Wenn man sich wöchentlich zwischen zwei sehr verschiedenen Welten bewegt, erfordert das gewisse logistische Fähigkeiten. Diese fehlen mir leider weitgehend. So suche ich immer noch meine Airpods, die ich wahrscheinlich in den Ausgang mitgenommen habe, und die jetzt in irgendeiner Handtasche im Standby-Modus weilen. Oder sind sie doch in der Forstjacke auf dem Betrieb?
Pendeln, von der einen Welt in die andere
Airpods, eine Erfindung Gottes. Ist das «noise-cancelling» einmal aktiviert, bekommt man ausser von der eigenen Musik in bester Tonqualität nichts mehr mit. Geräusche-annullierend eben. Nun bin ich also ungeschützt, in der vollen Geräuschekulisse des Pendlerzuges auf dem Weg ins Büro und pendle von der einen Welt in die andere. Eine Schulklasse steigt in den sowieso schon vollen Zug. Eine Frau telefoniert in portugiesischer Sprache, jemand entlädt seine volle Nase in ein Taschentuch.
Ein Fall für den Pamir
Jetzt vermisse ich nicht nur meine Airpods, sondern meinen Pamir. Der Pamir, der während den Arbeiten auf den Maschinen das Gehör schützt und sogar Radio oder via Bluetooth die eigene Musik abspielt. Im Gegensatz zu den Airpods wüsste ich sogar, wo ich ihn deponiert habe. Aber leider hängt er in der Garderobe meiner anderen Welt. In der Welt, in der es keine vollen Pendlerzüge gibt - nur laute Motoren der Traktoren und das nervende Surren des Fadenmähers.
Sera ist im Hinterland von Schwarzenburg aufgewachsen, wohnt in Bern und arbeitet als Redaktorin bei der BauernZeitung. In ihrer Serie erzählt die Agronomin von den Unterschieden zwischen der bodenständigen Lebensart, die sie beim «Bure» erlebt und dem ganz anderen Leben in der Stadt.
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