AboEigene EnergieversorgungWenn der Strom ausfällt, gibt es auch keinen mehr vom DachSonntag, 18. September 2022Wie gut ist die Landwirtschaft auf ein mögliches Blackout – also eine drohende Stromlücke – vorbereitet? Um diese Frage ging es am Mittwoch an der Tagung von AgroCleanTech in Bern: «Bei den Bauern ist erschreckend wenig Wissen vorhanden», sagte Urs Zahnd, Geschäftsführer der Firma Fleco Power. 

Das Unternehmen untersucht derzeit im Projekt Backup Flex die Notstromversorgung durch erneuerbare Energien in der Landwirtschaft. Getestet wird das auf dem Holzhof in Amlikon-Bissegg TG (die BauernZeitung berichtete).

Beratungsstellen werden überrannt

Auf die Frage, wie viele Prozent der Schweizer Landwirtschaftsbetriebe auf ein Blackout vorbereitet wären, variierten die Antworten der anwesenden Fachpersonen von «1 Promille» bis zu «20 Prozent». Sie sagten aber auch, dass das Interesse am Thema Notstromversorgung gross sei und die Telefone bei entsprechenden Fachpersonen oder Beratungsstellen diesen Herbst heiss laufen würden.

Französische AKWs tun sich schwer

Michael Bhend, Leiter der Sektion Netze und Europa bei Elcom, erläuterte die Voraussagen für den kommenden Winter. Laut ihm könnte die Stromversorgungssituation angesichts der begrenzten Verfügbarkeit von Produktionsanlagen in Frankreich (Kernkraftwerke) schwierig werden.

Darüber hinaus sei auch die Verfügbarkeit von Gas in Europa begrenzt, was das Risiko von Engpässen erhöhe. «Die Schweiz ist hart gekoppelt an die grossen umliegenden Strommärkte und kann nie isoliert betrachtet werden», hielt Bhend fest.

Zuerst werden die Grossen kontingentiert

Pierre Genoud, Verantwortlicher der Leitstelle bei Alpiq, erklärte, welche Massnahmen im Falle einer Knappheitssituation vorgesehen sind. In der so genannten Ostral-Situation ermöglicht die vom vom Bundesrat angeordnete Angebotssteuerung eine rationale Zuteilung (kein Strommarkt mehr). In der gleichen Situation wird eine Nachfragesteuerung angeordnet, wobei zunächst die grossen Stromverbraucher kontingentiert werden. Wenn die Situation ernster wird, wird ein zonenweiser Lastabwurf vorgesehen.

Zapfwellengenerator am günstigsten

Was heisst das jetzt für die Landwirtschaft? Ein Praxistest hat gezeigt, dass ein Batteriespeicher kurzfristig Ersatzstrom liefern kann, bis die Batterie leer ist. Der Speicher kann aber nicht mehr mit der Photovoltaik-Anlage aufgeladen werden, erklärte Benjamin Lerch, Leiter Technik bei der Agrola. Laut den Referenten ist derzeit ein Zapfwellengenerator die günstigste Variante für die Notstromversorgung.

Genügend gut testen und Strom sparen

Strommangellage«Machen Sie sich bewusst, wie Ihr Betrieb elektrisch funktioniert»Sonntag, 18. September 2022Wichtig sei die Vorbereitung und die Notstromlösung genügend zu testen, riet Nathanaël Gobat, Geschäftsführer von Agro Clean Tech in seinem Referat. 

Er zeigte die Vor- und Nachteile verschiedener Technologien für den Inselbetrieb auf: Neben dem Zapfwellengenerator können dies Benzin-/Dieselgeneratoren, Propan-Gas-Generatoren oder ein Pellets-Stirling-Generator (Pelletsheizung mit Stromproduktion) sein. Wo immer möglich sollten Energiesparmassnahmen umgesetzt werden, um den Stromverbrauch zu reduzieren, führte Gobat weiter aus.