Der Vollblutunternehmer Martin Hübscher blickt auf ein Jahr mit der neuen Agrarpolitik 2014-2017 zurück und ist schlicht und einfach «ernüchtert». Sein moderner Laufstall mit 60 Kühen und Melkstandeinrichtung wirft plötzlich 12 Prozent weniger Direktzahlungen ab als ein Jahr zuvor.

Bedingungen stimmen nachdenklich

Und es kommt noch schlimmer. Wenn die Übergangsbeiträge wegfallen, wird er mit einem Viertel weniger Direktzahlungen als 2013 wirtschaften müssen. Wenigstens war der Milchpreis dieses Jahr höher als im letzten Jahr, was die Verluste etwas abfedert. Doch die neuen Bedingungen machen ihn nachdenklich.

Für das Melken rechnet er sich einen Stundenlohn von 15 Franken aus. Für Qualität, wie Buntbrachen, kann er bis zu 200 Franken pro Stunde rechnen. Das heisst für Hübscher, dass er nächstes Jahr doch etwas mehr auf der ökologischen Schiene fahren wird, als er sich das bis anhin vorgestellt hatte.


Durch seine Partnerschaft mit Terra Suisse hatte er bereits Buntbrachen. Diese wird er ausbauen, auf Kosten des Ackerbaus. Er ist überzeugt, dass der Bund mit diesen hohen Anreizen sein Ziel der Extensivierung in kürzester Zeit erreichen wird. Ein Landschaftsqualitätsprojekt hat er mit eingereicht. Das wird nächstes Jahr bewilligt werden.

Gegenbewegung gegen Ökologisierung absehbar

Am Ressourceneffizienzprogramm nahm er schon vor der neuen Agrarpolitik teil und auch in einem Vernetzungsprojekt in der Region war er bereits aktiv dabei. Auch wenn es rein unternehmerisch gesehen am lukrativsten wäre, jetzt auf das Öko­pferd zu setzen, hält Hübscher diese Strategie für seinen Betrieb nicht für vorausschauend. «Die enorm hohen Beiträge für die Ökoqualität werden in den nächsten Jahren voraussichtlich wieder sinken», ist er überzeugt. Denn diese seien vor allem zur schnellstmöglichen Umstellung angesetzt worden. Die kommende Gegenbewegung sei abzusehen.


Nichtsdestotrotz überlegt Martin Hübscher bereits, was er in mittelfristiger Zukunft unternehmen könnte, um am Markt besser zu bestehen. Dabei fasst er die Direktvermarktung seiner Milch ins Auge. Denn die Milchproduktion ist neben dem Obstbau seine Leidenschaft, auch wenn  sie vom Bund immer weniger berücksichtigt wird.

Nadine Baumgartner