Argentinien – ein Land der Kontraste, geprägt von endlosen Weiten, einer pulsierenden Metropole und atemberaubenden Naturlandschaften.

Genau dies konnten wir, eine bunt zusammengewürfelte 13-köpfige Gruppe, im Februar für zwei Wochen erleben. Eine faszinierende Entdeckungstour führte uns von Buenos Aires südwärts über die Pampa nach Bahía Blanca, in den Nordwesten, nahe den Anden ins Weingebiet nach Salta-Cafayate, bis zu den imposanten Iguazú-Wasserfällen und Regenwäldern im Nordosten des Landes an der brasilianischen Grenze.

Stadt des Tangos

Nach einer sehr langen Anreise landeten wir in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires, wo uns Gisela, unsere Reiseleiterin, mit offenen Armen empfing. Die lebendige Atmosphäre zog uns sofort in ihren Bann. Zu Fuss, aber auch auf einer Stadtrundfahrt, besuchten wir die verschiedenen Stadtviertel: das exklusive Palermo, das historische San Telmo und das farbenfrohe La Boca mit seinen berühmten Tangotänzern. Die legendären Fussballer Diego Maradona und Lionel Messi sind in dieser Stadt allgegenwärtig. Aber auch die Armut ist nicht zu übersehen, vor allem in der Innenstadt, wo sich die Obdachlosen in Hauseingängen oder auf Parkbänken mit Sack und Pack niederlassen. An einem Abend erlebten wir eine mitreissende Tango- und Folklore-Show – ein Ausdruck argentinischer Lebensfreude.[IMG 2]

Ein Ausflug aufs Land ermöglichte uns einen Einblick in das traditionelle Leben der Gauchos. Auf der Estancia «Santa Susana» (1200 ha Land) haben einige von uns – nach dem Asado, dem typischen argentinischen Grillfest – das Tanzbein zu argentinischer Musik geschwungen. Zudem konnten wir an einer spektakulären Reitvorführung teilnehmen, kamen mit dem Gastgeber ins Gespräch und erfuhren mehr über die Herausforderungen der Landwirtschaft in diesem riesigen Land. Dabei muss erwähnt werden, dass diese Estancia auch oder vor allem vom Tourismus lebt.

Die Pampa-Region

Argentinien blickt mit dem 2022 neu eröffneten Viehmarkt in Cañuelas optimistisch in die Zukunft. Das grosszügige Gelände erstreckt sich über 110 Hektaren. Wir hatten die Gelegenheit, die Viehauktionen live mitzuerleben. Dieser Markt ist der bedeutendste für landwirtschaftliche Verkäufe in Argentinien und aufgrund seiner einzigartigen Merkmale weltweit konkurrenzlos. Mit einer Kapazität von 12 000 Tieren pro Tag bietet er bereits eine beachtliche Grösse, und es besteht die Möglichkeit, die Kapazität in Zukunft, um weitere 6000 Tiere zu erweitern.[IMG 3]

Einen Einblick in die ganze Produktionskette – vom Bauernhof über die Käserei bis hin zur Ladentheke – konnten wir beim Familienunternehmen gewinnen. Die Käserei «Tradición Inza» stellt eigene Käsesorten aus eigener Milch her – ausschliesslich für den argentinischen Markt. Angeboten werden u. a. Gouda mit fünf Pfeffern, Oregano und Basilikum sowie mit Nüssen, Mandeln und Haselnüssen. Zudem betreibt das Unternehmen die erste Biogasanlage der Region für nachhaltige Abwasserverwertung. Doch bei unserem Besuch war sie ausser Betrieb – ob sie inzwischen läuft?

Zudem wurden wir herzlichst von Familie Tschol und ihren Freunden empfangen. Die Schweizer Familie wurde vor etwa vier Jahren in der Region Tornquist sesshaft. Egon Tschol berichtete mit grosser Leidenschaft von seinem Wechsel vom Finanzanalysten zum Landwirt und seiner nachhaltigen Bewirtschaftung seines Landes. Während des Treffens gab es einen lebhaften Austausch, und die Diskussionen bereicherten das Treffen erheblich. Das Asado war ein wahrer Genuss, begleitet von einem köstlichen Kartoffelsalat und mit Kaffee und Kuchen.

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Weinregion Salta/Cafayate

Ohne Inlandflüge kommt man nicht weit in diesem Land, wir hatten insgesamt drei davon. Die Reise nach Salta an der chilenischen Grenze des Landes war eine Tortur. Bei der Zwischenlandung in Buenos Aires mussten wir den Flieger wieder verlassen. Jedoch hatten wir Glück im Unglück und konnten vier Stunden später mit einer anderen Maschine losfliegen. Die nachfolgende vierstündige Busfahrt nach Cafayate hatte es auch in sich. Um 4 Uhr morgens konnten wir endlich todmüde im Hotel einchecken.

Am nächsten Morgen ging es schon weiter auf eine Erkundungstour durch die «Quebrada de las Conchas», eine atemberaubende Schlucht, auf Deutsch «Muschelschlucht», die für ihre aussergewöhnlichen geologischen Formationen bekannt ist. In dieser Region ist der Kaktus «Cardón de Cafayate» aufgrund seiner Seltenheit und seiner besonderen Bedeutung für die lokale Flora geschützt. Der Kaktus wächst sehr langsam, 2 bis 3 cm pro Jahr.

Ein sehr schöner Besuch war bei der authentischen Bodega «El Esteco». Das Weingut mit fast 1000 Hektaren Weinbergen wurde 1892 von Familie Michelini gegründet und hat eine lange Tradition in der Weinproduktion. Cafayate ist bekannt für seine hoch gelegenen Weinberge, die sich in Höhenlagen von bis zu 1700 Metern über dem Meeresspiegel befinden.

«El Esteco» produziert eine Vielzahl von Weinen, darunter die einheimische Weissweinsorte Torrontés, die sehr gern von uns getrunken wurde.

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Naturwunder Iguazú-Wasserfälle

Den krönenden Abschluss unserer Reise bildete der Besuch der gewaltigen Iguazú-Wasserfälle. Eine Speedboot-Fahrt brachte uns hautnah an die Wasserkaskaden heran – sogar unser 86-jähriger Mitreisender hat dieses unvergessliche Erlebnis mitgemacht.

Die Reise durch Argentinien war mehr als nur ein Einblick in die Landwirtschaft – es war eine Begegnung mit einer faszinierenden Kultur, beeindruckenden Menschen und einer einzigartigen Natur. Die Mischung aus historischen Städten, ländlicher Idylle und spektakulären Naturwundern machte sie zu einem unvergesslichen Erlebnis. Argentinien mag ein wenig chaotischer und weniger berechenbar sein als die Schweiz, aber genau das macht seinen besonderen Charme aus. Argentinien – ein Land, das in Erinnerung bleibt!

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In Zahlen
 
7,2 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner Argentiniens arbeiteten 2022 gemäss Statista in der Landwirtschaft.
2 780 400 km2 Fläche. Argentinien ist das achtgrösste Land der Welt.
1 500 000 km2 landwirtschaftliche Fläche.
420 000 km2 Ackerland.
1 Mio km2 Weidefläche.
86 480 000 Tonnen agro-industrielle Exporte in den ersten zehn Monaten des Jahres 2024.