Auf den ersten Blick sieht der Anlass auf dem Bauernhof von Claudia und Stefan Ulrich im Zürcher Unterland eher nach einem gemütlichen Grillabend aus. Nachdem der Eingang passiert ist, steht man vor einem schön geschmückten Rasen. Bunte Lichterketten zieren die Bäume auf der Wiese. Popmusik untermalt den lautstarken Small Talk. Für ein buntes Bild sorgen auch die Eintrittsbändel: geknickte Leuchtstäbchen, deren Farbe Auskunft über den jeweiligen Beziehungsstatus geben. Grüne Bändel für Singles mit Hof, orangene für Singles ohne Hof und rote für Personen, die bereits in einer Beziehung sind.

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Das Leuchtfarbensystem

Gesellt man sich hingegen an einen der Tische hinzu, wird schnell klar, dass es eine Single-Party für Bauern sein muss: «Du hesch es rots Bändeli – ah, hesch denn du en Buur?», oder Sätze wie «Also wie isch das genau, er muess Ross ufem Betriib ha, das isch en wichtigi Bedingig?», zeigen deutlich, welche Berufsgruppe auf den Festbänken sitzt. Doch was machen diese an einer Single-Party? Die Antwort liefert eine bereits vergebene Party-Besucherin. Mit Blick auf ihre Kollegin gegenüber sagt sie: «Es wird Zeit für sie, einen guten Mann zu finden, der ihr würdig ist.»

Diese Unterstützung wird anscheinend gerne in Anspruch genommen; einige rote Bändel zieren das Handgelenk der einen oder anderen anwesenden Person. Doch wie lässt sich ein Gespräch zwischen zwei sich Unbekannten entwickeln, wenn der Platz gegenüber bereits durch die «Vermittler» belegt ist?

Diese Problematik scheint den Gastgebern Claudia und Stefan Ulrich bekannt zu sein: Mit Blick zu den Sonnenblumen- und Maisfeldern sind auf der Wiese davor wiederum Festbänke mit der Beschriftung «Speed Dating» aufgestellt.

Das rasende «Speed Dating»

Unterteilt in Alterskategorien werden in Intervallen Singles zum besagten Bereich gebeten, um Interessen, den beruflichen Werdegang und vieles Weitere auszutauschen. «So, die drei Minuten sind vorbei, Männer, Plätze tauschen! Frauen bleiben an ihrem Platz!» Ein Mitorganisator gibt den Ton an, es heisst ja nicht umsonst «Speed Dating». Während beim einen Pärchen bereits Stille eingekehrt ist, müssen andere regelrecht dazu gezwungen werden, den Gesprächspartner zu wechseln. Doch nicht nur der Wechsel der Gespräche verlief fliessend: Nach und nach floss Weisswein in die Becher der «Datenden». Ob die Konversationen dadurch lockerer wurden?

Keine Party ohne Bar und Tanzfläche

Ein guter Einstieg in den Partyabend ist ein erstes Gespräch allemal: Die Existenz der Tanzfläche kann am Eingang nur erahnt werden, sie ist eher etwas versteckt. Doch sie eignet sich super als weiterführende Interaktionsmöglichkeit zwischen Personen, deren Interesse am «Speed Dating» geweckt wurde. Vielleicht ergeben sich dann auch etwas tiefgründigere Gespräche, statt lediglich über Tier und Hof.

Wer weiss, vielleicht sind auch für diese Party bald einige Einträge unter den «Erfolgsgeschichten» auf der Party-Website zu lesen.

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Interview mit Claudia Ulrich, Betriebsleiterin und Gastgeberin der Party

Wie sind Sie auf die Idee der «Buure Single Party» gekommen?

[IMG 4] Claudia: Ich war selbst, bevor ich Stefan kennen gelernt habe, ein paar Jahre single. Ich merkte in dieser Zeit, wie schwer es ist, als Landwirtin jemanden zu finden. Jemand, der sich für das Leben auf einem Bauernhof interessiert, aber auch für mich als Person. Klar gibt es Online-Single-Partys, doch, dort kann man nicht angeben, dass man einen Landwirten sucht. Wir wollten diese Nische mit unserem Angebot füllen, da es sicher vielen anderen auch so geht.

Ich habe auf Ihrer Internetseite gesehen, dass Sie im Juni 2014 die ersten «Erfolgsgeschichten» publiziert haben. War dies die erste Party?

Ja, das war auch eine der schönsten Geschichten. Wir konnten jemanden von Stefans Dorf verkuppeln. Er konnte mittlerweile mit seiner Frau eine Familie mit zwei Kindern gründen.

Schön zu hören. Haben Sie noch viel Kontakt mit Personen, die an der Party ihren Partner oder ihre Partnerin gefunden haben?

Ja, teilweise wurden sie Teil unseres Kollegenkreises. Zwei davon sind heute auch hier. Ansonsten haben wir nicht wahnsinnig viel Kontakt mit den Party-Besuchenden. Es gibt zwei bis drei Personen, die jedes Jahr kommen, ob vergeben oder single. Es ist immer wieder spannend, sich nach einem Jahr wieder zu treffen.

Die Chance besteht ja auch, dass sie dann Singles mitnehmen.

Genau, der Kreis wurde dann immer grösser. Einer, der zu Beginn alleine dastand, war schlussendlich als Gruppe mit zehn Personen bei der Party dabei.

Ausschreitungen oder sonstige Probleme mit Besuchenden gab es nie?

Nein, bisher nie. Wir brauchen auch keine Securitas und keine grosse Eintrittskontrolle – die Atmosphäre ist sehr gemütlich. Das ist das schöne an den Bauern.