Wo ist der Schlauch? Christa Krähenbühl spurtet durch den Schopf. Es eilt. Nicht etwa wegen dem Filmteam von SRF, das diese Woche auf ihrem Hof für die «Landfrauenküche» Aufnahmen macht, sondern wegen der Schulkinder von Oberhünigen BE. Sie rennen heute anlässlich des Sporttages über den «Grunder», wo sie für die Höhenmeter, die sie dafür zurücklegen mussten, von der Bäuerin mit einer Abkühlung aus dem Schlauch belohnt werden.
Unter den Schülern mit dabei vier der fünf Kinder der Familie Krähenbühl. Und unter den Zuschauern Vater Bernhard Krähenbühl sowie die Grosseltern. Während in anderen Jahren jeweils auch viele Eltern auf den «Grunder» kommen, um ihre Sprösslinge anzufeuern, bleiben diese heuer weg. Wegen der laufenden Kamera.
Arbeiten nach Drehbuch
Heute ist der zweite Drehtag auf dem Hof von Krähenbühls und die Stimmung entspannt und aufgestellt. Die Filmaufnahmen bei den Hühnern dauern zwar etwas länger als vorgesehen und können nicht ganz abgeschlossen werden. Das wird zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt. Redaktorin Marianne Erne legt grossen Wert darauf, dass das Filmteam keinen Stress verursacht, der sich auf die Bauernfamilie übertragen könnte. Die Gefahr scheint gering, Marianne Erne, Kameramann Peter Ramseier und Tontechniker Peter Conrad sind ein langjähriges, aufeinander eingespieltes Team.
Ihre Arbeitszeiten und -orte auf dem Hof richten sich nach dem Drehbuch von Marianne Erne, in welchem die zu filmenden Alltagssequenzen bei Krähenbühls definiert sind. Um dabei festhalten zu können, was die Familie Krähenbühl und ihr Betrieb auszeichnet, hat Marianne Erne vorgängig zwei Tage auf dem Hof verbracht und am Familienleben teilgenommen.
Spontanfragen
Das Mis en Place für das Mittagessen ist komplett. Christa Krähenbühl schichtet die einzelnen Zutaten für den Gratin sorgfältig in die Form. Beantwortet dazu Fragen, die Marianne Erne spontan stellt. Was Christa Krähenbühl spielend schafft, liegt nicht allen Frauen. Darauf nimmt die Redaktorin Rücksicht.
Die Kamera auf der Schulter von Peter Ramseier folgt den Handbewegungen der Bäuerin fliessend. Stopp! Bevor sie den Gratin in den Ofen schieben kann, muss der Kameramann seine Position wechseln. Als Christa Krähenbühl den Gratin zum zweiten Mal in den Ofen hineingeschoben hat, ist er mit der Aufnahme zufrieden.
Die Zeit bis zum Essen wird zur Besprechung der nächsten Sequenz genutzt. Aber auch, um Aufnahmen zu machen, die besondere Stimmungen und Stil-leben wiedergeben. Und um den Drehplatz zu inspizieren. Nicht, dass familienfremde Accessoires das Bild stören, die Protagonisten unwissend unvorteilhaft gekleidet sind, die Kameraleute eine Unordnung hinterlassen. Dem geübten Blick von Marianne Erne entgeht nichts.
Sie ist seit der ersten Staffel bei der Produktion der Landfrauenküche dabei. Für jede der sieben Sendungen zeichnet ein anderes Team verantwortlich. Marianne Erne schätzt, dass sie für «ihre» Sendung jeweils rund 40 Arbeitstage aufwendet.
Warten vor dem leeren Teller
Wo ist die Salatsauce? Etwas ratlos steht Bernhard Krähenbühl vor dem Kühlschrank. Ausgerechnet heute kann nicht auf den üblichen Vorrat zurückgegriffen werden. Christa Krähenbühl wirbelt zwischen Ehemann, Landdienstmädchen und Fernsehleuten hin und her, rührt eine Sauce an, inklusive frisch gehackter Kräuter. Grad gut, verzögert sich das Essen. Es fehlt nämlich noch die älteste Tochter, die auswärts die Sekundarschule besucht.
Als dann die Teller endlich gefüllt werden können, erinnert Marianne Erne nochmals an die wichtigste Regel während der Dreharbeiten: Das Filmteam ignorieren. Nicht ganz einfach, wenn die Kamera einem über die Schulter in den Teller schaut und das Mikrofon des Tontechnikers wie eine vorwitzige Saatkrähe über dem Tisch kreist. Doch die Kinder scheints nicht zu stören. Sie essen mit Appetit und plaudern munter drauflos, das Thema ist gegeben. Die Patzer und Erfolge am Sporttag.
Wie Marianne Erne den Kindern nach dem Essen einzeln noch Fragen stellt, kommen die Antworten ebenso unverkrampft. Die daneben sitzenden Eltern wirken im Vergleich dazu etwas angespannt. Schafft es der gut erzogene Nachwuchs, sich von seiner besten Seite zu zeigen? Problemlos.
Das Filmteam leistet mit seiner unkomplizierten und gelassenen Art seinen Beitrag dazu. Das Vertrauen ist gegenseitig, Humor allgegenwärtig.
Krähenbühls haben ganz offensichtlich Spass am Projekt. Auch wenn es viel zusätzliche Arbeit und Belastung bedeutet und das Familienleben ziemlich auf den Kopf stellt. Auf dem Hof mit 28 Milchkühen müssen alle mit anpacken. Da fällt die Abwesenheit der Mutter übers Wochenende ins Gewicht, sagt Bernhard Krähenbühl. Dieses Wochenende wird sie zu Hause sein. Und nach fünf intensiven Drehtagen unterstützt von der ganzen Familie für ihre Mitstreiterinnen kochen.
Esther Zimmermann