Es ist so früh, dass sogar die Bauern noch schlafen. So kalt, dass selbst die Rehe nicht rauskommen. So viel Frost, dass man nicht einmal das Gras fressen kann. Also warten wir hier, leise frierend, mit dem Rücken zum Wald, mit Blick auf die Silhouetten einiger der berühmtesten Berge der Schweiz.«Die Jagd kann sehr intensiv und voller Adrenalin sein», sagt Tönu. «Aber es geht auch viel ums Warten. Das Schiessen ist der kleinste Teil davon.»Tönu und ich verbringen die nächsten Stunden im Wald und warten. Warten entlang eines von Rehen angelegten Pfades. Warten auf das hohe Bellen seines Hundes Jack: vierzehn Jahre alt, winzig und absolut verrückt nach der Jagd.Und dann, ein Geist. Er hüpft lautlos durch den Wald. Als er uns mitten im Sprung bemerkte und seine Augen sich weiteten, war er so nah, dass wir ihn mit blossen Händen hätten auffangen können.Tönu hat Antworten auf den ersten Blick und einige wurden schon vor Beginn des Tages mit der Bewilligung gegeben. Manchmal lautet die Antwort nein. Also bleiben wir, so schweigsam wie die Bäume und das Moos zwischen denen wir eingeklemmt sind, und werden, wie die Rehe, zu Geistern im Wald.