei Abholung nach acht Uhr morgens. Wird vor acht Uhr abgeholt, also kurz nach dem Melken, darf die Milch maximal zehn Grad kühl sein. Nicht bekannt sind ihm Fälle, dass wegen dem Leistungszähler während des Melkens die Kühlanlage abgestellt wird, um Strom zu sparen. «Das wäre sehr riskant und am falschen Ort gespart».
Er rät bei deutlich zu warmer Milch im Tank – beispielsweise wegen vorübergehendem Ausstieg der Kühlung – diese auszuleeren, und allenfalls das wieder kühl-bare Folgegemelk zu retten. So könne zumindest ein totaler Schaden vermieden werden.
Josef Scherer