Blumen, steile Berge und Terrassenfelder prägen die Landschaft der portugiesischen Insel mitten im Atlantik. Mitte März 2025 reiste eine Gruppe von 29 Leser(innen) nach Madeira, um die Insel und deren Landwirtschaft zu erkunden.

Vielfältige Landwirtschaft

Wein, Rum und Bananen – das sind die Hauptlandesprodukte von Madeira. Ausserdem wachsen hier viele verschiedene Kulturpflanzen: Erdbeeren, Papayas, Mangos, Passionsfrüchte, Maracujas, Zitrusfrüchte, Drachenfrüchte, Cherimoyas («Zuckeräpfel»), Surinamkirschen, Guaven, Feigen, Granatäpfel, Ananas, Kastanien, Avocados, Tomaten, Bohnen, Kartoffeln, Süsskartoffeln und Getreide.

Obwohl Madeira 85 % der Lebensmittel importieren muss, macht die Landwirtschaft hier rund 8 % des Bruttoinlandproduktes (BIP) aus. Zum Vergleich: Der Anteil der Schweizer Landwirtschaft am BIP beträgt 0,6 %. Weiter ist der Tourismus, welcher auf Madeira 35 % zum BIP beiträgt, eine sehr wichtige Einkommensquelle.

Madeira ist zudem als die «Blumeninsel» bekannt. Das ganze Jahr über wachsen hier viele verschiedene Blumen. Obwohl die Reisegruppe die Insel vor der Hauptblütezeit besuchte, waren doch einige Pflanzen wie verschiedene Agavenarten, blaue Natternköpfe, Aloe vera und Magnolien in Blüte zu sehen.

Wein mit «viel Schuss»

Madeira ist durch das milde und subtropische Klima ideal für den Anbau von Weinreben. Die offiziell registrierte Anbaufläche beträgt rund 400 Hektaren. Angebaut werden die Weissweinsorten Malvasia, Bual, Verdelho, Sercial und Terrantez sowie die Rotweinsorten Tinta Negra und Bastardo.

Madeiraweine sind Likörweine und haben einen Alkoholgehalt zwischen 17 und 22 %. Die Gärung wird durch die Zugabe von Weinbrand unterbrochen und «aufgespritet». So entsteht der gewünschte hohe Alkoholgehalt und der Wein hat eine entsprechend hohe Restsüsse.

Die Lagerung erfolgt meist in Holzfässern, wobei die Lagerzeit 5 bis 100 Jahre betragen kann. Eine Flasche 100-jähriger Madeirawein kostet rund 2400 Euro. Madeirawein ist besonders lange haltbar und kann nach dem Öffnen bis zu einem Jahr lang im Kühlschrank aufbewahrt werden.

Neben Wein wird auf Madeira auch Rum produziert. In der Destillerie «Companhia dos Engenhos do Norte» erhielt die Reisegruppe einen Einblick in die Rumherstellung. Die Basis für die Produktion ist Zuckerrohr. Es werden rund zwölf Kilogramm Zuckerrohr benötigt, um einen Liter Rum mit einem Alkoholgehalt von 50 % herzustellen. Die gesamte Fläche für den Zuckerrohranbau auf Madeira beträgt 172 Hektaren.

Ein traditionelles Getränk auf Madeira heisst «Poncha», bestehend aus Rum, Zitronen- und Orangensaft sowie Honig oder Zuckerrohrmelasse.

Fast 3000 Bananenproduzenten

Madeira zählt gut 3000 Bananenproduzent(innen), wobei die Zahl aber zunehmend sinkt. Die Produzent(innen) produzieren gesamthaft 25 000 Tonnen Bananen pro Jahr. Davon werden 80 % aufs portugiesische Festland exportiert, der Rest wird auf der Insel vermarktet.

Bis eine Pflanze Früchte trägt, dauert es 12 bis 14 Monate. Damit die Reifung der Bananen gleichmässig erfolgt, werden die Stauden mit Plastik eingepackt. Aus einer 60 Kilogramm schweren Bananenstaude können rund 300 Bananen geerntet werden. Übrigens: Wussten Sie, dass die Banane eigentlich eine Beere ist?

Neben den «normalen» gelben Bananen wachsen auf Madeira auch rote Bananen und Kochbananen. Besonders interessant ist, dass die Bananen immer Saison haben und deswegen das ganze Jahr über geerntet werden können.

Auch hier fallen die kleinen Strukturen und die Vielfalt auf. Auf der Parzelle des BAM (Centro da Banana da Madeira) wachsen beispielsweise auf einer Hektare 17 verschiedene Sorten Bananen.

Die Produzent(innen) produzieren Bananen auf kleinen Flächen von durchschnittlich drei Hektaren. Nur gut 15 Produzent(innen) bewirtschaften Anbauflächen über drei Hektaren.

Fünf portugiesische Rassen

Während Bananenpflanzen in fast jeder Ecke Madeiras anzutreffen waren, war von den Tieren weniger zu sehen. Ziegen, Schafe, Rinder und Kühe hat die Reisegruppe häufig einzeln oder in kleinen Gruppen angetroffen. Als Vulkaninsel mit wenig Grasland ist die Tierhaltung auch nicht das Erste, was man mit der Landwirtschaft Madeiras verbindet.

Trotzdem leben auf Madeira fünf portugiesische Fleischrinderrassen: Raça da Terra, Cachena, Barrosã, Minhota und Garvonesa. Alle Rassen sind kleinrahmig, behornt und gut an die jeweilige Topografie angepasst. Auch Tiere der Rasse Limousin werden auf der Insel gehalten. Jedoch wird ein Grossteil des Rindfleisches importiert.

Besonders interessant für die Leser(innen) war die Futterration. Die Nutztiere erhalten hier im Stall häufig sogenannte Bagasse, Zuckerrohrresten aus der Rumherstellung, sowie Süsskartoffeln und Bananen.

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