Es war eine kurzweilige Stunde mit Gastreferent Thomas Bucheli, dem Wetterfrosch der Nation, im Rahmen der Anicom-Tagung Zentralschweiz Ende November in Sempach. «Wetterprognosen am TV – Show oder Wissenschaft?», lautete der Arbeitstitel für den Chef von «SRF Meteo». Um es vorwegzunehmen, es ist Wissenschaft. Bucheli selbst hat im positiven Sinn aber durchaus Showman-Potenzial.

Prognose wichtiger als das Wetter

«Mir ist jedes Wetter recht – Hauptsache, die Prognose hat gestimmt», ist der Leitsatz von Bucheli. Nach dem Studienabschluss an der ETH Zürich in den Fachgebieten Meteorologie, Klimatologie und Atmosphärenphysik arbeitete er beim Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie. Seit 1995 ist er der Leiter von «SRF Meteo».

«Hauptsache, die Prognose hat gestimmt.»

Für Thomas Bucheli wichtiger als das Wetter an sich.

Das 15-köpfige «Meteo»-Team von SRF wurde zuletzt verschiedentlich kritisiert. Es habe eine politische Schlagseite und würde dramatisieren, um auf den Klimawandel aufmerksam zu machen. Die Vorwürfe gehen Bucheli, der seit über zwanzig Jahren das Wetter vom Dach in Leutschenbach präsentiert, sichtlich nahe. Wetterprognosen erstelle man aufgrund von Daten, die weltweit und selbst aus dem Weltraum erhoben würden, und nicht wegen einer politischen Gesinnung.

Für die Landwirte sei das Wetter natürlich besonders wichtig. Die bäuerlichen Wetterkunden seien ihm auch am liebsten. Einerseits, weil sie über viel Erfahrung und Wissen verfügten, andererseits, weil sie eine grosse Demut gegenüber der Natur mit all ihren Launen hätten. Wetterprognose sei nichts anderes als aus einer Datenflut und einer Vielzahl von Informationen die richtigen Schlüsse zu ziehen, sagte er. Mit Unterhaltung habe das wenig zu tun. Höchstens vielleicht ein wenig bei der Präsentation, gab er zu.

Mitglied bei den Wetterschmöckern

Bucheli erklärte, wie dank der Umverteilung der Sonnenenergie auf der Erde über Luft, Meeresströme oder Wasser grosse Teile lebenswert seien für Mensch und Tier. Das ändere sich laufend und formiere sich immer wieder neu. Die Atmosphäre habe kein Gedächtnis. Dies erfordert diese immense Datengrundlage durch Messungen. Informationen, welche die Ameisen im Muotatal nicht haben könnten, ergänzte er mit einem Seitenhieb an die Wetterpropheten aus Schwyz. Wobei er die Wetterschmöcker nicht als Konkurrenz sieht (Bucheli ist übrigens Passivmitglied im Verein), da «SRF Meteo» keine Langzeitprognosen aufstellt. Wie alle Meteorologen, nebenbei erwähnt.

Die Gitternetze, Wettermodelle, arbeiten dreidimensional nach Punkten, würden immer engmaschiger. Dies wecke teils falsche Hoffnungen. Es gebe schon hässige Rückmeldungen, wenn der Regen regional fünf Minuten vorher eintreffe als angekündigt. Allgemein sei das Team offen für Rückmeldungen. Diese müssten einfach konkret und präzise sein. Je länger Schlechtwetterphasen andauerten, desto mehr Kritik treffe in Zürich ein. Und dann nerve plötzlich auch der Pullover oder die Stimme der Präsentatorinnen und Präsentatoren.

Prognosen seien heute – natürlich – verlässlicher als noch früher. Und auch langfristiger möglich. Wobei eben diese ständig wechselnde Ausgangslage weiterhin klare Grenzen setze.

Lotterie ab dem siebten Tag

«Apps aus den USA, die das Wetter sechzehn Tage im Voraus bildlich darstellen, haben eine Zuverlässigkeit von 0 Prozent», stellte er klar. Siebentagesprognosen könnten noch mit 50 Prozent Treffsicherheit erstellt werden. Alles über einer Woche sei also pure Lotterie. «SRF Meteo» prognostiziert für fünf bis sechs Tage, wobei die ersten paar Tage heutzutage meist sehr präzise sind.

Natürlich gebe es Hinweise auf eine Klimaveränderung, sagte Thomas Bucheli. Wobei sich die Wissenschaft nicht in allen Punkten einig sei. Klar seien aber die Auswirkungen, wenn die Temperatur stetig ansteige, schloss er ab.