«Der Landwirt will heute nicht einfach irgendeine Pschütti.» Peter Wyss aus Ittigen BE produziert, handelt und transportiert Gärgülle. Er weiss: Das Produkt muss genau auf die Bedürfnisse der Kultur abgestimmt sein.

Tierlose Ackerbaubetriebe fragen eher phosphorhaltige Vollgülle nach, mit einem hohen organischen Anteil, welchen sie gut einarbeiten können. Grünlandbetriebe setzen lieber Dünngülle ein, die schnell einzieht und eine optimale Stickstoffversorgung gewährleisten kann. Betriebe mit einem Treibhaus wiederum wollen abgepressten Separatorenmist, der viel Organik aufweist und den man gut mit einem kleinen Düngerstreuer ausbringen kann.

Mit Stickstoff aufwerten

Die Anforderungen sind divers und so ist auch der verfügbare Dünger, den Peter Wyss auf seinem spezialisierten Betrieb produziert. Teilweise wertet er den Dünger mit Stickstoff auf, um das Phosphor-Stickstoff-Verhältnis zu erweitern.

Wyss ist ein Fan von fermentierter Gülle. Die Effizienz sei besser, weil der Stickstoff ausschliesslich in Form von Ammonium vorliegt. Dadurch seien auch die Verluste bei korrekter emissionsarmer Ausbringung kleiner, sagt er. Die Gärgülle wirke mit ihrem ausgeglichenen Nährstoffgehalt schneller als unvergorene Hofdünger. Weil sich das Kation gut an den Ton-Hummus-Komplex binden kann, vermindert sich dadurch das Auswaschungsrisiko.


Merkblatt zu Gärgut

In Zusammenarbeit mit Biomasse Suisse, dem Kompostforum Schweiz und Ökostrom Schweiz hat Agridea eine neue Merkblattserie zum Thema «Anwendung von Vergärungsprodukten» erarbeitet. Auf der Website sind Beiträge zu flüssigem Gärgut, Gärgülle und Gärdünngülle, Gärmist, festem Gärgut, Frischkompost und zum geprüften Reifekompost aufgeschaltet. Die Dokumente gehen auf die Ausgangsmaterialien, die Anwendungsempfehlungen und die Vorteile ein.

Hier finden Sie die Merkblätter zu Vergärungsprodukten


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20 % aus der Industrie

Das Lohnunternehmen führt Gülle aus Überschussgebieten in Regionen mit einer geringeren Tierdichte, wie das vor allem in der Westschweiz zunehmend der Fall ist.

Die Anlage in Ittigen vergärt zu 80 % Hofdünger und zu 20 % Co-Substrate aus der Industrie. Das ist der maximal zulässige Anteil an einsetzbaren Co-Substraten für landwirtschaftliche Vergärungsanlagen. Dabei hat Wyss regelmässige Lieferanten. Das sind unter anderem Getreidesammelstellen, Kaffeesatz, Rüstabfälle von Gemüsebetrieben oder Molkerei-Abfälle. Dabei versucht Peter Wyss, die Biogasanlage über das Jahr hinweg möglichst homogen «zu füttern», wie er sagt. Weil im Winter aber mehr Hofdünger anfallen und somit weniger Co-Substrate benötigt sind, müssen die Komponenten auf dem Betrieb gelagert werden können. «Das ist schon eine Herausforderung», sagt der Lohnunternehmer.

Auf Pferdemist spezialisiert

Ein grosser Teil der Hofdünger, die in der landwirtschaftlichen Biogasanlage vergärt werden, kommt von Schweinebetrieben aus der Innerschweiz, sagt Wyss.

Der Lohnunternehmer führt Mist von verschiedenen Tiergattungen in die Biogasanlage. Spezialisiert hat er sich auf die Fermentierung von eher schwer abbaubarem Pferdemist, der speziell mit einem Querstromzerspaner aufbereitet wird. Diese Maschine dient der Zerkleinerung verschiedener Materialien. Die Gülle und der Mist der 240 betriebseigenen Mastmuni werden ebenfalls in der Anlage fermentiert.

Zwei Fermenter

Von der Einspeisung der Anlage bis zur vollständig fermentierten Gärgülle vergehen 60 bis 90 Tage. Ist der Anteil an schwer abbaubaren Komponenten hoch, geht es länger, als wenn der Anteil an zuckerhaltigen Komponenten erhöht ist. Dabei passiert das Flüssigkeitsgemisch zwei Fermenter. Danach folgt die Nachgärung und endet schliesslich im Endlager. Das dabei entstandene Biogas kann gespeichert und bedarfsgerecht verstromt werden. Die Lagerkapazität der Biogasanlage beträgt 6000 m3. Von dort aus kann der organische Dünger eingesetzt werden. Dabei variiert der Preis pro m3 je nach Region. Im Frühling, bei kühleren Temperaturen, setzt Wyss auf das Ausbringen mit dem Schleppschlauch. Für ihn ist aber klar: «Das Minimum ist nicht gut genug, die Technik muss auf die Wetterbedingungen abgestimmt sein, um möglichst effizient zu güllen.» Bei wärmeren Bedingungen bevorzugt er den Schleppschuh und im Sommer bringt er die Gärgülle wenn immer möglich mit der Gülledrille aus.

Betriebsspiegel Wyss-Ittigen

Name Biogas-Anlage und Lohnunternehmen Wyss-Ittigen, Peter Wyss
Ort Ittigen BE
Ackerfläche 5 ha Zuckerrüben, 3 ha Weizen, 15 ha Mais, 10 ha Kunstwiese
Lagerkapazität Biogas: 6000 m3
Fermenter und Nachgärer: 4500 m3
Endlager: 3200 m3, zusätzlich diverse Aussenlager
Viehbestand 240 Mastmuni

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