"Ja, aber" sagt eine heute in Bern vorgestellte neue Mercosur-Koalition zu einem allfälligen Freihandelsabkommen zwischen der Schweiz und dem Mercosur. Dieser Koalition gehören neben dem Schweizer Bauernverband die Entwicklungsorganisationen Swissaid, Brot für alle und Alliance Sud an, ebenfalls an Bord sind der Schweizer Tierschtutz STS, die Organisation Public Eye und Uniterre.

Bundesrat soll Nachhaltigkeit analysieren lassen

Hauptziel dieses bunten Zusammenschlusses ist die Aufnahme verbindlicher Nachhaltigkeitskriterien im Freihandelsabkommen. "Deshalb fordern wir den Bundesrat auf, vor Abschluss eines allfälligen Abkommens eine Nachhaltigkeitsanalyse einzuholen", sagte Christine Badertscher von Swissaid, die bis vor Kurzem noch für den Schweizer Bauernverband tätig war. Die Koalition stelle sich nicht gegen ein Freihandelsabkommen, heisst es in einer gemeinsamen Medienmitteilung, aber nicht um jeden Preis.

Es brauche in einem Abkommen ein Nachhaltigkeitskapitel mit ambitionierten und messbaren Zielen sowie verbindlichen Sanktionsmechanismen. STS-Geschäftsführer Hansuli Huber erklärte, dass Risiken und Nebenwirkungen von tierischen Importen bis anhin ausgeblendet würden. "Die Schweiz fördert im Ausland tierquälerische Haltungsformen", sagte Huber. Das sei heuchlerisch und kurzfristig gedacht und "Doppelmoral pur". Er erinnerte an die praktisch inexistente Tierschutz-Gesetzgebung in Südamerika.

"Was sollen wir anderes machen als Rindfleisch und Milch?"

Beat Röösli vom Schweizer Bauernverband erklärte, die Mitgliedschaft des SBV in dieser Koalition möge erstaunen, mache aber Sinn. Die Nachhaltigkeit der Importe sei sehr wichtig, um aufzuzeigen, wie gut die teurere heimische Qualität ist. Auch der SBV sei nicht gegen ein FHA: "Wir konnten bisher immer zustimmen, weil es gute Lösungen gab". Nachhaltigkeit sei nichts anderes als gesunder Menschenverstand, auf diesen setze man.

Man sei zuversichtlich, dass es der Bundesrat auch diesmal schaffe, für die Schweiz gute Lösungen herauszuholen, "sofern er bereit ist, hart zu verhandeln". Er betonte, dass die Rindfleischproduktion in unserem Land nicht gefährdet werden dürfe. "Wir sollten unsere Ressourcen in der Schweiz nach Eignung nutzen", sagte er, "was wollen wir denn sonst in den Bergen machen, als Rindfleisch und Milch?"

Vor allem Grossunternehmen profitieren

Die uruguayanische Gastrednerin Natalia Carrau von der Organisation "Freunde der Erde" beschrieb die Situation in ihrer Heimat. Gemäss ihren Ausführungen profitieren vor allem Grossunternehmen von einem Freihandel ohne Leitplanken. Umso wichtiger seien die Nachhaltigkeitsbemühungen und zwar nicht nur für die europäischen Bauern.

Aufgetreten ist auch die welche Konsumentenschützerin Laurianne Altwegg von der Fédération romande des consommateurs FRC. Dass die Deutschschweizer Konsumentenschützer nicht dabei seien, sei nicht Ausdruck eines Konflikts sondern vielmehr Zeichen für das traditionell grosse Engagement der Westschweizer Konsumentenschützer in Sachen Ernährungssouveränität und Fragen der Nachhaltigkeit.

akr