«Wenn wir auf den Markt schauen, ist mein Empfinden zweischneidig», sagte Präsident Hanspeter Kern am Mittwoch, 13. April 2022 vor 183 stimmberechtigten Delegierten. Einerseits sei der Markt gesund, die Exporte liefen und auch die Inlandsnachfrage sei erfreulich. Der Wermutstropfen seien aber die hohen Produktionskosten, bei deren Anstieg vorläufig kein Ende in Sicht sei. Diese Entwicklung habe einen direkten Einfluss auf das Einkommen der Produzenten. «Daran müssen wir arbeiten», sagte Kern.

Richtpreis-Lücke schliessen

Jetzt gelte es, das Momentum zu nutzen und die Preise zu erhöhen, sagte Hanspeter Kern. Hier sei mit der Richtpreiserhöhung ein erster Erfolg zu verzeichnen. Auch beim Käse seien hiererste positive Signale zu hören. Es gelte nun, die Lücke zwischen Richtpreis und Auszahlungspreis noch besser zu schlies­sen, so Kern. Erfreulicherweise seien die Molkereimilchpreise 2021 auf durchschnittlich69 Rp./kg gestiegen, während der Richtpreis aber 72 Rp./kg betrug.

Die Nachhaltigkeitsanstrengungen seien auf gutem Weg, sagte Kern. Er verwies auf die geplante Weiterentwicklung des Grünen Teppichs, wie der Branchenstandard auch genannt wird. Allerdings werde zum Teil auch übertrieben. «Man fordert von uns Sachen, die prinzipiell gar nicht möglich sind», meinte Kern mit Blick auf die Massentierhaltungs-Initiative (MTI). «Wir können die Versäumnisse der übrigen Gesellschaft nicht auch noch kompensieren mitzusätzlicher Biodiversität», so Kern, das gehe nicht. Irgendwann müsse die Politik dann mal sagen, was sie wolle. Er erinnerte in diesem Zusammenhang an die Tausenden Hektaren Autobahnböschungen, die mit unökologischen Mitteln gemäht würden, «während wir mit un-seren Fingerbalken bis am 15. Juni zuwarten mit Mähen».  

Zulage ist Grenzschutz

Direktor Stephan Hagenbuch stellte in seinen Ausführungen zunächst die Verkäsungszulage (VKZ) in den Mittelpunkt. Er erinnerte an die dezidierte und letztlich erfolgreiche Bekämpfung der vom Bundesrat beschlossenen Kürzung der VKZ. Hier – und das ist aus Sicht des Kollegialprinzips einigermassen überraschend – habe der Verband ein Schreiben mit der Aufforderung erhalten, sich gegen die Kürzung zu wehren. Dies taten die SMP und die Kürzung wurde zurückgezogen. Hagenbuch betonte, dass die VKZ gleichzusetzen sei mit dem Grenzschutz für Käse und hier müsse man wachsam bleiben gegen Abbau. Ebenfalls bekämpfen wollen die SMP die bereits zum zweiten Mal vom Bund eingebrachte Direktauszahlung der VKZ an die Produzenten, man befürchte einen stark ansteigenden administrativen Aufwand für die Auszahlung.

Gibt es eine Mini-AP?

Was die Agrarpolitik angeht, erinnerte Stephan Hagenbuch an die anstehende Konkretisierung der Absenkpfade und weiterer Massnahmen aus der Parlamentarischen Initiative 19.475, über die der Bundesrat dieser Tage entscheiden dürfte. Er erwähnte zudem ein mögliches neues Modell für die Weiterentwicklung der AP. «Gibt es eine Mini-AP 22+?», fragte Hagenbuch. Offenbar gebe es entsprechende Signale aus dem Parlament. D. h. es würden gewisse Elemente aus dem sistierten Paket vorgezogen, bevor man sich über die grundsätzlichen Fragen Gedanken machen wolle.

Auch Hagenbuch kam kurz auf die MTI zu sprechen. Diese hätte ein RAUS-Pflicht für Rinder zur Folge, ein Programm an dem bereits 86 % der Betriebe teilnehmen. Aktuell hätten noch 2460 Betriebe mit 57 700 Kühen ein Problem mit dieser Vorschrift. Aber die SMP wollten Teil der Lösung sein. Man sei für Tierwohl und engagiere sich für Antibiotika-Reduktion, so Hagenbuch, «aber nicht für ein Tierwohl, das vom Markt nicht mitgetragen wird», begründete der Direktor das Nein zur Initiative.

Leicht sinkende Produktion

Pierre-André Pittet warf einen Blick auf den Markt. Seit September 2021 sei die Produktion global leicht rückläufig. Die Unsicherheit durch Covid und den Ukraine-Krieg habe gleichzeitig die Kosten stark erhöht, sowohl für die Produzenten als auch für die Verarbeiter. Neben den Treibstoffen sind z. B. auch die Preise für Container massiv gestiegen. Die Preisindexe für Nahrungsmittel steigen parallel, so auch für Milchprodukte. Es sei eine einmalige Situation, dass dies sowohl für Milchfett, wie auch für Protein der Fall sei. Der EU-Preis sei im Februar 2022 um 21,8 % höher gewesen als ein Jahr zuvor. Gleichzeitig habe uns eine Inflationswelle erreicht, so Pittet und sprach von einer ernsthaften Sache. Diese hohe Inflation kompensiere teilweise den starken Frankenkurs, drücke aber gleichzeitig auf die Kaufkraft, was beim Absatz Auswirkungen haben werde.

Einstimmig für Beiträge

Pittet kam auch auf die Weiterentwicklung des Grünen Teppichs zu sprechen. Das Logo Swissmilk Green habe bessere Verbreitung gefunden im Regal. Der Standard soll bis Ende 2023 alle Betriebe umfassen. Da bleibt noch einiges zu tun. Ende 2021 waren erst gut 11 000 der 18 000 Betriebe registriert auf dem Grünen Teppich. Ab 2024 sollen dann die Anforderungen erhöht werden. Pittet versicherte allerdings, dass dieser Schritt Produzenten-verträglich ausgestaltet werden solle. Was die Details dieses Schrittes angeht, wolle man nun mit den Mitgliedsorganisationen diskutieren.

Finanziell sieht es laut Finanzchef Stephan Schneider gut aus. Die Rechnung schliesst mit einem Nettoerlös von 40,2 Mio Fr. mit einem konsolidierten Gewinn von knapp Fr. 330 000.–. Die Bilanzsumme beläuft sich auf 95,6 Mio Fr. mit einer Eigenkapitalquote von 79,9 %. Daran dürfte sich vorderhand wenig ändern. Die Delegierten sagten ohne Gegenstimme Ja zur Fortführung der Beiträge für Interessenvertretung (0,17 Rp./kg). Die allgemeinverbindlichen Marketingbeiträge von 0,725 Rp./kg wurden mit einer Gegenstimme angenommen.

Sabrina Schlegel als erste Frau im Vorstand

Die neue Präsidentin der Produzentenorganisation Mittelland Milch, Sabrina Schlegel wurde von den Delegierten einstimmig in den Vorstand der SMP gewählt. Damit ist sie die erste Frau im strategischen Führungsgremium des Verbands. Sie übernimmt von Andreas Hitz Ebenso einstimmig gewählt wurde der Tessiner Fabio Balmelli. Er übernimmt vom zurücktretenden Emilio Bossi.