Mit der Wirtschaftlichkeit auf den Bauernbetrieben ist es so eine Sache. Ich meine nicht die Wirtschaftlichkeit, die sich mit Zahlen und Fakten belegen lässt und beispielsweise massgebend ist, ob ich mich für diesen oder jenen landwirtschaftlichen Betriebszweig entscheide. Es ist mehr die Frage der Wirtschaftlichkeit, der wir Bauern uns täglich stellen: «Lohnt es sich heute, diese Arbeit zu machen?»

Bewusst mit der Frage auseinandersetzen

Meistens stellen wir uns diese Frage nicht bewusst, es wird einfach die Arbeit getan, die momentan ansteht. Manchmal sollten wir uns allerdings bewusster damit auseinandersetzen und nicht Abläufe von unseren Vätern oder unseren Müttern übernehmen, die schon lange nicht mehr zu unserem Betrieb passen.

Es gibt aber auch Situationen, in denen wir uns aus dem Bauch heraus, wider besseres Wissen, gegen diese Wirtschaftlichkeit entscheiden.

Eine solche Situation haben wir kürzlich auf unserem Betrieb erlebt. Ein Kaiserschnitt bei einer Sau, erstmals in meiner immerhin 16-jährigen Karriere als «Sauen-Hebamme». Wir haben uns dazu entschieden, weil es uns gereut hat, die erstmals ferkelnde Sau nach einem Notkaiserschnitt einschläfern zu lassen. Nach einer zweistündigen Operation und dem Ergebnis von fünf lebenden Ferkeln haben wir uns allerdings schon gefragt, ob sich die ganze Mühe gelohnt hat.

Schon wieder ein Problem

Der nächste Tag brachte eine neue Herausforderung. Wieder ferkelte eine Remonte, auch sie brachte die Ferkel nicht heraus, trotz allem, was wir probierten. Zu eng gebaut, zu lange dauerte die Geburt und ihr Zustand verschlechterte sich. Diesmal entschieden wir uns schweren Herzens für Notkaiserschnitt und Einschläfern.

Insgesamt zwölf Ferkel hatte diese Sau, zwei Ferkel konnte ich einer Sau anhängen, die kurz zuvor geferkelt hatte. Acht Ferkel setzte ich zu der Kaiserschnitt-Sau, die sehr gut beisammen war. Sie frass, sie gab Milch und sie schaute hervorragend zu den kleinen Säuli. Schlussendlich überlebten fünf Ferkel der eingeschläferten Sau. Die anderen waren wegen zu wenig Kolostralmilch einfach zu lebensschwach.

Ob die Kaiserschnitt-Sau nun wirtschaftlich ist, wird sich zeigen. Der Leiter unseres Deckbetriebes lässt sie wieder besamen. Wenn sie aufnimmt, wird früher oder später eine Sau mit einer Narbe auf der Seite zu uns kommen. Ich hoffe darauf!

Zur Person
Gastautorin Ruth Bucher aus Buochs betreibt mit ihrem Mann Milchwirtschaft und Schweinezucht in einer Betriebsgemeinschaft. Sie ist Tanzleiterin einer Trachtengruppe und liebt das Werken im Garten und in der Bastelstube.