Angefangen hat alles mit dem Wunsch von US-Präsident Donald Trump, Amerika wieder gross zu machen. Er versprach mehr Jobs, mehr Einkommen und seinen Wählern einen Platz an der Sonne und am Lenkrad der Welt. Seine Mittel der Wahl sind dabei Provokationen und Zölle. Zuerst hat er es dabei auf Stahl- und Aluminiumimporte abgesehen. Hinzu kommen nun noch die üblichen Drohgebärden und die Absicht, weitere Produkte mit Strafzöllen zu belegen.

China reagiert mit Zöllen 

Davon besonders betroffen ist China. Und das Reich der Mitte lässt sich das nicht ohne Weiteres gefallen. Nach ergebnislosen Verhandlungsrunden hat die Regierung angekündet, die US-Importe mit Zöllen von bis zu 25% zu belegen. Und das sind schlechte Nachrichten für die US-Landwirte. Sie sind nämlich am stärksten von den Gegenmassnahmen betroffen. Erstens verlieren sie Marktanteile im Export und zweitens müssen sie einen Preiszerfall in ihrem Heimmarkt verkraften.

Dem Problem haben sich im Mai gleich mehrere Agrarökonomen der AAEA (Agricultural & Applied Economics Association) in der neusten Ausgabe ihres Magazins «Choices» gewidmet. Ihr Fazit fällt ernüchternd aus.

US-Bauern verlieren mehr als 2 Mrd USD

Soja, Baumwolle, Sorghum und Schweinefleisch wird in den USA günstiger. So gehen Yuqing Zheng, Dallas Wood, Holly Wang und Jason Jones in ihrem Artikel davon aus, dass der Sorghum-Preis um 10,6% zurückgehen wird. Grund dafür ist die Tatsache, dass 81% der US-Sorghum-Exporte nach China gehen. Auch der Preis für Sojabohnen dürfte unter den neuen Zöllen um etwa 3,9% zurückgehen. Die Baumwollproduzenten müssen mit einem Preisrückgang von 1,2% rechnen, während der Preis für Schweinefleisch um lediglich 0,6% nachgeben dürfte.

Insgesamt wird damit gerechnet, dass die neuen Handelsschranken die US-Farmer teuer zu stehen kommen: Alleine die Sojaproduzenten würden im kommenden Jahr etwa 1,8 Mrd USD verlieren; hinzu kommen die Verluste der Baumwoll- (-67 Mio USD), Sorghum- (-246 Mio USD) und der Schweineproduzenten (-179 Mio USD). Unter dem Strich also kostet die Handelspolitik von Trump alleine diese vier Teilsektoren über 2,2 Mrd USD im kommenden Jahr.

Der Rest der Welt profitiert

Immerhin dürfen sich die brasilianischen Sojaproduzenten darüber freuen, dass sie vermutlich mehr Soja nach China exportieren dürfen. Und auch die chinesischen Sojaproduzenten dürften für die kommende Saison ihre Produktion ausdehnen. Selbst die EU kann mit einer leicht steigenden Soja-Nachfrage aus China rechnen.

Auch für die Weinproduzenten verheissen die Chinesischen Zolltarife nichts Gutes: Sie haben Grund zur Annahme, dass mit den neuen Zöllen die Beziehungen zu ihren Chinesischen Handelspartner ernsthaften Schaden nehmen. Denn die US-Produzenten müssen nun die höchsten Handelsschranken überwinden. Das ist in einem der am schnellsten wachsenden Märkte mindestens ungünstig, denn Frankreich, Australien, Chile, Spanien und Italien sind bereit, in die Bresche zu springen.

Auswirkungen auf die Schweiz unklar

Inwiefern sich der Handelsstreit auf die Schweizer Märkte auswirkt, ist schwer abschätzbar. Erstens werden nur wenig landwirtschaftliche Produkte nach China exportiert. Zweitens ist die Preisentwicklung in der Schweiz zu einem guten Teil von den EU-Preisen abhängig. Insgesamt ist aber davon auszugehen, dass die steigende Nachfrage aus China die EU-Preise für Soja und Schweinefleisch leicht steigen lässt. Und das wiederum würde den Importdruck aus der EU mindern und somit auch in der Schweiz Raum für eine gewisse Preissteigerung bei Schweinefleisch machen. Andererseits ist nicht auszuschliessen, dass die Preise für Soja leicht steigen dürften.

Damit dürfte klar sein, dass sich die USA und China vor allem selbst schaden. Der Rest der Welt dürfte profitieren. Das ist kaum im Sinne von Donald Trump und seinen Wählern und schon gar nicht seiner Bauern.

hja