Herr Gamper, wie kamen Sie 1979 auf die Idee Chicorée anzubauen?

Erwin Gamper: Meine Abschlussarbeit am Tech in Zollikofen war ein Projekt für 100 Kühe im Laufstall. Aber das war wegen der Kontingentierung gar nicht realisierbar. Die Alternative sah ich dann in den Spezialkulturen. Da wir auf dem Lehrbetrieb Gemüse angebaut hatten, lag das für mich im Vordergrund.

Aber warum grad Chicorée?

Ich wollte nicht mit dem Strom schwimmen und habe nach einer Kultur gesucht, die unbekannt war. Seinerzeit wurden 98% des Chicorées importiert, das gab den Ausschlag. Heute werden 60-70% des jährlichen Verbrauchs von 11'000 Tonnen in der Schweiz produziert. Unser Marktanteil beträgt rund 2000 t, also knapp 20%.

Die Importe kamen vor allem aus Belgien, haben Sie dort recherchiert?

Nein, das habe ich mir alles mit Fachliteratur angelernt, ich war nie auf einem Betrieb.

Haben Sie den Einstieg in Chicorée je bereut?

Nein, denn die wachsende Produktion von Chicorée öffnete uns die Türen, wegen der Teilkontingentierung der Einfuhren waren die Importeure fast gezwungen, einen Teil Schweizer Chicorée zu kaufen. So entstanden für uns neue Möglichkeiten. Wir haben fast die ganze Salatpalette, Broccoli und Blumenkohl gemacht. Zunächst war das Ziel wir nur vier, fünf Hauptprodukte. Aber das Aufkommen der Regionalität hat dem einen Riegel geschoben. Mein Nachfolger macht jetzt wieder 25 Produkte. 

Sie haben den Betrieb vor fünf Jahren übergeben, sind Sie immer noch aktiv in der Firma?

Ich bin Berater für neue Projekte, die besprechen wir gemeinsam in der Geschäftsleitung. Meine Aufgabe ist es dann oftmals, diese Projekte zu leiten und umzusetzen. Zuletzt etwa die ganze Treiberei für die Bioproduktion.

Das Unternehmen ist stattlich geworden.

Wir haben 70-80 feste Mitarbeiter ganzjährig und etwa zusätzlich 40-50 Teilzeitangestellte während der Saison.

Kann man das noch als Familienbetrieb führen, oder haben Sie eine AG gegründet?

Meine Tochter hat das Geschäft mit ihrem Partner übernommen. Momentan ist der Hauptbetrieb immer noch ein Familienbetrieb, eine einfache Gesellschaft. Die Gamper und Co. besitzt drei AG, eine für Chicorée-Produktion, eine für Bio-Chicorée-Produktion und eine Vermarktungs-AG, alle im Besitz der Familie. Aber wir planen die Umwandlung des Hauptbetriebs in eine AG in den nächsten zwei bis drei Jahren. 

Wenn Sie einem jungen Bauer eine Nische empfehlen müssen, was wäre das?

Ich habe viele Sachen angefangen und viele wieder streichen müssen, weils nicht gehauen hat. Jeder muss seinen Weg selber finden. Aber es gibt sicher Möglichkeiten. Ich hatte viele Lehrlinge und Mitarbeiter, die sich selbständig gemacht haben und heute grösser sind als ich. 

Was war Ihr grösster Flop?

Es gab sicher Flops, ich wollte mal mit Grünspargeln im Dunkelraum Weissspargel produzieren, das funktionierte aber gar nicht. In den 70 er Jahren wollten wir ein Gewächshaus mit Abwärme von der KVA Weinfelden, damit scheiterten wir zweimal am Nein der Bevölkerung, jetzt nehmen wir nochmal einen Anlauf. Ein weiterer Flop war der Versuch, 1996 in die Bioproduktion einzusteigen. Manchmal ist einfach die Zeit noch nicht reif für Veränderungen und man braucht ein bisschen Geduld.

Vielen Dank für das Gespräch und herzliche Gratulation zum Agro-Star!