Das Kapitel 10 des "Grünen Buchs" zur Grossviehmast wird gegenwärtig überarbeitet. Die aktuelle Version stammt aus den späten 90er Jahren und beruht auf Versuchen, die vor mehr als 30 Jahren durchgeführt wurden. Das 2014 lancierte Projekt Minotor (Mise à niveau des Normes d’alimentation pour les Taurillons à l’engrais) hat zum Ziel, die aktuellen Daten zu überprüfen und zu vervollständigen, um den Bedürfnissen der Praxis gerecht zu werden.

In den letzten Jahrzehnten wurden erhebliche Fortschritte erzielt im Bereich der Genetik sowie bei den Tiertypen und den Produktionsverfahren, was zu einer beträchtlichen Steigerung des Produktionsniveaus geführt hat.

Neu: Gestiegene Vielfalt berücksichtigt

Die Rindfleischproduktion ist im Vergleich zu anderen Produktionszweigen sehr vielfältig, nicht nur im Hinblick auf die Rassen (oder Kreuzungen), sondern auch bezüglich der Produktionsarten (s. zweites Bild oben). Dadurch ergeben sich grosse Unterschiede bei den Wachstumsraten, den Schlachtgewichten, dem Schlachtalter sowie der Schlachtkörperqualität und dadurch beim Nährstoffbedarf.

Um über genügend präzise Informationen zu den verschiedenen Produktionsarten zu verfügen, sind verschiedene Versuche notwendig. Die für die Versuche verfügbaren Ressourcen erlauben jedoch keine grundsätzliche Überarbeitung des Nährstoffbedarfs, sondern nur eine Anpassung der Empfehlungen für die aktuellen Produktionsbedingungen.

Dank täglicher Messungen der individuellen Futteraufnahme, regelmässiger Aufzeichnung des Lebendgewichts, chemischer Analysen des aufgenommenen Raufutters und der Kraftfuttermittel, Aufzeichnung der Schlachtkörperqualität und zukünftig, wenn möglich auch von dessen Zusammensetzung können die Empfehlungen umfassend aktualisiert werden. Versuche in der Rindviehmast benötigen viel Zeit. Nach Abschluss jedes Versuchs stehen neue Informationen zur Verfügung.

Basierend auf den Resultaten einer Versuchsserie mit 90 Mastmunis und ersten Beobachtungen aus einer zweiten Serie mit gleich vielen Tieren kann die überarbeitete Version des vorliegenden Kapitels des Grünen Buchs in Form einer Teilrevision veröffentlicht werden.

Neu: Fütterungstabellen um höhere Tageszuwachse erweitert

Die Formeln zur Berechnung des Energie- und Proteinbedarfs sowie zur Schätzung des Verzehrs bei der Intensivmast von Jungrindern wurden nicht verändert. Dagegen wurde die Tabelle zur empfohlenen Zufuhr an Energie (NEV), an Protein (APD) und an Trockensubstanz (TS) in Abhängigkeit des Lebendgewichts (LG) und des durchschnittlichen Tageszuwachses (TZW) für Munis bis zu einem Tageszuwachs von 1800 g erhöht, was insbesondere im Intervall zwischen 250 und 350 kg Lebendgewicht (LG) nützlich ist, da in diesem Gewichtsabschnitt die höchsten Wachstumsraten beobachtet werden.

Ausserdem werden neue Wachstumskurven für 1400 und 1500 g TZW zwischen 150 und 550 kg LG vorgeschlagen. Für Ochsen und Rinder wurde eine ähnliche Tabelle mit Wachstumskurven für 1000, 1100 bzw. 1200 g TZW neu verfasst. Basierend auf der Überarbeitung von Kapitel 4 des Grünen Buchs (Mineralstoffe und Vitamine) aus dem Jahr 2015, wurden für alle drei Tierkategorien die Tabellen mit dem empfohlenen Angebot an Mineralstoffen (Mengenelemente und Spurenelemente) ebenfalls angepasst.

Neu: Pläne für verschiedene Weidemastsysteme

Zu dieser Teilrevision gehören weitere neue Elemente. Der Abschnitt zum kompensatorischen Wachstum "Intensive Mastphase nach extensivem Mastabschnitt" wurde auf der Basis von mehreren Versuchen zur Ausmast junger Fleischrassen-Rinder in Mutterkuhherden erweitert. Ausserdem sind die extensive Mast von Jungrindern und die Weidebewirtschaftung das Thema eines neuen Unterkapitels mit einem Abschnitt zum Besatzdichte und einem weiteren Abschnitt zur Weidebeifütterung.

Dieser Teil des Buchs wird unter anderem durch Pläne für verschiedene Weidemastsysteme illustriert, die einen Zeitraum von 17 bis 22 Monate mit einer oder zwei Vegetationsperioden abdecken. Schliesslich ergänzt ein Abschnitt mit dem Titel «Fütterungsempfehlungen für die Endmast in Abhängigkeit von Kreuzungstyp und Produktionsziel» das Kapitel 10. Dieser Abschnitt bezieht sich auf eine Tabelle mit der empfohlenen Energiekonzentration je nach Reife und angestrebtem Schlachtkörpergewicht.

Das "Grüne Buch" und das revidierte Kapitel 10 finden Sie hier.

Isabelle Morel, Forscherin Ernährung Mastvieh und Mutterkühe, Agroscope Posieux