Obwohl noch mehr als die Hälfte der Schweizer Kühe in Anbindehaltung steht, werden heute kaum noch solche gebaut. Vor allem das Verbot des Kuhtrainers scheint den Untergang der Anbindeställe besiegelt zu haben.
Kuhtrainer und Tierwohl als Hauptgründe
In den Jahren 2004 bis 2012 bauten beim Rindvieh zirka 90 Prozent einen Laufstall. Diesen Trend bestätigt Pius Bucher von der Krieger AG: «Wir bauen nur noch wenige Anbindeställe.» Nachrüstungen von bestehenden hingegen seien noch häufig. Das Gleiche bestätigt Peter Unternährer von DeLaval. Ein Hauptgrund dafür sei das Verbot des elektrischen Kuhtrainers, das seit dem 1. September 2013 für Neubauten gilt. «Das Verbot des Kuhtrainers bedeutet das Ende vom Anbindestall», so die klaren Worte von Unternährer.
Die Alternative zum Kuhtrainer, das pneumatische Nackenrohr, kostet pro Kuhplatz zirka 1200 Franken. Der verbotene Kuhtrainer hingegen kostete lediglich zirka 45 Franken. «Das bewegliche Nackenrohr ist komplizierter in der Anwendung und ist kein Vergleich zum Kuhtrainer», erläutert Unternährer den gescheiterten Durchbruch.
Pius Bucher sieht den Hauptgrund an einem anderen Ort: «Der Entscheid ob ein Lauf- oder Anbindestall gebaut wird, entscheidet meistens das Betriebskonzept des Bauern.» Ein weiterer Grund für das Verschwinden der Anbindeställe findet sich beim Tierkomfort.
Der Nachteil der Anbindehaltung bestehe im Bezug auf die Bewegungsfreiheit, sagt beispielsweise Beat Wechsler, Leiter des Zentrums für tiergerechte Haltung. Unternährer bedauert das allmähliche Verschwinden der Anbindeställe: Per se sei der Tierkomfort in einem Laufstall nicht zwingend besser.
IG Anbindestall will
Gegensteuer geben
Als dritter Punkt wird die schlechtere finanzielle Unterstützung genannt. In den Genuss der BTS-Gelder kommt ein Landwirt, der seine Tiere in Anbindehaltung hält, nämlich nicht. Einzelne Kantone setzen zudem eigene Prioritäten und fördern Nicht-BTS-Ställe nur in zweiter Linie.
Dieser Diskriminierung von Anbindeställen will der Berner SVP-Nationalrat Erich von Siebenthal einen Riegel vorschieben: «Es gibt keinen Grund, die Anbindehaltung anders zu behandeln als Freilaufsysteme.» Verschiedene Studien belegten deutlich, dass das Tierwohl unabhängig vom Haltungssystem gewährleistet werden könne. Der Motionär reagiert damit auf eine «spürbare Tendenz, dass Anbindeställe benachteiligt werden.»
Gegen diese Tendenz will auch Hansruedi Scheuner, Präsident der IG Anbindestall, ankämpfen. Aus der Not machte er eine Tugend: «Da sich niemand für die Anbindeställe einsetzen wollten, haben wir das selbst gemacht.» Nächste Woche trifft sich die IG, die unterdessen 400 Mitglieder hat – Tendenz steigend, zur 1. Hauptversammlung.
Julia Schwery
- Mehr zum Thema in der aktuellen BauernZeitung vom Freitag, 13. Februar