«Ich bin mit meinen Kräften am Ende.» So beginnt das Gespräch mit einer Frau, die das Bäuerliche Sorgentelefon anruft. Ihre Stimme klingt gefasst – fast zu ruhig. Man spürt schnell: Diese Ruhe ist nicht Gelassenheit, sondern wirkliche Erschöpfung.

Seit Jahren stemmt sie den Betrieb und die Familie weitgehend allein. Ihr Mann, geplagt von chronischen Schulter- und Hüftschmerzen, zieht sich immer mehr zurück. Er verweigert Arztbesuche und lehnt jede Behandlung ab. Nicht nur körperlich, sondern auch sozial isoliert er sich: Der Kontakt zu Freunden und sogar zu seinen Geschwistern ist abgebrochen. Die Schmerzen nagen an ihm und die Gereiztheit und der Unmut richten sich gegen seine nächste Umgebung. Seine Frau kann nichts mehr recht machen. Alles wird kritisiert. Zwischen den Zeilen liegt Hilflosigkeit. Und Angst. Denn: Er hat bereits mit Suizid gedroht.

Dazu kommt die Sorge um die drei Kinder, die sich im Schul- und Ausbildungsalter befinden. Ein Sohn hilft gelegentlich auf dem Hof mit, doch er fällt wegen einer Verletzung für mehrere Wochen aus. Die Frau steht buchstäblich allein da. Kein Netz, das auffängt. Keine Pause, kein Innehalten. Nur Funktionieren. Tag für Tag.

Rasches handeln gefragt

Abo Hilfsangebote Suizidprävention in der Landwirtschaft: Wie Gespräche helfen können, Verzweiflung zu verhindern Sonntag, 31. August 2025 Während des Telefonates wird schnell klar: Hier braucht es rasches Handeln. Die physische und psychische Belastung ist zu gross, um einfach «weiterzumachen». Es braucht Entlastung, und zwar jetzt. In einem ersten Schritt vermitteln wir der Anruferin weitere Unterstützung: Eine Beratung vor Ort, mit Kenntnis der Landwirtschaft. Eine Person aus dem Betriebshelferdienst könnte entlasten. Dass diese auch etwas kosten, ist klar, eine entsprechende Taggeldversicherung unumgänglich. Es gibt ein paar wenige Finanzierungshilfen für «in Not geratene Landwirt(innen)». Auch eine Begleitung/ein Coaching von einer Person mit dem Verständnis für Landwirtschaft oder eine andere Person zum Reden kann eine Option sein. Der SBLV oder auch das Netzwerk «Ländliche Mediation» bieten eine Auswahl von Fachpersonen, u.a. nach Regionen.

Es geht darum, tragfähige Lösungen zu finden – für die Familie, für den Betrieb, aber vor allem für die Anrufende(n) selbst. Denn wer ständig für andere sorgt, braucht auch selbst Halt.

Solche Geschichten sind keine Einzelfälle. Hinter einigen verschlossenen Haus- und Stalltüren herrscht Überlastung, manchmal Verzweiflung. Das Bäuerliche Sorgentelefon hilft beim ersten Schritt aus der Ohnmacht. Manchmal ist genau das entscheidend: dass jemand da ist, der/die einen und die Landwirtschaft versteht.

Das Team vom Bäuerlichen Sorgentelefon ist für Sie da, rufen Sie uns an.
Tel. 041 820 02 15.
Montagvormittag (8.15–12 Uhr), Dienstagnachmittag (13–17 Uhr) und Donnerstagabend (18–22 Uhr).

www.baeuerliches-sorgentelefon.ch