Stallgeruch im Wohnzimmer? Muss nicht sein. Mit einer Schmutzschleuse schafft man als Bauernfamilie einen praktischen Puffer zwischen Hof und Zuhause. Manuela Isenschmid, Fachspezialistin Hauswirtschaft vom Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg, erklärt im Interview, worauf es bei Planung, Ausstattung und Nutzung ankommt – und warum es keine Patentlösung gibt.
Frau Isenschmid, welche Aufgaben erfüllt eine Schmutzschleuse aus hauswirtschaftlicher Sicht?
Manuela Isenschmid: Eine Schmutzschleuse verhindert, dass unnötig viel Schmutz und damit auch Geruch in den Wohnbereich getragen werden. Wenn der Weg vom Stall ins Wohnhaus länger ist, gibt es einen sanfteren Übergang. Die Schmutzschleuse ist zusammen mit dem Nassraum ein Wirtschaftsraum zwischen Betrieb und Wohnung. Sie dient als Umkleideraum, zur Aufbewahrung von Arbeitsschuhen und -kleidern, aber auch als Waschraum für Mensch und Kleidung oder als Trocknungsraum. Jeder Hof, jede Familie und jede Gebäudesituation ist anders. Darum gibt es nicht «die eine Lösung». Man sammelt die Bedürfnisse und plant danach. Hat man Lehrlinge oder Angestellte, braucht es zum Beispiel mehr Privatsphäre für das Umkleiden. Wichtig ist immer: Man geht auf der einen Seite «schmutzig» hinein und verlässt den Raum auf der anderen Seite «sauber». Im Nassraum können auch Utensilien gelagert werden, die vom Betrieb oder der Wohnung aus schnell erreichbar sein müssen: z.B. die Hausapotheke, verschiedene Reinigungsmaterialien oder auch Regenkleider.
Wo im Gebäude sollte die Schmutzschleuse idealerweise angeordnet sein?
Oft muss man bei der Standortwahl Kompromisse machen. Am besten ist ein separater Eingang, gleich neben dem Haupteingang der Wohnung. Der Nassraum sollte parallel zum Hauptgang verlaufen und dort wieder einmünden. Wenn möglich, sollte ein Fenster nach draussen für die Lüftung da sein. Sonst braucht es einen Luftentfeuchter. Wichtig ist auch, dass man durch eine gute Lage unnötige Verkehrsflächen in der Wohnung vermeidet. Ideal ist, wenn Nassraum, Bad, WC und vielleicht die Küche nebeneinanderliegen. Das vereinfacht die Installationen für Wasser, Strom und Heizung. Auch neben der Milchkammer lässt sich oft ein zweckmässiger Nassraum einrichten.[IMG 2]
Welche Materialien sind für Boden, Wände und Decke geeignet?
Die Reinigung muss einfach sein. Für den Boden eignen sich gestrichener Beton, ein gegossener Überzug oder gesprenkelte Antirutschplatten. Unifarbene Platten sind heikel, da sieht man sofort jeden Fleck. Roher Beton staubt immer. Wände und Decken können verputzt und mit abwaschbarer Farbe gestrichen werden. Im Bereich des Lavabos sind Keramikplatten praktisch.
Wie setzt man die Trennung von Arbeits- und Privatkleidung praktisch um?
Es ist sinnvoll, die schmutzige Stallwäsche auf einer Seite des Raums aufzuhängen und die sauberen Privatkleider auf der anderen Seite.
Welche Ausstattung sollte nicht fehlen?
Zwei Garderoben – eine für saubere, eine für schmutzige Kleider –, Schuhbretter, Schmutzfänger vor und nach der Eingangstür, eventuell ein Stiefelknecht, ein Waschbecken und eine Trocknungsmöglichkeit. WC und Dusche sollten möglichst in der Nähe sein.
Wie kann man den Nassraum multifunktional nutzen, ohne bei der Hygiene Abstriche zu machen?
Wenn der Nassraum auch als Waschküche dient, braucht es Platz für die Schmutzwäsche, für Waschmittel und natürlich für die Waschmaschine. Die Wäsche sollte in der Nähe getrocknet werden können, aber nicht zwingend im gleichen Raum, wo die schmutzige Stallwäsche hängt. Frisch gewaschene Stallkleider kann man im Nassraum trocknen, Privatkleider in der Waschküche. So bleiben die Gerüche getrennt. Hat man zwei Räume, kann man auch klar festlegen, in welchem Lavabo was gereinigt wird.
Wie funktioniert die Schleuse im Winter am besten – trotz Frostgefahr und Nässe?
Der Raum sollte so gebaut sein, dass Kleider gut trocknen. Bei uns steht im Nassraum die Holzfeuerung – dadurch trocknen nasse Kleider auch im Winter sehr schnell. Schmutz hat man in diesem Raum sowieso viel, da stört der Staub der Heizung kaum. Wir haben daneben noch eine saubere Waschküche, dort trocknet es schlechter, aber mit einem Entfeuchtungsgerät geht es. In diesem Raum verstauen wir die sauberen Stallkleider in einem Schrank. Im Nassraum hängen nur getragene Kleider. Beide Räume haben Bodenabläufe.
Welche Rolle spielt die Belüftung und wie kann man Gerüche reduzieren?
Ein Fenster ist wichtig, um frische Luft hereinzubringen. Die Geruchsbelastung kann man verringern, wenn man die Stallstiefel schon im Stall auszieht und die Schmutzwäsche ausserhalb lagert. Bei uns stehen die «Zoggali» im Nassraum, aber die schmutzigen Stiefel und Mäntel hängen im Stallbüro. Im Nassraum haben wir nur Arbeitsschuhe, Kleider fürs Feld oder für unter die Stallkleider, Wanderschuhe, Regenschutz oder Freizeitkleidung wie Jagdutensilien. Private Schuhe und Jacken lagern wir beim Haupteingang, damit sie keinen Stallgeruch annehmen.
Zur Person
Manuela Isenschmid ist Hauswirtschaftspezialistin am LZ Liebegg in Gränichen AG.