Josef Scherer: Wer hat denn da im Wald gefrevelt?

Unterwegs mit dem Betriebsförster im Meggerwald letzten Januar. Wir besichtigen die geringelten Bäume, deren Stämme an vorherigen Mondtagen so behandelt wurden. Das gibt Bauholz für unser künftiges neue Wohnhaus in Vollholzbauweise. Was ich erst später vernahm: Die geringelten Bäume lösten bei Spaziergängern Empörung aus, Vandalen wurden vermutet, bei der Gemeinde gingen Klagen ein und ein klärender Text in den Medien war nötig. Das zeigt, bezüglich Naturverständnis braucht es noch viel mehr Aufklärungsarbeit gegenüber der zunehmend naturentfernten Gesellschaft. Wie schon die Agrar-Initiativen zeigten.

Zurück zu den geringelten Baumstämmen: Die Ringelung unterbricht den Saftstrom und ist die Alternative zum sofortigen Fällen. Entscheidend ist die Wahl der richtigen Tage gemäss Mondkalender, bei abnehmendem Mond in den Wintermonaten. Mondholz ist widerstandsfähiger, witterungsbeständiger, druckfester und dichter, weil mehr gebundenes Wasser in den Zellwänden enthalten ist, liess ich mir von Fachleuten und aus der Literatur erklären. Man hat nie ausgelernt. 

Armin Emmenegger: Ein Bürotisch-Praktiker-Graben in Finsterwald

Nebst Corona war 2021 der Stadt-Land-Graben – den es ja selbst bei der Virus-Eindämmung geben soll – ein ­beliebtes Gesprächsthema. Zunehmend ist auch ein Bürotisch-Praktiker-Graben auszumachen in unserer Region. Vor allem aus dem Kanton Luzern mehren sich entsprechende Rückmeldungen von Landwirten, die sich von Behörden und Natur- und Umweltschutzverbänden «missverstanden» fühlen. Anstelle eines gemeinsamen Augenscheins vor Ort stehen Online-Karten, Mails, Briefe und gerne auch der Rechtsweg hoch im Kurs. In Finsterwald, Biosphäre Entlebuch, hat ein Älpler über einen Moorabschnitt vor Jahren einen Holzsteg gelegt, damit er bei dieser einzig möglichen Zufahrt auf die Alp die Natur möglichst schützt. Ein Biologe aus einem anderen Kanton lobt in einem Gutachten das Vorgehen ausdrücklich. Der Steg ist längst eingewachsen, und das Wasser zirkuliert wunderbar. Trotzdem soll dem Älpler nun die nachträgliche Baubewilligung verwehrt werden. Wer es mit eigenen Augen gesehen hat – so wie die Gruppe anlässlich einer Medienorientierung – staunt darüber.  

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Ruth Aerni: Sie haben es wieder einmal geschafft

Dieses Bild entstand an einem Fotoshooting der Aargauer Landfrauen diesen Herbst auf dem Hof einer Vorstandsfrau. Ich war hinter den Kulissen dabei und freute mich über diese kreative Truppe, die in fröhlicher Stimmung und bei guter Verpflegung vor der Kamera posierte. Die Fotos, mit einem Spruch und dem Landfrauenlogo versehen, werden nun für eine Imagekampagne im Wochenrhythmus auf den Sozialen Medien veröffentlicht. Seither herrscht jeden Sonntag Hochbetrieb auf der Website des Aargauischen Landfrauenverbands: Gegen 2000-mal werde dort jedes Bild angeklickt und oft geteilt, hat mir die ALFV-Präsidentin Lotti Baumann (mit Kapuze und Bart) erzählt. «Ob es auf die Mitgliederzahlen eine Auswirkung hat, können wir natürlich nicht sagen. Aber auf das Bild in den Köpfen der Leute hat es eine Wirkung. Und zwar eine sehr positive», das bekomme sie in Gesprächen direkt bestätigt. Auch in den Medien fand die Kampagne Beachtung. Sie haben es wieder einmal geschafft, positiv aufzufallen, diese Landfrauen. Vielleicht gibt es eine Zugabe. «Ideen hätten wir schon», sagt Lotti Baumann.

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Rahel Iten: Manchmal braucht es einen «Mutausbruch»

Den Begriff «Mutausbruch» finde ich sehr passend zum Werdegang von Nicole Theiler. Wenn eine junge Frau Mitte dreissig sich entschliesst, einen sicheren und gut bezahlten Job aufzugeben und nochmals die Schulbank zu drücken, finde ich das schon sehr beeindruckend. Als ich sie traf, war ihre Begeisterung für die Reben, den Wein und die Vinifikation geradezu ansteckend. Und ein kleines bisschen beneidet man sie um ihren Mut. Einfach alles stehen und liegen lassen, um der Leidenschaft zu frönen. Eine gesunde Portion Selbstvertrauen gehört wohl auch dazu. Nicht jeder wagt es, Vertrautes hinter sich zu lassen und neue Ufer zu beschreiten. Doch während meine ganze Bewunderung dieser Frau gilt, merke ich, auch ich hatte dieses Jahr einen Mutausbruch. Nach zehn Jahren im sicheren Hafen «Jugendarbeit», habe ich mich auf einen Redaktionsjob beworben. Mir ist bewusst, dass sich das nicht jeder leisten kann und doch hoffe ich auf mehr Draufgängertum da draussen. Auf mehr Veränderungen zum Positiven und auf mehr Glaube an sich selbst, das Richtige zu tun. 

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