Jury-Präsident Pietro Beritelli erklärte begeistert, dass die Wahl dieses Jahr einstimmig gefallen sei. Judith Pfefferli trage mit Kopf, Herz und Hand dazu bei, dass die Gesellschaft die Natur wieder nachhaltig zu schätzen, schützen und nutzen lerne.

Hand

Die Tage der frischgebackenen Agro-Star-Preisträgerin scheinen mindestens fünfzig Stunden zu haben. Bei ihrer Dankesrede gab sie den Zuhörern einen Einblick in ihren ganz normalen Wochenalltag: "Montag bis Freitag arbeite ich als Werklehrerin, wobei ich Donnerstagmorgen jeweils Schule auf dem Bauernhof anbiete. Am Nachmittag habe ich immer Spielgruppe auf dem Bauernhof oder Jahreszeitenkurse. Dazu kommen Ausbildungen für Spielgruppenleiterinnen, Verpflichtungen für Vorträge in der Schweiz und im näheren Ausland. Mein Pensum ist gross, aber ich mache noch immer alle Arbeiten gerne."

Dass die Buchhaltung dabei bis am Abend liegen bleibt, ist nicht erstaunlich. Pfefferli bedankte sich bei ihrem Ehemann Bauer Franz, der den Hof führt und den Kindern gerne seine Arbeit näherbringt und Wissen vermittelt. Seine Ehefrau betonte zudem, dass sie das ganze Pensum nicht ohne Helferinnen und Helfer schaffen würde, die sie bei ihren Projekten unterstützen.

Kopf

Nach der Ausbildung zur Werklehrerin absolvierte sie das Bäuerinnendiplom und zog zusammen mit ihrem Ehemann vier Kinder gross. Ihre Vision, den Kindern die Natur und die Herstellung von Lebensmitteln wieder näherzubringen, brachte sie dazu, Spielgruppe auf dem Bauernhof anzubieten. Dies nachdem sie eine Ausbildung zur Spielgruppenleiterin und Waldspielgruppenleiterin absolviert hatte. Pfefferli erarbeitete zusammen mit dem LID ein Lehrmittel zur Ausbildung von Bauernhof-Spielgruppenleiterinnen und hilft auch bei deren Ausbildung.

 

 

Agro-Star Suisse

Mit dem Agro-Star Suisse wird jährlich eine engagierte Persönlichkeit aus der Schweizer Landwirtschaft ausgezeichnet. Der Schweizer Bauer als Medienpartner des Preises stellt jeweils die zehn Nominierten vor, aus denen das Publikum per Online-Voting fünf Finalisten wählen kann. Eine Fachjury bestimmt danach die Gewinnerin/den Gewinner. Der Preis wurde zum 14. Mal an der Eröffnungsfeier der Tier&Technik verliehen. Judith Pfefferli folgt als vierte Frau auf Christine Bühler (2018).

 

 

Durch den täglichen Kontakt mit den Kindern entwickelte sie stets neue Ideen, wie sie am besten das Wissen rund um Natur und Lebensmittel den Kindern beibringen könnte. So bietet sie beispielsweise Jahreszeitenkurse für Kinder an. Die Kurse seien immer ausgebucht, erzählt sie, und fügt schmunzelnd hinzu, dass viele Eltern ihre Zweitgeborenen bereits vor der Geburt auf dem Hof in Wangen bei Olten anmelden möchten. Das Spielgruppen-Angebot auf ihrem Bauernhof hat sich zu einem wichtigen Betriebspfeiler entwickelt. Pfefferli erhofft sich von der Auszeichnung, dass sie zeigen kann, wie lukrativ dieses Angebot auch für andere Betriebe sein kann.

Herz

Die reich bebilderte Rede zeigte, wie die Kinder hautnah Natur und Landwirtschaft erleben. Man sah Bilder von Kindern, die sich wie Igel in Laubhaufen einbuddelten, Kinder die mit strahlenden Augen und dreckigen Fingern im Garten rumgruben und Kinder, die konzentriert Kartoffeln für die Suppe rüsteten.

Am meisten Freude hat Judith Pfefferli wenn die Kinder den Eltern zuhause erklären, dass die Erdbeer-Saison noch nicht begonnen habe. Oder dass die selbstgemachte Kürbissuppe viel besser schmecke als die Beutelsuppe zuhause. "Die Kinder klären oftmals die Erwachsenen auf, das ist doch toll!", freut sich Pfefferli, und man spürt dabei ihre Leidenschaft.

Noch immer voller Tatendrang

Natürlich gehen der Powerfrau die Ideen noch lange nicht aus. Die Mädchen, die regelmässig auf den Hof kamen, wünschten sich einen Mädels-Kurs. Kurzerhand sammelte Pfefferli Ideen und bietet nächste Woche ihren ersten Naturkosmetik-Kurs für eine Gruppe 9- bis 12-jähriger Mädchen an. Als die Jungen davon erfuhren, forderten sie kurzerhand einen "Jungs only"-Kurs. Zwar steht laut Pfefferli noch kein Konzept dafür, aber Mühe wird es ihr mit Sicherheit nicht bereiten, auf die Bedürfnisse der Jungs einzugehen und ein für sie spannendes Programm zusammenzustellen.

lid/Melina Gerhard