In den ersten beiden Ausgaben fand das Innovation Camp als Digitalisierungswerkstatt statt. Später wurde der Rahmen weiter gefasst – es geht seit 2020 nicht mehr nur um Digitalisierung, sondern allgemein um Innovation.

Junge Landwirtinnen und Landwirte oder Personen in Ausbildung können im Rahmen des Innovation Camps lernen, wie sie mit ihren vorhandenen Ideen durchstarten können. Zugleich können sich die Junglandwirtinnen und Junglandwirte mit Studierenden der ETH Zürich, der BFH-HAFL und von weiteren Fachhochschulen vernetzen.

Christine Geissbühler und Patrick Bürgisser, welche die Innovationsmanufaktur der Berner Fachhochschule HAFL leiten, moderieren die Veranstaltung und begleiten die ideenreichen jungen Leute aus der Landwirtschaft. Insgesamt konnten bisher ungefähr 80 Personen an einem der Innovation Camps teilnehmen. «Pro Durchführung sind zwischen vier und sechs Projektideen entstanden. Verschiedentlich wurden Ideen auch weiterverfolgt», sagt Markus Gusset, Initiant des Innovation Camps vom BLW.

Bei einem dieser Projekte gehe es um die Unkrautbekämpfung. «Konkret geht es um energieautarke, autonom funktionierende Mähroboter, die im Obstbau zum Einsatz kommen», erklärt Gusset. Diese sollen eine dauerhafte Begrünung des Baumstreifens als Alternative zur Offenhaltung durch Herbizide oder physikalische Verfahren ermöglichen. Das Projekt wird von der Zürcher Fachhochschule ZHAW im Rahmen eines vom BLW finanziell unterstützten Pilotprojekts fortgeführt.

Ein anderes weiterverfolgtes Projekt dreht sich um das Weidemanagement. Mittels Drohnen kann der Trockensubstanzertrag geschätzt werden. Das Innovation Camp habe einen Initialisierungseffekt auf das bereits zuvor als Vision bestehende Projekt gehabt, sagt Michael Sutter von der HAFL. Es habe dank dem Engagement der HAFL fortgeführt werden können.

Vielfältige Themen

Dieses Jahr wurden am Campus Sursee Ideen zu Geschäftsmodellen um fünf Themen entwickelt:

  • Intercropping: Mit einem Feldversuch sollen die Machbarkeit und die erhofften positiven Umweltwirkungen von modernen Mischkulturen im Ackerbau erprobt werden.
  • Farm Tool Creator: Eine Plattform soll es möglich machen, ohne Programmier-Kenntnisse eine Agrar-App zu erstellen.
  • Grasland-Protein: Autonom gemähtes Frischgras soll zu Proteinen verarbeitet werden, damit es auch Menschen und andere Nicht-Wiederkäuer essen können.
  • Üsi Wärmi: Eine Genossenschaft soll es den Mitgliedern ermöglichen, Biomasse zu liefern resp. die Wärme daraus zu beziehen.
  • Agro Business Consulting: Mittels eines gesamtbetrieblichen Analyse- und Beratungsansatzes soll die Arbeitsbelastung von Betriebsleitenden gesenkt werden.

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Laut Markus Gusset sind auch einige dieser Projektideen vielversprechend und sollen in geeigneter Form weiterverfolgt werden. Das geschehe über die Vermittlung potenzieller Umsetzungspartner, aber auch über Gesuche um Finanzhilfen im Rahmen der BLW-Förderinstrumente.

Nachfolge gesucht

Nun ist das Bundesamt für Landwirtschaft daran, jemanden zu suchen, der die Durchführung des Innovation Camps übernimmt. «Das Engagement des BLW war als Anschubfinanzierung gedacht», sagt Gusset. Für die Dauerfinanzierung einer solchen Veranstaltung fehle hingegen die gesetzliche Grundlage. Gusset ist aber zuversichtlich, dass für die Zukunft der Veranstaltung eine gute Lösung gefunden wird.

Die BFH-HAFL sei daran interessiert, das erfolgreiche Format weiterzuführen, da ein grosses Potenzial bestehe, um so Innovationen in der Landwirtschaft zu begünstigen, sagt Stefan Gfeller von der BFH-HAFL. Einerseits über die Weiterführung der entstandenen Projekte und Geschäftsmodelle. Andererseits agieren die Teilnehmenden als Multiplikatoren, indem sie die Methoden und Tools anwenden, um künftige innovative Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Entsprechende Gespräche mit dem BLW und weiteren potenziellen Partnern finden noch dieses Jahr statt.

Netzwerken und lernen

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten jedenfalls vom Innovation Camp profitieren. «Mir hat besonders gut gefallen, dass wir als bunt zusammengewürfelte Truppe von Personen aus ETH, HAFL und der Praxis gemeinsam konkrete Projekte erarbeiten und vorstellen konnten», sagt Landwirt Valentin Keiser. «Wir haben viele spannende Methoden kennengelernt, um eine Idee kreativ zu entwickeln», zieht auch Agronomin Flurina Müller ein positives Fazit.

Und Johannes Meyer, Agronomie-Student an der HAFL, ergänzt zu einem konkret entwickelten Projekt: «Wir haben uns während dem Innovation Camp mit dem Problem auseinandergesetzt, dass in der Landwirtschaft Daten häufig mehrfach eingegeben werden. Innerhalb von 24 Stunden haben wir ein Projekt skizziert, wie mit bestehenden Tools diese Mehrfacheingabe reduziert und die vorhandenen Daten besser genutzt werden könnten.»