Mehr Aussicht geht fast nicht. Auf dem Betrieb Neualp von Ueli Schwenk und Valerie Henzen liegt einem der Vierwaldstättersee zu Füssen und von rechts oben grüsst majestätisch der Pilatus. Er sei zwar hier aufgewachsen, sagt Schwenk, aber er könne sich immer noch täglich freuen an diesem wunderbaren Panorama.

Australische Genetik

Ob seine stattliche Black-Angus-Herde dies ebenfalls zur Kenntnis nimmt, ist schwierig zu eruieren. Heute, an diesem heissen Tag sind die Rinder vor allem damit beschäftigt, die Fliegen und Rossbrämen fernzuhalten. Alle drei Tage behandelt Schwenk das Fell, um die weidenden Tiere vor dem Gröbsten zu verschonen. 

Ueli Schwenk ist Angus-Züchter der ersten Stunde. Den Grundstein hatten vor 35 Jahren seine Eltern gelegt. Heute arbeitet man eng zusammen. Ein grosser Teil der Aufzucht findet auf dem elterlichen Betrieb in Mauensee LU statt.  

In der Zucht  setzt Schwenk vor allem auf australische Genetik. Die Kühe vom anderen Ende der Welt sind robust, nicht zu schwer, haben leichte Geburtsgewichte und eine Top-Fleischqualität. Zudem hat er eine Weile in Australien gearbeitet und dadurch einen persönlichen Bezug zu den Angus aus «Down Under». 

Tiefe Geburtsgewichte 

Das geringe Geburtsgewicht ist eines von Schwenks zentralen Zuchtzielen. Die Kuhkälber kommen synchronisiert im November mit 25 bis 30, die Stiere mit gut 30 Kilogramm zur Welt. Die Knirpse trotzen dem Klima auf 1000 Meter Meereshöhe gut und nehmen schnell zu. «Von 140 Kälbern habe ich in den letzten zwei Jahren gerade zwei verloren», sagt er um die Vitalität der Jungtiere zu illustrieren, er müsse «Holz anrühren», ergänzt Schwenk.

Seine Genetik ist gefragt: «Unsere Tiere verkaufen sich sehr gut», so der 34-jährige Agronom. Am liebsten verkauft er die Kuh, wenn sie das vierte Kalb hat, also im Alter von rund sechs Jahren. Dann könne er bereits auf Nachzucht zurückgreifen. Die Tiere verkauft er alle direkt ab Neualp, es geht kein Tier via Handel. Die Preise seien sehr gut, 3600 bis 4000 Franken für eine hochträchtige Kuh seien derzeit etwa der Marktpreis.

Die Stiere und schwache Kühe schlachtet Schwenk entweder für die eigene Direktvermarktung oder er verkauft sie in den Swiss-Black-Angus (SBA)-Kanal. Natura-Beef kommt für ihn nicht in Frage, weil er die Tiere hier auf dem Berg ohne Kraftfutter nicht rechtzeitig schlachtreif brächte. Die Fleischqualität und vor allem die Marmorierung seien mit dem höheren Schlachtalter viel besser. Zudem sind die Schlachtgewichte auch höher, was mit dem SBA-Preis zu deutlichem Mehrerlös führe.

Adrian Krebs