Für die Luzerner Landwirtschaft hinstehen und mit den Leuten reden. Zwei bis drei Tage am Stand des Bauernverbands an der Luga in Luzern gehören für mich seit rund 15 Jahren zum Frühling, wie die Kühe das erste Mal auf die Weide lassen, Kartoffeln pflanzen und heuen. Auch schon fast traditionell frage ich mich im Vorfeld, wenn ausgerechnet an meinen Einsatztag endlich das langersehnte Frühlingswetter kommt: Wieso tue ich mir das an?

Es macht Spass und ist sinnvoll

Nach einem langen Luga-Tag beim Feierabendbier weiss ich es wieder. Weil es, obwohl die Beine weh tun und der Kopf etwas brummt, Spass macht und sinnvoll ist. Und ich lerne an diesen Tagen immer wieder sehr viel. Ich erfahre, wie die Gesellschaft uns Bauern betrachtet, beobachtet, beurteilt, schätzt und versteht. Oder eben auch nicht. Wobei Letzteres beim Luga-Publikum eher selten ist.

Kaum sonst komme ich ins Gespräch mit so vielen Menschen, die sich für uns Bauern und unsere Arbeit interessieren. Ich nehme grosses, echtes Interesse an unseren realen Herausforderungen wahr. Ich konnte mich über ethische und naturwissenschaftliche Aspekte der Nutztierhaltung austauschen, wir sprachen über die Zielkonflikte beim Bauen ausserhalb der Bauzone und über die Schlüsselfunktion der Landwirtschaft beim Klimawandel.

Ein Drittel der Lebensmittel werden weggeworfen

Das Thema unseres Standes gab viel Gesprächsstoff: Der Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband nahm das Problem «Food Waste» auf. Schön daran: Man muss mit den Fingern auf niemanden zeigen und trotzdem wissen alle, dass sie direkt in der Verantwortung stehen. Rund ein Drittel aller geniessbaren Lebensmittel werden auf dem Weg vom Feld auf den Teller weggeworfen. Und während Feld- und Lagerverluste optimiert werden und Verluste als Tierfutter, in Biogasanlagen oder als Bodenverbesserer genutzt werden, steigt der Anteil, der vom Kühlschrank in die Kehrichtverbrennung wandert.

Das unnötige Wegwerfen von wertvollen Lebensmitteln ist ein Türöffner, um über viele Herausforderungen unserer Land- und Ernährungswirtschaft zu sprechen. Denn eines ist beim «Food Waste» offensichtlich, gilt aber für alle unsere Themen: Es ist eine Gesellschaftsaufgabe, bei der die ganze Gesellschaft in der Verantwortung steht und die Landwirtschaft ein wichtiger Teil der Lösung ist.

Und während ich so vor mich hin sinniere, bin ich auch wieder ganz froh, sind die strengen langen Tage vorbei. Trotzdem: ich bin sicher, ich tue mir das auch nächstes Jahr wieder an. Weil es Spass macht und sinnvoll ist.