Die weitere Zulassung des Impfstoffs Vaxxitek war eines der Haupttraktanden an der Delegiertenversammlung (DV) der Bio Suisse in Olten vom Mittwoch. «Wir haben einen Knospe-Imagedefekt wenn wir es tun», sagte Vorstandsmitglied Christian Butscher zum umstrittenen Einsatz des Impfstoffs gegen das gefürchtete Gumboro-Virus in der Pouletmast.

Die Vorteile einer weiteren Zulassung (bis Ende 2019 ist ein Einsatz mit Ausnahmebewilligung möglich) überwögen aber, sagte er. Denn es stehe keine brauchbare Alternative zu Vaxxitek zur Verfügung.

"Keine Alternative zum Vaxxitek-Einsatz"

Der Einsatz des Impfstoffs gab nicht nur in der Delegiertenversammlung schon mehrmals zu reden, er hatte der Bio Suisse auch scharfe Medienkritik eingetragen. Grund: Das Produkt Vaxxitek enthält gentechnisch veränderte Organismen (GVO), was in den Richtlinien der Bio Suisse nicht vorgesehen ist. Derweil setzt die Bioszene im übrigen Europa das Produkt ein.

In der Diskussion kam unter anderem zur Sprache, ob Produzenten, die Vaxxitek einsetzen, von der Knospevermarktung ausgeschlossen werden sollen. Ein entsprechender Antrag der Bergheimat wurde abgelehnt, wenn auch nicht mit grosser Mehrheit.

Jürg Moser, der Präsident der IG Bio-Poulet erklärte, man sei nicht glücklich mit der Situation, aber im Moment bestehe keine Alternative zum Vaxxitek-Einsatz.

Der Ostschweizer Delegierte Sepp Sennhauser erklärte, er sei etwas enttäuscht, "dass die Pouletmäster keinen Plan B haben". Er könne sich vorstellen, dass man im Biobereich ganz auf Pouletmast verzichten und auf Bruderhähne setzen solle. Es sei ein "Schrecken ohne Ende" zu erwarten.

Derzeit acht Betriebe betroffen

Die Versammlung beschloss dann aber ein "Ende mit Schrecken". Mit deutlichem mehr von 48 Nein zu 37 Ja lehnte sie den Antrag des Vorstands für eine befristete einzelbetrieblich Zulassung des GVO-Impfstoffs bis Ende 2024 ab.

Damit stellt sich für die Produzenten, die derzeit Vaxxitek verwenden die Frage, wie sie Ihre Tiere ab dem neuen Jahr vermarkten können. Dies werde man nun anschauen, sagte Vorstandsmitglied Christian Butscher nach dem Entscheid. Betroffen sind laut Bio Suisse-Sprecher David Herrmann derzeit acht Betriebe, diese seien regional an wenigen "Hotspots" konzentriert.

Dicke Luft in der Diskussion um Junghähne

Als letztes Richtliniengeschäft kam eine Weisung Mastgeflügel vor die DV. Die Diskussion im Plenum wurde nötig, weil sich die Bioeier- und die Biopoulet-Produzenten nicht auf eine gemeinsame Weisung für die Haltung von Mastjunghähnen einigen konnten.

Diese neue Kategorie ist entstanden, seit Junghähne ausgemästet werden, um das Kükentöten zu verhindern. Die Geschlechtsbestimmung im Ei, auf die man wartet um die an sich unrentable Junghähnemast zu verhindern dürfte für die Bioproduktion eher nicht kompatibel sein, so die allgemeine Meinung in der Bioszene.

Hintergrund der Auseinandersetzung zwischen Hühner- und Poulethaltern ist die Befürchtung der Biopoulet-Produzenten, dass die Aufzucht der Junghähne die eigene Produktion konkurrenzieren könnten. Deshalb forderten sie in den Diskussionen gleiche Bedingungen für die Halter von Junghähnen und Masthybriden.

Kein Stallwechsel nach 42 Tagen für Junghähne

Das hätte gemäss dem Antrag des Vorstands unter anderem zur Folge gehabt, dass die Junghähne im Alter von 42 Tagen in kleinere Einheiten hätten umgestallt werden müssen. Dies deshalb, weil der Höchsttierbestand für Junghennen und -hähne unter Biorichtlinien maximal 4000 Tiere beträgt, während die Pouletbestände bloss 500 Stück umfassen dürfen.

Der Antrag des Vorstands scheiterte auch in diesem Fall, und zwar sehr klar. Es obsiegte ein Antrag der IG Bio-Ei, die einen pragmatischeren Weg sucht, namentlich ohne Stallwechsel nach dem 42. Tag.

Brändli: Diskrepanz zwischen Wähler und Konsument

Urs Brändli hatte zuvor die Delegiertenversammlung mit einem kleinen politischen Rückblick eröffnet: «Es wurde ein grüneres Parlament gewählt, das freut uns sehr», sagte Brändli.

Gleichzeitig stellte er eine zentrale Frage: "Müsste konsequenterweise der Anteil Bioprodukte im Markt nicht dem grünen Wähleranteil entsprechen?". Betrachte man die Abstimmungsresultate der letzten Jahre, müsste der Marktanteil eher bei 30 als bei 10 Prozent liegen, so Brändli.

Ein weiteres Wachstum des Biosegments sei nur möglich, wenn der Mehraufwand fair abgegolten werde, sagte Brändli. Zudem müsse die Nachfrage mit dem Angebot Schritt halten. Dies ist heute nur teilweise der Fall, gibt es doch in verschiedenen Bereichen punktuell ein Überangebot, welches Wartelisten und Preisdruck zur Folge hat.

"Alles hängt irgendwie zusammen", schloss Brändli, mit dem aktuellen Slogan von Bio Suisse. "Lösungen kann die Gesellschaft nur gemeinsam erreichen", das gelte auch in Bezug auf die anstehenden Initiativen, so Brändli.

Anteil Lizenzeinnahmen bleibt hoch

Das Jahresprogramm und das Budget gingen schlank über die Bühne. Hier bleibt der Anteil der Lizenzeinnahmen mit rund 61% hoch. Ein Antrag für die Pflichtmitgliedschaft der Schweineproduzenten in der IG des Verbands wurde klar gutgeheissen. Mit dieser Massnahme hofft man, die Balance von Angebot und Nachfrage besser kontrollieren zu können.