Knapp 300 Meter beträgt die Höhendifferenz zwischen Schleinikon im Zürcher Wehntal und der Lägernweid auf einer Höhe von 759 Metern. Erst im Jahr 1964 wurden die Betriebsgebäude und das Wohnhaus der Alp am Nordhang der Lägern im Zuge einer Melioration mit einer Strasse erschlossen. Seither ist es möglich, die Rinder mit einem Transporter auf die Alp zur Sömmerung zu fahren.
Der beschwerliche, geordnete Alpaufzug entfiel damit, wie der Festschrift zum 100-Jahr-Jubiläum der Alp zu entnehmen ist. Die Route eines solchen Aufzugs war – verglichen mit den Verhältnissen in hochalpinen Regionen – nicht gerade spektakulär. Aber für den Aufstieg zur Lägernweid ab dem S-Bahnhof Schöfflisdorf Oberwenigen sollte man doch in etwa eine gute Stunde einberechnen.
Weidestall und Hirtenwohnung bei der Gründung
Gegründet wurde die Lägernweid im Jahr 1893 von der damaligen Genossenschaft für Fleckviehweiden an den Lägern. Später bekam auch Braunvieh ein Weiderecht auf der Alp und entsprechend wurde der Name der Trägerschaft in Alpgenossenschaft Lägernweid umgewandelt.
Die Infrastruktur der Alp bestand bei der Gründung aus einem Weidestall mit Hirtenwohnung. Es wurden in den Anfangszeiten etwa 30 Rinder gesömmert. In späteren Jahren bekam der Hirte von der Genossenschaft das Recht, einen Teil der Fläche mit eigenen Tieren ganzjährig zu bewirtschaften.
Die Gebäudlichkeiten der Lägernweid wurden stetig erweitert. So wurde etwa in den Jahren 2000/01 ein neuer Alpstall errichtet. Als letzter Schritt wurde 2006 das kombinierte Stall- und Wohngebäude umfassend saniert und in ein Wohngebäude nach heutigen Standards umgebaut.
Die Geschichte der Alp geprägt
Einen wesentlichen Teil der Geschichte der Lägernweid hat Fritz Küpfer geprägt. Seit seiner Geburt im Jahr 1947 hat er mit Ausnahme von wenigen Jahren sein Leben auf der Lägernweid verbracht. Zusammen mit seiner Frau Nelly war er ab dem Jahr 1975 als Angestellter der Alpgenossenschaft Lägernweid für den Betrieb der Alp zuständig – dies bis zu seiner Pensionierung vor zwei Jahren.
Seither hat Sohn Martin das Arbeitsverhältnis übernommen. Die Eltern wohnen aber noch immer auf der Lägernweid. Die Lägernweid umfasst eine schön arrondierte Fläche von 39 Hektaren. Etwa fünf Hektaren davon sind Wald und Hecken, beim Rest handelt es sich um gepflegtes Weidland. Gesömmert werden ausschliesslich Rinder. 85 bis 90 Stück, während etwa 130 Tagen. Das entspricht etwa 50 bis 60 Normalstössen. Es handelt sich vorwiegend um Holsteiner und Braunvieh, zu einem kleinen Teil auch um Charolais-Rinder.
Kurzer Anfahrtsweg und geringe Transportkosten
«Unsere Alp deckt bei den Genossenschaftern ein breites Bedürfnis ab», sagt Markus Mühlebach, Präsident der Alpgenossenschaft. «Das zeigt sich auch daran, dass wir in den letzten Jahren nur ein einziges Mal einen Mangel an Tieren hatten.» Als Trümpfe der Alp zählt Mühlebach folgende Punkte auf:
- Der Anfahrtsweg ist kurz, die Transportkosten sind gering. Die meisten Tiere, die auf der Lägernweid gesömmert werden, stammen aus einem Umkreis von 30 Kilometern.
- Die Rinder können auf der Alp besamt werden.
- Die Genossenschafter können hochträchtige Rinder vor der Geburt abholen und auf ihren eigenen Betrieb fahren.
Diese Vorzüge der Alp können und konnten nur spielen, weil die Tiere optimal von Fachleuten betreut und beobachtet wurden und werden. «Fritz und Nelly Küpfer haben während 38 Jahren das gesamte Land der Alp mit einer Sorgfalt gepflegt und bewirtschaftet, als ob es ihr eigenes Land gewesen wäre», sagt Markus Mühlebach. Dass Sohn Martin, der diese Aufgabe übernommen habe, ein ausgewiesener Fachmann ist, der die Alp bestens kennt, sei ein Glücksfall. Damit sei die nächsten Jahre für Kontinuität gesorgt.
Auf zwei Betrieben engagiert
Martin Küpfer bewirtschaftet zusammen mit seiner Frau Karin und den beiden Kindern Pascal und Sara einen Pachtbetrieb in Schleinikon. 25 Hektaren landwirtschaftliche Nutzfläche umfasst der Talbetrieb, auf dem Küpfer Futterbau und Milchwirtschaft betreibt.
Neben diesem Pensum fährt Küpfer während der Alpsaison täglich morgens und abends auf die Alp: Durch die Herde gehen, die Rinder beobachten und Häge kontrolliere, die Weide pflegen, Weidhäge ausmähen und dann auf dem Talbetrieb weitermachen.» So umschreibt Martin Küpfer sein tägliches Arbeitspensum. Weitaus am meisten Arbeit würde die Pflege der Weidhäge verursachen, wirft seine Frau Karin ein. Und dieser Aufwand ist in der Tat beträchtlich.
Wald soll nicht zu sehr überhand nehmen
Die Lägernweide ist geprägt von Waldeinwachsungen und Hecken. Da gilt es darauf zu achten, dass der Wald nicht zu sehr auf Kosten des Weidelands überhand nimmt. Zu diesem täglich gerüttelt vollen Mass an Arbeit kommt in diesen Tagen eine neue Herausforderung auf die beiden Familien zu: Am 23. und 24. August laden die Alpgenossenschaft Lägernweid, der Sportverein Niederweningen der Natur- und Vogelschutzverein sowie das Alpfäscht-Team zur Älplerchilbi Lägernweid ein (vgl. Kasten). Zuständig für das Ressort Bauten ist Martin Küpfer.
Christian Weber