Farben in Tuben, Stiften, Fläschchen und Näpfchen. Ein Glas voller Pinsel. Blumen und Kakteen. Ein Stapel Kinderbücher, ein Zeichenblock, ein Tablet. Celine Gesers runder Arbeitstisch in ihrem Atelier im zürcherischen Grüt erinnert an ihre Wimmelbücher. Grosse Fenster an zwei Seiten geben den Blick frei auf den Nutzgarten und den Stall.

Die Künstlerin und Illustratorin hat sich vor allem mit Bilderbüchern einen Namen gemacht, unter anderem mit Themen wie «Bauernhof», «z Alp» sowie mit personalisierten Kinderbüchern. Die meisten sind sogenannte «Wimmelbilderbücher»: Jede Buchdoppelseite zeigte eine farbenfrohe, detailreiche Momentaufnahme, die ohne Text auskommt. «Meine Illustrationen erzählen kleine Geschichten in der Geschichte», erklärt Celine Geser. «Da gibt es bei jedem Anschauen wieder etwas Neues zu entdecken.»

Vielseitig arbeiten

Daneben übernimmt sie als Illustratorin Auftragsarbeiten für Redaktionen und Firmen, gestaltet Bilder für andere Kinderbücher und kreiert als Künstlerin mit verschiedenen Techniken Bilder.

Vor fünf Jahren hat sie sich selbstständig gemacht und eine GmbH gegründet. «Seither arbeite ich 150 Prozent für meine eigene Firma.» Doch der Einsatz stimmt für die 32-Jährige: Celine Geser kann dank verschiedener Standbeine und guter Kontakte von ihrer Arbeit leben, was in der Kunstszene alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist.

Aufgewachsen ist die Künstlerin mit zwei Geschwistern in Schindellegi. «Wir lebten in einem traditionellen Holzhaus, hielten Schafe und Hühner. Rundum war nur Wald und Wiese», erinnert sie sich. Mit elf hatte sie ein eigenes Pferd, das sie auch selbst versorgte. Ihre Mutter baute selbstständig einen Montessori-Kindergarten auf, der Vater war in der Jugendarbeit und der Politik aktiv.

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Täglich zeichnen

Ihre Schulzeit verbrachte sie in der Villa Monte in Galgenen, der grössten Freilernschule der Schweiz. Die Kinder lernen dort weitgehend selbstbestimmt und selbstorganisiert, dem Musischen wird viel Raum gegeben. Das hat Celine Geser geprägt. «Seit ich fünfzehn bin, zeichne ich jeden Tag, sonst würde mir etwas fehlen.» Daneben nimmt sie Unterricht in literarischem Schreiben und Gesang und tanzt «schon ewig». 

Nach der Schulzeit ging sie an die Kunstschule, absolvierte eine Ausbildung in visueller Kommunikation. Dann lebte sie fünf Jahre in Ecuador, wo sie als selbstständige Grafikerin arbeitete. Zurück in der Schweiz zog sie mit ihrer Zwillingsschwester, deren Mann und Freunden in ein altes Bauernhaus mit Scheune und Land. «Wir haben praktisch alles eigenständig renoviert.»

Hof als Inspirationsquelle

Der frühere Landwirtschaftsbetrieb ist heute – fast – ein Selbstversorgerhof mit grossem Garten, Hühnern, Enten und einem Pferdestall, denn die Schwester ist Pferdetrainerin. «Der Hof war die Inspiration für das Bauernhof-Wimmelbuch», sagt Celine Geser.

Inzwischen hat sie nur noch ihr Atelier hier, sie lebt mit Hündin Maly einige Dörfer weiter in einem kleinen Haus mit Gärtchen. «Ich bin auch dort viel draussen, das Landleben gibt mir Ruhe.» Zudem meditiere sie viel, dabei würden oft Ideen für neue Kreationen entstehen.

Am liebsten alles von Hand

Für ein Wimmelbuch rechnet Celine Geser mindestens drei Monate Arbeit ein. Am liebsten würde sie alles von Hand zeichnen. «Doch das braucht zu viel Zeit.» Daher nutzt sie zusätzlich eine App für Illustrationen auf ihrem Tablet. «Digital geht es einfacher, ein Huhn gegen einen Hirsch auszutauschen.» In ihren Zeichnungen und Bildern möchte sie die farbenfrohe Lebensfreude Südamerikas mit dem «Detailverliebten» der Schweiz verbinden.

Für das nächste Jahr ist ein Kinderbuch mit Volksmusikerin Melanie Oesch geplant. Zudem arbeitet sie an einer Ausstellung mit eigenen Bildern. «Das ist für mich wie ein Spiel: Ich erschaffe mir einen Raum und kreiere Geschichten, die es noch nicht gibt.» In ihrer Kunst setze sie sich mit ganz verschiedenen aktuellen Themen auseinander, wie Umwelt, Gesellschaft oder Kultur, aber «vor allem mit dem Glücklichsein.»

Weitere Informationen: www.celinegeser.ch