Revision des JagdgesetzesDer Weg scheint frei für eine Bestandesregulierung beim WolfDienstag, 18. Januar 2022 In der Vergangenheit schienen die Gräben tief zwischen Wolfsbefürwortern und -gegnern. Nachdem im Januar aber ein breit abgestützter Kompromiss von Umweltverbänden, Jagd, Land- und Forstwirtschaft für die Revision des Jagdgesetzes ausgearbeitet werden konnte, haben sich die Dinge geändert: Der neuste Artikel von Pro Natura im gleichnamigen Verbandsmagazin klingt sehr versöhnlich, auch wenn die grundsätzliche Haltung der Organisation in der Wolfsfrage nicht über Bord geworfen wird.

«Eine sehr konkrete Bedrohung»

Im Text zählt Pro Natura die Punkte auf, die jeweils auch von Seiten Landwirtschaft zur Illustration der Problematik aufgeführt werden: Schlaflose Nächte, finanzielle Einbussen, Mehrarbeit, traumatische Verluste, auch Grossvieh muss bei einer wachsenden Wolfspopulation geschützt werden, Verhaltensänderungen bei Mutterkühen und Reitpferden, Begegnungen mit dem Grossraubtier am helllichten Tag. Damit sei der Wolf für Nutztierhalter eine sehr konkrete Bedrohung, so die Feststellung.

Nicht ohne Herdenschutz

Der Umweltverband sieht den oben erwähnten Kompromiss als einen ersten wichtigen Schritt, sich von Pro- und Kontralagern zu lösen. Schliesslich sei der Wolf kein Klischee, sondern folge seiner Natur und schere sich nicht um Erwartungen.

Zwar könne man unter klaren Bedingungen – z. B. mit einer sachlichen Begründung – hinter einer Regulierung und sogar präventiven Abschüssen stehen. Um Schäden vorzubeugen, führe aber kein Weg am Herdenschutz vorbei. Pro Natura bleibt dabei, dass die Regulierung «mitnichten» ein sicheres Rezept gegen Risse ist. Auch müsse eine «Quasi-Jagdbarkeit» des Wolfs, wie es beim Steinbock der Fall sei, ausgeschlossen werden. Für den Verband ein No-Go ist die Ausscheidung wolfsfreier Zonen.

Ein Erfahrungsaustausch ist geplant

Neben klaren Voraussetzungen für den Abschuss von Wölfen fordert Pro Natura, deren ökologische Rolle zu gewichten. Dabei geht es in erster Linie um den Schutz der Wälder vor übermässigem Wildverbiss. «Mit diesem integrativen Ansatz liesse sich nach Ansicht von Pro Natura die Wolfsdebatte entschärfen», heisst es weiter.

Ausserdem macht Pro Natura einen Schritt auf die Betroffenen zu: Parallel zum politischen Stakeholderprozess habe man im Hinblick auf die nächste Sömmerungssaison einen Erfahrungsaustausch initiiert. Das sei eine «vertrauensbildende Massnahme für Direktbetroffene», die den gemeinsamen Lernprozess fördern und dabei helfen solle, praktische Massnahmen unkompliziert sowie mit gegenseitiger Unterstützung umzusetzen.