Teigwaren, Meringues oder auch Dörrobst produzieren: Corina Krauers Arbeitsalltag im Hofladen auf dem Ludihof in Benken SG ist abwechslungsreich. Sie liebt es, die hofeigenen Lebensmittel zu veredeln und grosse Mengen Sugo oder Eingemachtes herzustellen. Je nach Saison hilft sie auch draussen auf dem Feld, etwa bei der Erdbeeren- oder Bohnenernte, beim Kartoffelroden oder Spargelschneiden. Ihre Begabung als Floristin kann sie bei der Dekoration von Hofladen und Betrieb ausleben.

Neues anpacken

Seit Juni 2021 ist Corina Krauer auf dem Direktvermarktungsbetrieb. Doch eigentlich hatte die junge Frau andere Pläne. Nachdem die Floristin zwei Jahre auf ihrem erlernten Beruf gearbeitet hatte, wollte sie etwas Neues in ihrem Leben anpacken. Sie plante eine längere Reise nach Neuseeland. Englisch lernen, auf Betrieben arbeiten, reisen, Land und Leute kennenlernen stand auf dem Programm.

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Dann kam Corona. Die Reise wurde gestrichen, doch der Drang nach Veränderung blieb. Sie entschloss sich, die Bäuerinnenschule in Gurtnellen Vollzeit zu absolvieren. Die Antwort, was ihr grösster Profit aus dieser Weiterbildung war, kommt sehr schnell: «Die wertvollen Freundschaften mit meinen Mitschülerinnen.» Und fügt hinzu: «Natürlich haben wir auch viel gelernt, es war eine Schule fürs Leben.»

Die Umsetzung des Gelernten sei jedoch nicht immer einfach, lacht die Bauerntochter und erzählt von ihren Versuchen, einen Wochenplan für Arbeitsabläufe und Menü-Zusammenstellungen auszuarbeiten und auch wirklich umzusetzen. «Das habe ich nie geschafft und wir schaffen es auch hier auf dem Ludihof nicht.»

In Stein gemeisselt

Der Fachausweis bedeutet Corina Krauer viel: «Ich darf mich offiziell als Bäuerin mit Fachausweis betiteln, das ist fix in Stein gemeisselt und niemand nimmt mir das weg.» So kann sie diese abgeschlossene Weiterbildung auch ohne Zögern in ihrem Lebenslauf aufführen. In ihrer Diplomarbeit ging sie auf die nachhaltige Verwertung von Legehennenfleisch ein: «Es war mir wichtig, dass ich mich mit einem Thema auseinandersetze, das ich auch umsetzen kann, und genau das machen wir jetzt im Hofladen.»

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Letzten September wurde das Fleisch der 3000 ausgestallten Legehennen zu verschiedenen Produkten wie Hamburger, Chickennuggets, Ravioli und Bolognese weiterverarbeitet. Corina Krauer erklärt, dass es viel Aufklärungsarbeit bei den Kunden brauche. Doch fast jede zweite Person sei bereit, das Fleisch zu probieren. Sie schätzt die Gespräche mit der Kundschaft sehr und nimmt sich gerne Zeit, Fragen ausführlich zu beantworten.

Lange Tage

Corina Krauer arbeitet mit einem 100-Prozent-Pensum auf dem Ludihof von Familie Schuler. Wie in der Landwirtschaft üblich, bedeutet dies lange Arbeitstage und kurze Wochenenden. Umso wichtiger ist es, dass das soziale Umfeld am Arbeitsplatz stimmt. Zu Beginn war es für die junge Frau schwierig, dass sie der Betriebsleiterfamilie so nahe steht, von ihrem früheren Arbeitgeber kannte sie dies nicht.

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Für die Kinder auf dem Hof gehört Corina Krauer zur Familie und die Betriebsleiterin ist manchmal mehr Freundin als Chefin. «Heute schätze ich diese Verbundenheit und die Horizonterweiterung sehr. Zuvor wusste ich nur von meiner Mutter, wie sie Haushalt und Betrieb führt.» Nun habe sie einen Einblick in einen weiteren Betrieb erhalten. Gleichzeitig ist sie realistisch. Das Einkommen als Angestellte in der Landwirtschaft ist keine Goldgrube, um ihr Budget aufzubessern, putzt Corina Krauer nach der Arbeit zweimal wöchentlich in einer Kita.

Auch in der Freizeit in der Landwirtschaft

Viel Zeit in ihrer 2,5-Zimmer-Wohnung verbringt sie neben der Arbeit nicht. «Dort werde ich nicht alt. Ich bin ein Familienmensch.» Wenn man sie nicht gerade an einem Schwingfest antrifft, ist es für sie selbstverständlich, dass sie in ihrer Freizeit nach Hause geht und anpackt, wo sie gerade gebraucht wird. Aufgewachsen ist sie auf dem Seltenhof in Galgenen SZ. Ihre Eltern führen dort in der Talzone einen Milchwirtschaftsbetrieb. Im Laufstall sind 28 Kühe der Rassen Holstein Frisian, Red Holstein und Swiss Fleckvieh untergebracht.

Corina Krauer gefällt das Gemüt dieser Kühe und betont, dass die Kälber leichter anzutränken sind als Braunviehkälber. Ihr erstes eigenes Geld verdiente sie mit dem Eierverkauf der eigenen Appenzeller Spitzhauben.

Z 'Alp abschalten

Die Landwirtschaft wurde ihr und ihren vier Geschwistern in die Wiege gelegt. «Wir durften, mussten aber nie auf dem Hof mitarbeiten», betont sie. Gern hilft die junge Frau im Stall aus oder kontrolliert während der Alpzeit die Rinder. «Auf der Alp habe ich Zeit für mich. Dann gibt es nur das Vieh, die Aussicht und mich und ich kann so richtig abschalten», schwärmt sie. Wenn Corina Krauer ihre Gedanken ziehen lässt, dann träumt sie schon auch vom eigenen Betrieb: «Ja, ich möchte in der Landwirtschaft bleiben. Etwas Eigenes haben, dass ich meinen Kindern weitergeben kann.» Und im Hinterkopf wäre da immer noch die Reise nach Neuseeland, die Corina Krauer zwar verschoben, jedoch bisher nicht aufgegeben hat.