Das Bundesamt für Statistik (BFS) hat erste Schätzungen zur Wertschöpfung in der Landwirtschaft im 2019 vorgenommen. Die Gesamtproduktion der Schweizer Landwirtschaft werde sich auf 11,0 Milliarden Franken belaufen, heisst es in einer Mitteilung des Amtes. Das seien 2,9 Prozent mehr als 2018. Die Ausgaben für Vorleistungen (Futtermittel, Energie, Dünger, Unterhalt und Reparaturen usw.) schätz das BFS auf 6,8 Milliarden Franken, diese seien 3,4 Prozent höher als im Vorjahr. Die Bruttowertschöpfung - die Differenz zwischen dem Produktionswert und den Vorleistungen - werde sich auf etwa 4,2 Milliarden Franken belaufen. Sie nimmt somit zwischen 2018 und 2019 um 2,1 Prozent zu. Ohne Berücksichtigung der Teuerung steige die Bruttowertschöpfung um 2,7 Prozent.

 

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1. Weizen profitiert, Obst fällt geringer aus

Der Produktionswert beim Pflanzenbau steigt gegenüber 2018 um 4,1 Prozent und dürfte 2019 damit 4,6 Milliarden Franken erreichen. Das BFS schätzt die Getreideernte auf über 950'000 Tonnen. Dies bedeute eine Zunahme von 7,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wo die Trockenheit zu schaffen machte. Der Produktionswert beim Getreide wachse um 11,9 Prozent, so das Amt. Auch die Raufuttererzeugung habe sich erholt. Somit könnten die Vorräte nach dem defizitären Jahr 2018 wiederhergestellt werden.

Im Weinbau sind ebenfalls gute Ernten zu erwarten. Die Qualität und Quantität liegt jedoch unter dem Niveau des Erfolgsjahrs 2018. Die grossen Vorräte und die Weinimporte erhöhen zudem den Preisdruck. Im Obstbau fällt der Produktionswert im Vergleich zum ausserordentliche Jahr 2018 um 11,2 Prozent tiefer aus.

2. Tierische Produktion nimmt zu

Die tierische Produktion soll im Jahr 2019 gegenüber 2018 um 2,2 Prozent zunehmen. Sie erreiche einen Betrag von rund 5,2 Milliarden Franken. Der Wert der Milchproduktion ist stabil bei nahezu 2,2 Milliarden Franken (+0,1 Prozent), wobei sowohl der Durchschnittspreis (+0,3 Prozent) als auch die gelieferten Mengen (–0,2 Prozent) auf Vorjahresniveau bleiben. Die Nachfrage nach Schlachtrinder bleibt hoch, während das Preisniveau für Kälber im Vergleich zu 2018 sinkt. Insgesamt hält sich der Wert der Rindviehproduktion auf dem Niveau von 2018 (1,4 Mrd. Franken, +0,1 Prozent).

Die Situation auf dem Schweinemarkt habe sich verbessert. Der weitere Rückgang der Schlachtungen erhöhe den Durchschnittspreis für Schweine um 17,6 Prozent. Dadurch steigt der Wert der Schweineproduktion um 13,1 Prozent auf rund 1,0 Milliarden Franken. Demgegenüber habe sich Aufschwung der vergangenen Jahre in der Geflügelproduktion verlangsamt und erreiche 2019 einen Produktionswert von 0,6 Milliarden Franken (+1,1 Prozent). Die Eierproduktion nimmt weiter zu (Produktionswert +2,9 Prozent), während beim Mastgeflügel eine Abschwächung festzustellen sei (–0,4 Prozent).

3. Höhere Produktionskosten

2019 steigen die Produktionskosten (Vorleistungen, Abschreibungen, Löhne, Pachten, Schuldzinsen und Produktionsabgaben) gegenüber 2018 um 2,2 Prozent an, wie das BFS schreibt. Die Zunahme der Vorleistungen (6,8 Mrd. Franken; +3,4 Prozent) habe verschiedene Gründe. Die Landwirtschaftsbetriebe bezahlten mehr für Rückbehalte für die Vermarktung von landwirtschaftlichen Produkten wie Mostobst, Getreide und Milch. Zudem hatte die Aufhebung der Ausfuhrbeiträge für landwirtschaftliche Verarbeitungsprodukte (Anpassung des «Schoggigesetzes») einen Einfluss auf die Produktionskosten.

Während die Preise für Düngemittel stiegen, sind die Ausgaben für Futtermittel gesunken. Dies habe mit der besseren Futterernten und die tiefere Anzahl Mastschweine zu tun. Die Abschreibungen (2,0 Mrd. Franken, +0,3 Prozent) und die Löhne für die Angestellten (1,3 Mrd. Franken, +0,2 Prozent) sind hingegen stabil geblieben. Die Pachten würden weiter ansteigen. (0,3 Mrd. Franken, +4,2 Prozent). Dies sei darauf zurückzuführen, dass die Betriebe durchschnittlich grösser werden und die Mieten laufend angepasst würden.

4. Direktzahlungen sind wichtiger Einkommensbestandteil

Nach ersten Schätzungen, welche sich auf den Voranschlag des Bundes stützen, sollen die Staatsbeiträge gegenüber 2018 um 0,4% zunehmen. Mit nahezu 3 Milliarden Franken machen diese Beiträge 2019 über 21 Prozent der gesamten Einnahmen (Produktion und Staatsbeiträge) aus.

5. Einkommen der Landwirte nimmt zu

2019 nehmen die Einnahmen (Produktionswert, Staatsbeiträge und Habzinsen) um 2,4 Prozent oder rund 325 Millionen Franken auf 13,9 Milliarden Franken zu. Die Ausgaben (Vorleistungen, Abschreibungen, Löhne, Pachten, Schuldzinsen und Produktionsabgaben) steigen um 2,2 Prozent auf 10,8 Milliarden Franken an (+235 Mio. Franken). Das BFS schätzt das Nettounternehmenseinkommen der Schweizer Landwirtschaft (sektorales Einkommen)auf knapp 3,2 Milliarden Franken. Dies entspreche einem Plus von 2,9 Prozent (90 Mio. Franken) gegenüber 2018. Das sektorale Einkommen, das hauptsächlich die Arbeit und das produktive Vermögen (Kapital und Boden) sämtlicher Bauernfamilien in der Schweiz entschädigt, liegt damit mit nahezu 9 Prozent über dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre (rund 2,9 Mrd. Franken).

6. Arbeitsvolumen sinkt um 1 Prozent

Nach den ersten Schätzungen nimmt das Arbeitsvolumen 2019 gegenüber 2018 um 1,0 Prozent ab. Die Arbeitsproduktivität, die sich aus dem Verhältnis zwischen der Bruttowertschöpfung (zu konstanten Preisen von 2010) und dem gesamten Arbeitsvolumen der Landwirtschaft ergibt, steige damit im Vergleich zum Vorjahr um 3,7 Prozent. Seit 2000 ist das Arbeitsvolumen in der Schweizer Landwirtschaft stark gesunken (-26 Prozent), während die Arbeitsproduktivität um mehr als 31 Prozent zugenommen hat.

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