Die Bäuerinnen kamen einmal mehr gut an: Die 17. Staffel der Landfrauenküche, die bis Ende 2023 lief, erreichte im Schnitt über 575'000 Zuschauerinnen und Zuschauer. Die Bauern haben es da schwerer: Sie geraten in den Medien und in der Politik regelmässig unter Beschuss und haben die Sündenbock-Rolle gründlich satt. Wie passt das zusammen?

«Das Kochen ist nur ein Teil der Sendung», antwortet Hansjörg Niklaus auf die Frage zum Erfolg der Sendung. Er ist beim Schweizer Fernsehen verantwortlich für die «Landfrauenküche». Es gehe vor allem auch um Frauen, die mit beiden Beinen fest im Leben stehen. «Mikro-Managerinnen, die Familie, Bauernhofbetrieb und in den meisten Fällen auch noch ein zweites Standbein wie Catering, Besenbeiz oder Naturheilmittelversand unter einen Hut bringen. Und es geht um die Sehnsucht nach Freiheit und einem selbstbestimmten Leben.»

Sehnsuchtsort Landwirtschaft

Klingt anstrengend – und etwas realitätsfremd. «Das Bäuerin-Sein wird etwas glorifiziert», meint auch Sandra Contzen, Dozentin für Agrarsoziologie an der HAFL in Zollikofen. «Die Sendung spricht den ‹Sehnsuchtsort Landwirtschaft› an und die Bäuerin ist die perfekte Hausfrau, die alles kann.» Doch das könne bei einigen Frauen Druck auslösen: «Die bringen alles unter einen Hut. Ich nicht. Was mache ich falsch?»

Tracht tragen, ohne altmodisch zu sein

«Die Sendung zeigt das weite Feld auf, in dem wir uns bewegen», sagt Corina Blöchlinger. Sie ist Präsidentin des Fachbereichs Agrarpolitik beim Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverband (SBLV). «Aber ja, sie verherrlicht das Bauernleben tatsächlich ein bisschen und es ist ein Schuss Ballenberg-Romantik dabei.» Doch sie biete auch eine Plattform für die Bäuerinnen. «Im Sinne von: Ich zeige mich. Ich baue mir etwas Eigenes auf. Ich bin stolz auf meinen Beruf, auf Kultur und Tracht. Deshalb bin ich nicht altmodisch.»

Die Frauen auf dem Land kämen «bodenständig, authentisch, pragmatisch und sympathisch» rüber, meint auch SBLV-Präsidentin Anne Challandes auf die Frage nach dem Image. Und im realen Leben seien Männer und Frauen ein Team. «Anstatt Unterschiede zu kultivieren, versuchen wir, die gemeinsamen Elemente zu fördern, die eine Zusammenarbeit ermöglichen.»

Nicht in eine Ecke drängen lassen

Doch sie weiss, dass es ein falsches Bild vermitteln kann, wenn Bäuerinnen in den Medien häufig am Herd und/oder in Tracht gezeigt werden. Daher entschied sich Anne Challandes im letzten Sommer bewusst, für eine Zeitschrift zwar in Tracht, aber mit Laptop unter dem Arm zu posieren. «Ich hatte zum einen den Wunsch, zu zeigen, dass ich die Tradition nicht verleugne. Zum anderen wollte ich zeigen, dass ich modern und völlig in die heutige Zeit integriert bin, wie alle anderen Bäuerinnen auch. Wir sollten uns nicht in eine zu enge Ecke drängen lassen.»

Das Image der Bäuerinnen ist hoch, wenn auch etwas idealisiert. Das ändert nichts daran, dass sich die Menschen in der Landwirtschaft viel anhören müssen. Das fühlt sich manchmal wie «Agri-Bashing» an, wie Herumtrampeln. Für viele ist das nicht einfach auszuhalten. «Ich weiss, dass sich viele Bäuerinnen und Bauern darüber ärgern», sagt Markus Ritter, Präsident des Schweizer Bauernverbandes (SBV) und Nationalrat. «Doch auch die letzte repräsentative Umfrage zeigte, dass 80 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer hinter der Landwirtschaft stehen. Das ist für mich sehr entscheidend.»

Man sieht, riecht und schmeckt sie

Doch auffällig ist es dennoch, wie oft die Landwirtschaft in den nicht-bäuerlichen Medien für Schlagzeilen sorgt. Das müsse nicht schlecht sein, meint Markus Ritter weiter. «Die Landwirtschaft ist für viele per se interessant – und das ist für uns auch eine Chance.» Dieses Interesse sei längst nicht bei allen volkswirtschaftlichen Themen gegeben, wie er als Mitglied der Kommission für Wirtschaft und Abgaben weiss. Vieles sei für Laien sehr kompliziert. «Darüber kann man in der Zeitung nicht schreiben. Doch die Landwirtschaft sieht man, spürt man, schmeckt man. Daher steht sie so im Zentrum.»

Sendungen wie die «Landfrauenküche» geben einen kleinen Einblick in das Leben in der Landwirtschaft. Das ist gut so, auch wenn der Blick etwas verklärt ist. Der politischen Glaubwürdigkeit der Bäuerinnen schaden sie nicht. Oder wie es Corina Blöchlinger ausdrückt, die seit einem Jahr in ihrem Amt ist: «Mir war vor meiner Arbeit beim SBLV nicht bewusst, was für einen Stellenwert der Verband hat. Nun weiss ich: Wir sind gefragt und respektiert.»