Zur Ergänzung seiner Solaranlage auf dem Heimbetrieb in Escholzmatt LU hat Landwirt Bernhard Riedweg ein Windrad installieren lassen. Es hat eine maximale Leistung von 30 kW, ist rund 30 m hoch, beansprucht eine Grundfläche von 12 Quadratmetern und steht neben Riedwegs Zweit-Liegenschaft auf 1150 m ü. M. «Da oben weht der Wind immer ordentlich», schildert der Landwirt, der einen Betrieb mit 30 Mutterkühen und 100 Mastschweineplätzen leitet. «Mein Sohn hat dann als Abschlussarbeit seiner EFZ-Ausbildung den Bau einer Windkraftanlage an diesem Standort geprüft.» Das Resultat der Arbeit: Es würde sich lohnen.
Als Kleinwindanlage bewilligt
Bei Riedwegs steht nun seit Mitte Juli die erste 30 kW-Kleinwindanlage für die dezentrale Energieversorgung eines Landwirtschaftsbetriebs, wie NewGreenTec schreibt. Die Firma aus Kloten ZH hat die Anlage installiert. «Es ist so viel, wie ich ins Stromnetz einspeisen kann», erklärt der Luzerner zur Leistung seines Windrads. Ausserdem war für die Bewilligung wichtig, dass die maximale Gesamthöhe von 30 m nicht überschritten wird. Bis zu dieser Grösse gelten Windräder als Kleinwindanlagen, die durch die lokalen Behörden bewilligt werden können. Es sind allerdings die jeweils kantonal unterschiedlichen Vorgaben zu beachten.
Etwa zwei Jahre hat es gedauert, bis Bernhard Riedweg diese erste Kleinwindanlage realisieren konnte. Für die Bewilligung musste er ein Gutachten einreichen. «Ein Berner Ökobüro hat mögliche negative Auswirkungen auf Fledermäuse und seltene Vögel abgeklärt», erläutert der Landwirt. Von den Nachbarn gab es keinen Widerstand, niemand erhob Einspruch gegen das Baugesuch. «Heute wissen meine Nachbarn besser, wann der Rotor dreht, als ich», bemerkt Riedweg fröhlich. Die Flügel setzen sich erst bei einer minimalen Windgeschwindigkeit in Bewegung.
Die Anlage interessiert, scheint aber nicht negativ aufzufallen. Nur bei starkem Wind höre man ein Summen in unmittelbarer Nähe und der Schattenwurf sei nicht störend. «Bei grossen Anlagen kann ich mir schon vorstellen, dass flackernde Schatten des Rotors ein Problem sind», sagt der Luzerner. Sein Windrad sei dafür aber zu klein und erreiche im Übrigen auch nicht so hohe Geschwindigkeiten an den Flügelspitzen, die als Gefahr für Vögel kritisiert werden.
Alternative zu einem Speicher
Trotz der hohen Lage des Standorts verlief der Bau ohne Hindernisse. Da es keine grossen Teile zu transportieren gab, brauchte es keine Spezialtransporte. «Alles Material kam mit einem normalen Lastwagen hoch», so Bernhard Riedweg. Die Investition beläuft sich für ihn alles in allem – inklusive einer neuen Zuleitung und Fundament – auf 200 000 Franken. Der Landwirt will die Möglichkeit eines virtuellen Zusammenschlusses zum Eigenverbrauch (vZEV) nutzen. Dabei kann die bestehende Netzinfrastruktur genutzt werden, um den selbst produzierten Strom zu Nachbarn zu transportieren und zu vermarkten. In Riedwegs Fall sollen so der Heimbetrieb und der Berghof vernetzt werden, damit ihm auch in sonnenlosen Stunden, am Tagesrand, in der Nacht oder im Winter eigene Energie zur Verfügung steht. In diesem Sinne ist das Windrad eine Alternative zu einer Speicherlösung für Solarstrom.
NewGreenTec ist bekannt für ihre vertikalen Windräder. «Vertikale Modelle eignen sich vor allem dort, wo es turbulente Windströmungen gibt», erklärt Geschäftsführer Frido Stutz. Wo keine Hindernisse zu Verwirbelungen führen – wie es auf Hügelkuppen im Gegensatz zu bewohntem Flachland und niedriger Höhe über Grund der Fall ist – sei das Kosten-Nutzen-Verhältnis klassischer, horizontaler Windkraftanlagen besser. Die Escholzmatter Anlage bestehe zu 90 Prozent aus Stahl und Aluminium, die knapp 8 m langen Rotorflügel aus glasfaserverstärktem Kunststoff. «Mittlerweile kann man das alles rezyklieren», sagt Stutz. Aus dem Material der Flügel werden etwa neue Baustoffe hergestellt.
Und die Landschaft?
Die Leistung passt zu Bedarf und Netzkapazität, der Anlagentyp zu den Windverhältnissen, die Dimensionen entsprechen den raumplanerischen Vorgaben, die Nachbarn beschweren sich nicht und es gab Abklärungen zur Biodiversitätswirkung – es bleibt die Frage nach dem Landschaftsbild. «Weiter oben steht eine Funkantenne», meint Bernhard Riedweg. «Mein kleines Windrad gefällt mir deutlich besser.»
Am Tag der offenen Tür am 11. September ist die Öffentlichkeit für eine Besichtigung eingeladen. Anmeldungen sind erbeten an info(at)newgreentec.com