Aus Hofdüngern lässt sich mehr herausholen, nämlich Strom und Wärme. So das Fazit des Informationsabends über Biogas am LZ Liebegg Ende August, den rund 30 Interessierte besuchten. Mittlerweile gebe es Anlagekonzepte, welche in Bezug auf Grösse und Funktion zu Schweizer Bauernbetrieben passten, meinte Hansjörg Furter, Berater für Landtechnik an der Liebegg.
Potenzial wäre da
Grundsätzlich stehe ja gerade in der Zentralschweiz und im Aargau viel Gülle und Mist zur Verfügung, was die Biogasproduktion interessant machen würde.
Bestehende grössere Anlagen, die aus der KEV-Förderung fallen, seien mit den künftigen Fördermassnahmen, ohne Betriebsbeitrag, allerdings schlechter gestellt und deren Zukunft sei ungewiss. Für neue Anlagen, die vorwiegend mit Hofdüngern betrieben werden, gebe es aber durchaus neue und faire Fördermodelle, meinte Furter.
Gemeinschaft prüfen
Um eine Biogasanlage wirtschaftlich betreiben zu können, sollte Hofdünger von mindestens 80 GVE vorhanden sein. Rindergülle eigne sich am besten, Schweinegülle müsse mit Stroh oder anderen Substraten vermischt werden können. Für eine störungsfreie Funktion der Gülleanlage sollte der Substratbrei pumpfähig sein. Mist und Grüngut müsse beim Eintrag in die Anlage zerkleinert werden können. Um die nötige Substratmenge zu erreichen, sei immer auch zu prüfen, ob eine Anlage in Gemeinschaft gebaut werden soll, riet Furter.
Zwei neue Fördermodelle
Über die neuen und besseren Perspektiven orientierte Albert Meier von Ökostrom Schweiz. Bereits heute gebe es zwar 140 landwirtschaftliche Biogasanlagen, welche rund 1 Mio t Hofdünger verarbeiten und jährlich 500 GWh erneuerbare Energie produzieren. Genutzt werden damit allerdings erst 5 Prozent des Hofdüngeranfalles.
Strom selber vermarkten
Das neue Fördermodell mit gleitender Marktprämie biete Planungssicherheit dank langfristigem Einspeisevertrag. Vergütet wird mit dieser Prämie die Differenz zum Referenzmarktpreis. Zudem gibt es einen Bonus, wenn nicht mehr als 10 Prozent Fremdsubstrate zugeführt werden, und einen weiteren Bonus, wenn mindestens 25 Prozent der anfallenden Wärme genutzt werden können. Die Vergütungen sind nach Anlagengrösse abgestuft. Beim Kombimodell gibt es einen Investitionskostenbeitrag pro kW Leistung sowie einen Betriebskostenbeitrag.
Den Strom müssten die Biogasproduzenten auch im neuen Fördersystem selbstständig vermarkten. Die Firma Fleco Power, an welcher Ökostrom Schweiz beteiligt ist, biete dafür entsprechende Lösungen an.
Damit mehr Anlagen gebaut werden, brauche es gute Anlagekonzepte, gute Fördermodelle und seitens Raumplanungs- und Baubewilligungsbehörden gute Rahmenbedingungen. «Ein Landwirt kann Energiewirt sein, wenn die Politik mitzieht und die Standortvoraussetzungen stimmen», meinte Meier.
Renergon für Mist
Über das System Renergon RSD für Feststoffvergärung orientierte Karl Heinz Restle von der Renergon AG Lengwil. Diese kompakte und kleine Biogasanlage sei speziell für kleinere landwirtschaftliche Betriebe konzipiert worden. Die zwei Fermenterboxen werden mit Mist gefüllt, die Kammern verschlossen und regelmässig mit Gülle und Wasser besprüht. Nach drei bis vier Wochen sei der Vergärungsprozess abgeschlossen, das Material könne auf einer Mistplatte gelagert oder nachkompostiert werden.
Fermentersilo und Gasdach
In den Boxen ist ein Gasspeicherdach integriert. Das Gas wird in einer Brennstoffzelle verwertet, mit hohem elektrischen Wirkungsgrad, welche auch die nötige Prozesswärme liefere. Die Anlage benötige wenig Platz, wenig Technik, keinen Zerkleinerer, kaum Pumpen, aber ein gutes Beladefahrzeug. Die Anlage sei für ein jährliches Substratvolumen ab 2500 t ausgerichtet.
Eine weitere Kleinanlage bietet die Firma Hans Meier AG aus Altishofen, welche seit diesem Jahr das System der belgischen Firma Biolectric vertreibt, wie CEO Hanspeter Meier erklärte. Die setzt auf Güllevergärung mit Anlagen von 11 bis 74 kW Leistung. Vergärt wird in einem Fermentersilo mit Gasdach, im nebenstehenden Container sind die Steuerungen und der Gasmotor zur Stromproduktion untergebracht. Auch diese Anlage benötige wenig Platz und wenig Wartung. Aus der Gülle von 80 Kühen könnten 50 000 m3 Biogas und daraus über 100 000 kWh Strom erzeugt werden. Beim Konzept Biolectric seien allerdings noch keine Anlagen in der Schweiz in Betrieb, die ersten würden jetzt in den Baubewilligungsprozess gehen.
Tipps für Interessenten
- Frühzeitig und seriös planen
- Beratung durch Ökostrom Schweiz nutzen
- Behörden frühzeitig einbeziehen
- Auf Betrieb passendes Anlagekonzept wählen
- Allenfalls Möglichkeit für Co-Substrate klären
- Möglichkeiten der Wärmenutzung klären
- Zusatzinvestitionen klären (Vorgruben, Lager, Leitungen …)
- Bedarf an Arbeitszeit vorhanden (10 bis 15 Stunden pro Woche)
- Passendes Fördermodell wählen
- Seriöse Finanzplanung machen