Le Mans (F) Zwei Dinge fallen gleich auf beim Eintritt in die Claas-Fabrik in Le Mans: das Tageslicht und die gedämpfte Geräuschkulisse. Grund dafür ist die Wahl der Fertigstellung der Traktoren mit sogenannten automated guided vehicles (AGV), autonomen Trägerfahrzeugen.

Autonome Trägerfahrzeuge

Die Fabrik in Le Mans wurde letzte Woche, nach dreijähriger Umbauphase, offiziell in Betrieb genommen. 40 Millionen Euro hat Claas in das Traktorenwerk gesteckt und dieses komplett neu erfunden. Von der alten Fabrik bleiben nicht mehr als die Lackierkabine, 2010 in Betrieb genommen, und die Montagelinie der Traktorkabinen, 2008 installiert, übrig. Die Kabinenmontagelinie soll nächstes Jahr renoviert werden.

Die Erneuerung des Werks schafft völlig neue Möglichkeiten, immer komplexere und individuell konfigurierte Traktoren zu fertigen. Durch Einsatz modernster Virtual-Reality-Technologien konnten bereits bei der Werksplanung alle Prozesse digital durchlaufen werden, selbst mit Traktormodellen, die noch gar nicht produziert werden. Es ist die Gestaltung der Produktion selbst, die modifiziert wurde, durch die Wahl der AGV.

Auf diesen Trägerfahrzeugen werden die Traktoren zusammengebaut, von der Positionierung der Motoren und der Getriebe bis zur Montage der Räder. Jedes AGV kann 20 Tonnen verschieben, eine genügende Kapazität für die grössten Traktoren der Zukunft. Mit 40 autonomen Trägern, bereits in Funktion, fertigen die 450 Mitarbeiter des Werkes 51 Traktoren pro Tag. Es braucht nur noch wenige AGV mehr, um das gesetzte Ziel von 75 Traktoren zu erreichen. Die realisierten Investitionen sehen diese nötigen Anpassungen bereits vor. Im Ganzen arbeiten 750 Personen in Mans und die Claas-Gruppe hat die Rekrutierung von nochmals 60 Produktionsmitarbeitern bereits lanciert.

Arbeitsplätze verbessert

Die Arbeitsplätze sind ergonomisch gestaltet und werden mit den für jeden Traktor erforderlichen Teilen und Komponenten auf speziellen Wagen beliefert.

«Bei der Gestaltung der neuen Fertigung standen neben der Effizienz vor allem die Arbeitsbedingungen im Vordergrund», erläutert Martin von Hoyningen-Huene, Leiter der Claas-Traktorensparte und Mitglied der Konzernleitung. «Wir konnten die Abläufe und die Ergonomie deutlich verbessern, was sowohl die Motivation wie auch die Konzentration unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter steigert. Das ist wie auch die neue Logistik ein grundlegender Baustein für die Fertigung von Traktoren nach höchsten Qualitätsansprüchen.» Fünf Traktorserien von 75 bis 460 PS werden aktuell in Mans fabriziert. Jede Maschine wurde einzeln angefertigt aufgrund der Vielfalt des Angebotes und der möglichen Optionen.

Neues Technologiezentrum eröffnet

Mit der gleichzeitigen Eröffnung des Technologiezentrums in Ymeray, in der Nähe von Chartres und tatsächlich nur wenige Kilometer von Mans entfernt, verstärkt Claas seine Präsenz in Frankreich. Beschäftigt sind dort 2500 Personen. Bereits seit 1958 produziert das Unternehmen im Osten des Landes, in Metz, landwirtschaftliche Pressen. Seit der Übernahme von Renault Agriculture im Jahr 2003 hat die Claas-Gruppe 80 Millionen Euro in Frankreich investiert.