Die Studie «Aufschwung in der Wauwiler Ebene», welche die Schweizer Vogelwarte anlässlich ihres 100-jährigen Bestehen dieses Jahr publizierte, sorgte in letzter Zeit für einige Diskussionen und auch politische Vorstösse im Luzerner Kantonsrat. Befürchtet wurde gar eine Flutung von Fruchtfolgeflächen im Wauwilermoos.
Der Regierungsrat bezog zu den Anfragen der Kantonsräte Thomas Hodel (SVP) und Inge Lichtsteiner (Mitte) eine klare Haltung: Die Ideen der Vogelwarte zur ökologischen Aufwertung des Wasser- und Zugvogelschutzgebietes sei in den angedachten Dimensionen mit den Interessen der Justizvollzugsanstalt, welche einen grossen Teil von Flächen im Wauwilermoos bewirtschaftet, nicht vereinbar.
Viele Akteure und Interessen
Hingewiesen wurde in den Antworten der Regierung allerdings auf das seit vielen Jahren bestehende Spannungsfeld und die Nutzungskonflikte verschiedener Akteure im Moos. Dieses Themas hat sich auch der Verein Freunde der Wauwiler Ebene angenommen. Er will als Brückenbauer dienen, um mit Information und direkter Unterstützung gute Lösungen zum Erhalt der Wauwiler Ebene als einzigartiger Landschaft, aber auch als Lebens- und Wirtschaftsraum zu ermöglichen.
So initiierte der Verein 2019 das Projekt Landwirtschaftliche Planung (LP+), welches von der Luzerner Dienststelle Landwirtschaft und Wald (Lawa) sowie vom Bundesamt für Landwirtschaft getragen wurde. Dieses hatte zum Ziel, die unterschiedlichen und teils divergierenden Interessen von verschiedenen Nutzergruppen in der Wauwiler Ebene aufzuzeigen. Die möglichst adäquate Berücksichtigung dieser Interessen sei auch ein wichtiges Anliegen des Kantons, heisst es in den Antworten der Regierung. Aus den Resultaten der LP+ sei die seit Frühjahr 2023 laufende «Vorstudie Moderne Melioration Wauwiler Ebene» entwickelt worden.
Böden aufbessern
Dabei waren die verschiedenen Nutzergruppen integriert. Die Vorstudie soll aufzeigen, an welchen Standorten Projekte umsetzbar sind, um die Landwirtschaft zu stärken und Interessenskonflikte möglichst zu vermeiden. Die mehrheitlich organischen Moorböden würden landwirtschaftlich intensiv genutzt. Durch die Entwässerung und ackerbauliche Nutzung verlören diese aber an Mächtigkeit und auf lange Sicht ihre Fruchtbarkeit. Bereits heute würden viele der Böden nicht mehr die Fruchtfolgequalität erreichen, schreibt die Regierung. Da sich bei gleichbleibender Nutzung die Fruchtbarkeit der meisten Böden in der Wauwiler Ebene verschlechtere, dränge sich eine integrale Beurteilung im Sinne der modernen Melioration auf. Besonderer Handlungsbedarf bestehe bei der Regulierung des Bodenwasserhaushalts durch Entwässerungssysteme und beim Umfang mit der Lebens- und Produktionsgrundlage Boden.
Mitwirkung bis 24. Oktober
Derzeit liegt der Entwurf des Schlussberichtes zur «Vorstudie Moderne Melioration» vor. In der Studie wurde der Istzustand analysiert und ein Sollzustand entwickelt sowie verschiedene Strukturverbesserungsmassnahmen wie eine moderne Melioration abgeleitet.
Im Rahmen einer Mitwirkung können die betroffenen Landwirtinnen und Landwirte der Region noch bis zum 24. Oktober 2024 zum Entwurf des Schlussberichtes Stellung nehmen. Auch der Luzerner Bäuerinnnen- und Bauernverband (LBV) ruft im aktuellen Newsletter dazu auf, die Gelegenheit zu nutzen und die Interessen der Landwirtschaft nochmals einzubringen.
Dies ist auf der Website der Freunde der Wauwiler Ebene möglich als Online-Mitwirkungsumfrage. Dort kann auch der Schlussbericht eingesehen werden.