In den 1940er-Jahren wurde das Penicillin, eines der wichtigsten Antibiotika überhaupt, entdeckt. Das war ein Meilenstein in der medizinischen Forschung, denn nun konnten Infektionskrankheiten relativ einfach behandelt werden. Der Erfolg war dann auch bahnbrechend, und Infektionskrankheiten verloren grösstenteils ihren Schrecken, zumindest in unseren Breitengraden.

Je mehr Einsätze, desto mehr Resistenzen

Doch heute sind die Experten beunruhigt. Seit längerer Zeit warnen sie wegen der Zunahme von Bakterien, die Antibiotikaresistenzen aufweisen. Wie konnte es soweit kommen? Eine Ursache ist sicher in der Art und Weise zu finden, wie wir Antibiotika eingesetzt haben und es immer noch tun. Es besteht nämlich ein Zusammenhang zwischen der verbrauchten Menge und der steigenden Antibiotikaresistenz. In anderen Worten und etwas vereinfacht: Je mehr Antibiotika gebraucht wird, mit desto mehr Antibiotikaresistenzen müssen wir rechnen. In der Humanmedizin hat man diese Herausforderung mehrheitlich erkannt und versucht Antibiotika gezielt einzusetzen.

Human- und Tiermedizin mit gleichen Keimen konfrontiert

Das Problem ist nun, dass sich der Antibiotikaverbrauch in anderen Bereichen wie z. B. der Landwirtschaft ebenfalls auf die Humanmedizin auswirken kann, weil wir es da zum Teil mit denselben Keimen zu tun haben. Der Antibiotikaverbrauch muss also in allen Bereichen reduziert werden, um dem Problem Herr zu werden und um sicherzustellen, dass wir auch in zehn bis zwanzig Jahren noch wirksame Medikamente für Infektionskrankheiten haben.

Wie man in der Landwirtschaft mit Antibiotika umgehen soll

 Was heisst das nun für einen Bauernhof? Könnte eine weniger intensive Produktion den Einsatz von Antibiotika unnötig machen? Sollte die Antibiotika-Abgabe zur Prävention von Infekten generell überdenkt werden? Sollte man bei der Haltung von Tieren versuchen, möglichst genaue Diagnosen zu machen, bevor man Antibiotika einsetzt? Die Antwort zu diesen Fragen lautet: Im Prinzip, ja. Natürlich wird man in der Landwirtschaft nie komplett auf Antibiotika verzichten können, denn gewisse Tierkrankheiten machen diese erforderlich. Aber die Sensibilität für und das Wissen rund um diese Problematik muss verbessert werden, damit der Antibiotikaverbrauch in der Landwirtschaft optimiert werden kann. Hier ist auch zu erwähnen, dass speziell die sogenannten Reserveantibiotika kaum oder gar nicht mehr in der Landwirtschaft benutzt werden sollten, denn diese sind zum Retten von Menschenleben bei komplizierten Infektionen in Spitälern vorgesehen.

Die Verantwortung nicht nur der Forschung übergeben

Man mag sich fragen, weshalb es nicht wieder neue Medikamente gibt und ob sich in der Forschung etwas tut? Man mag hier anfügen, dass es für Pharmafirmen finanziell nicht so reizvoll ist, Geld in die Antibiotikaforschung für ein neues Medikament zu investieren, welches nach kurzer Zeit aufgrund von Resistenzen die Wirksamkeit verlieren könnte. Wir sollten also lieber mit dem, was wir im Moment haben, sparsam und gezielt umgehen, als darauf zu vertrauen, dass es dann schon wieder Medikamente geben wird, die man brauchen kann. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

Markus Hilty

 

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