Es kratzt im Hals, der Kopf ist heiss, die Nase läuft. Die Grippesaison ist auf Touren gekommen, viele Menschen fühlen sich krank. Für ältere Generationen waren Wickel und Kompressen oft die erste Massnahme in solchen Fällen.
«Das Thema ist in den vergangenen Jahren etwas in Vergessenheit geraten, jetzt kommt es wieder vermehrt auf», freute sich Arlette Bologni. Die Pflegefachfrau, Berufsschullehrerin Pflege und Wickelfachfrau aus Lenzburg gab am Dienstag den Aargauer Landfrauen am Januarkurs in Muri einen Einblick in die wohltuende Welt von Wickeln und Kompressen.
[IMG 2]
Rechtzeitig anfangen mit der Behandlung
Wickel und Kompressen verbinden Gesundheit und Wellness. Eine Ruck-Zuck-Dampfkompresse löst den verspannten Nacken, eine Auflage auf dem Bauch hilft bei Menstruationsbeschwerden, eine Zitronenkompresse am Handgelenk lindert Kopfschmerzen und stärkt die Konzentration. Arlette Bologni nannte für zahlreiche Alltagssituationen passende Anwendungen. Kompliziert sind sie nicht – aber der Mensch muss sich einen Moment Zeit nehmen und auf seinen Körper hören. Am besten fängt er oder sie mit der Behandlung an, bevor die Symptome stark sind, oder setzt sie gleich präventiv ein. [IMG 3]
«Sie spüren, was Ihnen gut tut und übernehmen Verantwortung für Ihre Gesundheit», stellte Arlette Bologni klar. Wickel wirken physikalisch, nehmen Einfluss auf die Organe, sie nutzen die Wirkung von Pflanzen. Werden sie von einer Zweitperson angelegt, wirkt auch diese Fürsorge heilsam.
Ruck-Zuck-Dampfkompresse
Diese einfache Kompresse kann auf dem Bauch oder am Rücken angewendet werden bei Blähungen, Verstopfungen, Nervosität, Stress, Verspanntheit und generell zur Regeneration. Im Nacken hilft sie gegen Verspannungen und zur allgemeinen Entspannung, etwa vor dem Schlafengehen.
- Waschlappen mit heissem Wasser übergiessen, gut auswringen.
- In Frottéewaschhandschuh legen.
- Zur Prüfung der Temperatur eine halbe Minute auf den Unterarm aufzulegen.
- Danach Kompresse an der gewünschten Stelle auflegen, ein Badetuch satt um die Kompresse und den betreffenden Körperteil wickeln.
- Wickel so lange auf dem Körper belassen, wie er sich angenehm warm anfühlt, und entfernen, bevor er ganz ausgekühlt ist.
- Anschliessend 20 bis 30 Minuten ruhen.
«Fangen Sie bei Kindern nicht gerade mit Zwiebelwickeln an», riet die Fachfrau. Denn wenn der starke Geruch Widerwillen auslöst, kann die Behandlung kaum ihre volle Wirkung entfalten. «Sie sollen sich wohlfühlen dabei», sagte Arlette Bologni. Ein weiterer Grundsatz: «Je älter und schwächer ein Mensch ist, desto milder soll die Anwendung sein.» Temperaturen, Anwendungsdauer und Zusätze müssen individuell angepasst werden.
Warm, temperiert oder kühlend
Bei Wickeln und Kompressen wird mit warmem, temperiertem oder kühlendem Reiz gearbeitet. Der warme und der temperierte Reiz empfehlen sich zum Vorbeugen oder Behandeln von Erkältungen und Husten. Der kühlende Reiz hilft bei akuten Gelenkschmerzen.
Gute Dienste in vielen Fällen leisten Dampfkompressen. Ihre feuchte Wärme verteilt sich schnell im Körpe. Bei Bedarf ergänzt ein Kräuterzusatz im Wasser die Wirkung; Lavendelblüten beispielsweise beruhigen, Schafgarbe unterstützt die Leberfunktion, Heublume tut den Gelenken gut. Kompressen aus Bienenwachs zusammen mit Rohwolle bewähren sich bei Husten, Bronchitis und beginnender Erkältung. Auflagen mit warmen Kartoffeln lindern Husten bei Erwachsenen. Bei Menschen mit Herz-Kreislauf-Problemen ist Bienenwachs besser als Kartoffeln.
Kein Ersatz für den Arztbesuch
«Wickel und Kompressen ersetzen den Arztbesuch nicht», betonte die Referentin. Sie können eine starke Wirkung haben – durchaus auch negative bei falscher Anwendung. Arlette Bologni empfahl einen behutsamen Einstieg, um Erfahrungen zu sammeln, und sich mit Fachliteratur zu bilden.