Die CVP wird auch weiterhin mit einer Frau im Bundesrat vertreten sein. Nach dem Rücktritt von Doris Leuthard hat sie für die Ersatzwahl vom 5. Dezember mit Nationalrätin Viola Amherd aus dem Wallis und Regierungsrätin Heidi Z’graggen aus Uri zwei mögliche Nachfolgerinnen nominiert.

Hegglin hätte Amherd stärker gefährdet

Übergangen wurde bei der Kürung der Kandidaten der Zuger Ständerat Peter Hegglin, seines Zeichens langjähriger Regierungsrat und kantonaler Finanzdirektor. Der ehemalige Landwirt ist heute auch Präsident der Branchenorganisation Milch (BOM) und damit in der öffentlichen Wahrnehmung Teil der Agrarlobby.

Ob ihm dies zum Verhängnis wurde, darüber kann Hegglin nur spekulieren. Im Rahmen der Kandidatenkür wurde wenig gesprochen oder gar diskutiert. Die vier Aspiranten (neben Amherd, Z’graggen und Hegglin hatte auch Elisabeth Schneider-Schneiter aus Basel-Land kandidiert) stellten sich vor und anschliessend wurde gewählt. Und zwar nach demselben System, wie das Parlament den Bundesrat wählt. Die Stimmenzahlen blieben zwar geheim, aber offenbar war Amherd zuerst gewählt und Schneider-Schneiter chancenlos.

Warum also wurde Z’graggen Hegglin vorgezogen? Hegglin kann sich vorstellen, dass er nicht auf den Schild gehoben wurde, weil er für die Wahl Amherds die grössere Gefahr dargestellt hätte, als die nicht sonderlich bekannte Regierungsrätin aus der Zentralschweiz.

Niemand will einen neuen BOM-Präsidenten suchen

Eine weitere mögliche Erklärung ist für den Zuger, dass man keinen Vertreter von einem Nettozahler im Nationalen Finanzausgleich (NFA) wollte. Und schliesslich könnte auch sein BOM-Präsidium eine Rolle gespielt haben, mutmasst er. «Wahrscheinlich hat einige die Vorstellung abgeschreckt, dass man schon wieder einen neuen Präsidenten suchen müsste», so Hegglin.

Auch andere Insider können nicht mehr Information bieten zu den Gründen für Hegglins Nicht-Berücksichtigung. «Ich kann auch nur spekulieren, es hat sich niemand geäussert», schreibt Markus Ritter, SBV-Präsident, CVP-Nationalrat und Mitglied der parteiinternen Findungskomission auf Anfrage, «es waren wahrscheinlich ganz verschiedene Überlegungen, die zu diesem Ergebnis geführt haben».

Männer haben's im Moment schwerer

Auch der Luzerner CVP-Nationalrat Leo Müller weiss nichts genaueres. Die Furcht vor einem weiteren Bauernvertreter dürfte aber seines Erachtens kaum entscheidend gewesen sein. «Wenn schon habe ich eher ausserhalb der Fraktion skeptische Äusserungen in diese Richtung gehört», sagt Müller. Er selber hatte sich ursprünglich auch eine Kandidatur überlegt, es dann aber vorgezogen, den Fokus auf einen Sitz im Ständerat zu setzen.

Hier muss er nun eine erste Hürde überwinden und sich am Mittwoch in seinem Wahlkreis mit CVP-Kantonsrätin Yvonne Hunkeler messen. Es sei im Moment nicht ganz einfach, als Mann ein Amt anzustreben, lässt Müller durchblicken, das dürfte möglicherweise auch Hegglins Stolperstein gewesen sein.

akr