«Wir lassen unsere Kälber im Frühling nie das erste Mal an einem Dienstag oder an einem Donnerstag auf die Weide», sagt Adrian Vonlanthen. Und wenn da noch der Aszendent Krebs oder Löwe im Datum ist, erst recht nicht. Denn: «Wir wollen nicht den ganzen Sommer den Tieren hinterherrennen», so der Betriebsleiter.

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Grosser Einfluss des Monds

Vonlanthens arbeiten eng mit dem Mondkalender zusammen und sie sind überzeugt, dass der Mond einen grossen Einfluss auf die Tier- und Pflanzenwelt hat. So wird auch nie bei zunehmendem Mond Mist geführt oder die Rinder werden an bestimmten Tagen auf die Alp gebracht.

Aber nicht nur der Mondkalender hat eine grosse Bedeutung, auch die Homöopathie und der Einsatz von biologisch-dynamischen Präparaten nehmen im Stall und im Ackerbau einen wichtigen Platz ein. 100 Kühe, 200 Legehennen, Urdinkel, Hartweizen, Spargeln, Gemüse, Erdbeeren, eine Obstanlage und drei Selbstbedienungshofläden – der Betrieb von Adrian und Andrea Vonlanthen ist im freiburgischen Giffers nicht zu übersehen. Mit seiner Grösse dürfte dieser Demeter-Hof einmalig sein in der Schweiz.

Nicht nur die vielen Betriebszweige sind aussergewöhnlich, bemerkenswert ist auch, dass der Hof biologisch-dynamisch geführt wird, also nach den Vorschriften von Demeter. «2011 haben wir auf Bio umgestellt, seit drei Jahren bewirtschaften wir den Betrieb auf diese Weise. Wir sind überzeugt von der Demeter-Philosophie», sagt das Betriebsleiterehepaar klar und deutlich.

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Auf dem neusten Stand

Durchorganisiert, blitzblank sauber, technisch auf dem neusten Stand und jedem Betriebszweig wird volle Aufmerksamkeit geschenkt: Wie bringt man das alles unter einen Hut? «Mit guten Leuten und mit einer guten Organisation», sagt Adrian Vonlanthen, der im Militär Major ist, lachend. Beim Besuch der BauernZeitung ging es aber nicht so ganz militärisch zu, die Familie nahm sich viel Zeit, um ihren Betrieb vorzustellen und auf die Fragen einzugehen. Interessant ist dabei zu sehen, mit welchem Elan und welcher Freude Vonlanthens ihren Betrieb führen und dabei aber die Lebensqualität nicht zu kurz kommen lassen: «Um 5 Uhr Morgens fangen wir an und wenn es geht, machen wir am Abend um 18 Uhr Feierabend», erläutert der Betriebsleiter das Erfolgsrezept.[IMG 6]

Eindrücklicher Stall

100 Meter lang, 45 Meter breit, das sind die stolzen Masse des neuen Stalls. Letztes Jahr im April war der Spatenstich und im Dezember war er schon bezugsbereit. Viel Licht, viel Platz, viel Holz – der neue Stall bietet Tierwohl vom Feinsten. «Zirka 1800 m3 Beton haben wir verbaut, das meiste davon für die Güllegrube von 1,6 Mio m3 Inhalt», so der Betriebsleiter. Da das Enthornen bei den Kühen verboten ist, musste man im Gegenzug den Stall auch grösser planen, damit die Tiere genug Ausweichmöglichkeiten haben.

Gemolken wird in einem 2×8-DeLaval-Parallelmelkstand, gefüttert werden die Kühe mit einem Fütterungsroboter. «Die Milchproduktion ist und bleibt unser wichtigster Betriebszweig», hält Adrian Vonlanthen fest. Leider gehe seine Milch noch in den konventionellen Milchkanal. Durchschnittlich 86 Rappen bekomme er für seine Gruyère-Milch, eigentlich müsste er für seine Demeter-Milch Fr. 1.05 erhalten. «Hier laufen Gespräche, dass wir unsere Milch in Zukunft in diesen Kanal liefern können», sagt der Meisterlandwirt.

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Immer ein Stier dabei

AboNachgefragt«Ein besonders wichtiger Grundsatz ist für uns, dass die Tiere unversehrt bleiben und ihre Hörner behalten»Freitag, 6. Mai 2022 Die Kühe sind während der Vegetation auf der Weide, im Winter besteht die Ration aus Dürrfutter, Karotten und etwas Kraftfutter. Alles Futter wird auf dem Betrieb produziert. Die Leistungen sind mit 5500 bis 6000 kg auch dementsprechend weniger hoch. «Gerste, Grünmais oder Soja bauen wir selbst an», so Adrian Vonlanthen.

Damit man bei 100 Kühen auch keine Fruchtbarkeitsprobleme hat, läuft in der Kuhherde immer ein Stier mit. Die Rinder werden ausschliesslich mit einem Fleischrassenstier im Natursprung gedeckt. Robust, eine gute Fruchtbarkeit, ein guter Milchgehalt und gute Fitnesseigenschaften – so fasst der Landwirt sein Zuchtziel zusammen. «Mit dieser Strategie sparen wir nicht nur Tierarzt-, sondern auch Besamungskosten», ist Vonlanthen überzeugt. Am liebsten würde er nur SF-Kühe halten, doch die Kinder und seine Frau freuen sich auch an den Braunen, an den Jerseys oder auch an den Holsteintieren.

200 Legehennen

[IMG 5]Beim Betriebsrundgang fallen einem auch die 200 Legehennen auf. «Das sind Zweinutzungshühner der Rassen Cream und Coffee», sagt Andrea Vonlanthen. Die robusten Hühner seien etwas spätreifer als die herkömmlichen Rassen, dafür verfügen sie über mehr Fleisch am Körper. «Als Demeter-Betrieb ist uns das Töten von männlichen Küken verboten», so Vonlanthen. Das heisst, dass sie beim Kauf ihrer Küken auch die männlichen mitkaufen. Bei 200 Hühnern seien jeweils 50 % Hähne mit dabei. «Mit 16 Wochen schlachten wir die Hähne, das Fleisch verkaufen wir über die Direktvermarktung», sagt das Betriebsleiterehepaar. Die Eier werden nicht nur über die drei Hofläden verkauft, sondern jeden Freitag und Samstag ist auf dem Betrieb auch grosser Backtag.

Das Brotmehl, man höre und staune, wird auf dem Betrieb selbst angebaut und gemahlen. «Jährlich mahlen, verarbeiten und verkaufen wir sicher gegen zehn Tonnen Urdinkel- und Hartweizenmehl», so der Landwirt. Aber nicht nur Brot werde vom eigenen Mehl gebacken, sondern auch Teigwaren werden damit hergestellt. Dank dieser Strategie erziele man auf dem Betrieb eine grosse Wertschöpfung.

Nichts dem Zufall überlassen

Auch im Ackerbau überlässt man auf dem Betrieb «Fäschtus» nichts dem Zufall: Neben Getreide werden auch Kartoffeln, Kürbisse, Erdbeeren, Gemüse oder Spargeln angebaut. Und bei den Spargeln herrscht jetzt Hochbetrieb: «Vom April bis zum 20. Juni dauert die Saison», sagt Adrian Vonlanthen. Jeden Morgen heisst es, die grünen und weissen Spargeln zu ernten und diese für den Verkauf vorzubereiten. «Wenn man einen Hofladen hat, ist es sicher von Vorteil, wenn man übers Jahr verschiedene Produkte anbieten kann», so Andrea Vonlanthen. Bedient werden ihre drei Hofläden nicht. «Wir vertrauen unserer Kundschaft und haben damit gute Erfahrungen gemacht», sagt das Ehepaar.[IMG 4]

Grosse Herausforderungen

Aber auch im Ackerbau stehe man als Demeter-Betrieb vor Herausforderungen: «Bei uns ist die Fruchtfolge ein wichtiger Punkt, um den Krankheitsdruck tief halten zu können», so Adrian Vonlanthen. Ein weiterer Punkt sei das Einsetzen von biologisch-dynamischen Präparaten. Diese werden mit der Präparatespritze auf den Boden und auf die Pflanzen ausgebracht.

Hörner vergraben

Die Wirkung der Präparate zeige sich neben der Stärkung der Pflanzen vor allem auch in einer sichtbaren Fruchtbarkeit des Bodens. Er werde humusreicher, krümeliger und die Wasserhaltefähigkeit steige. «Um die Präparate und ihre Wirkung besser kennenzulernen, habe ich in Rheinau einen mehrtägigen Kurs besucht», sagt Andrea Vonlanthen. «Der Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenbehandlungsmittel macht jetzt bei uns sicher mehr mechanische Unkrautregulierungsmassnahmen nötig», doppelt ihr Mann nach.

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Bekannt bei Demeter-Betrieben ist sicher auch, dass diese im Herbst Kuhhörner, gefüllt mit Mist, an einem sonnigen Standort vergraben, diese im Frühjahr wieder ausgraben, den Inhalt mit Wasser verrühren und in homöopathischen Dosen in Form von Spritzungen auf dem Feld verteilen. Für Adrian und Andrea Vonlanthen ist klar, dass ihre Bewirtschaftungsmethode bei manchen Berufskollegen ein Lächeln auf die Lippen zaubert. «Auch als Demeter-Betrieb kann man produzieren, nur etwas anders», sind beide überzeugt. Für Sie stimme diese Produktionsweise und der Erfolg gibt ihnen mehr als recht.

Betriebsspiegel

Betriebsleiter: Adrian und Andrea Vonlanthen mit den Kindern Levin, Ljana, Lynn und Ljan
Ort: Giffers FR
Arbeitskräfte: Betriebsleiterehepaar, vier Angestellte,Eltern, Schwiegereltern
Produktionsform: Bio-Demeter
Fläche: LN 100 ha
Alpen: 70 Stösse
Tierbestand: 100 Kühe (Gruyère-Produzent), 100 StückNachzucht, 200 Legehennen
Betriebszweige: Milchwirtschaft (Gruyère), Ackerbau, Obstbau, Direktvermarktung, drei Selbstbedienungshof-läden, Verkauf von Backwaren, Teigwarenproduk-tion, Erdbeerfeld (selber pflücken), Spargeln,Vermietung eines Partyraums, Agrotourismus

Mehr Infos unter www.faeschtus-biohof.ch