«Im Landfrauen-Dorfverein ist der Schweizerische Bäuerinnen- und Landfrauenverband (SBLV) sehr wenig präsent. Wir müssen gezielt dessen Informationen beschaffen und an unseren Anlässen weitergeben», stellt Lydia Maag, Präsidentin des Landfrauenvereins Wyssachen, fest.

Keinen Bauernhof zuhause

Die politischen Verbands-Supports wurden auf kantonaler und nationaler Ebene dank Auftritten der Kandidierenden wahrgenommen. Bauerntochter Lydia Maag hat eine Pflegeausbildung und mit Samuel Maag einen Meisterlandwirt als Ehemann, aber keinen Bauernhof. Darum bekommt sie die Infos aus den bäuerlichen Medien nicht immer mit.

Im Dorf und der Region aktiv

Der Vorstand des Landfrauenvereins Wyssachen besteht aus den sieben Frauen Lydia Maag, Gabi Schär, Renate Reist, Monika May, Susanne Liechti, Kathrin Lanz und Barbara Meister. Von ihnen leben drei auf einem Bauernhof, alle Vorstandsfrauen arbeiten im erlernten Beruf, den Abschluss als Bäuerin FA oder HFP hat keine. Die ländliche Gemeinde Wyssachen zählt 1100 Einwohner, davon sind rund 150 Mitglied im Landfrauenverein.

Die Berufstätigkeit der Frauen auf dem Land wirkt sich im Vereinsleben aus. Ihre Zeit ist mit Beruf, Familie und Hobby ausgefüllt. Es wird schwieriger, Landfrauen für Engagements zu finden. Vereins- und Freiwilligenarbeit ist vielfach, aber nur in kleinem Rahmen und nicht regelmässig möglich. Das Interesse am Dorfverein oder der Region ist meist gross und aktiv.

Was sich aber auf kantonaler und nationaler Ebenen abspielt, bleibt bei den Vereinsmitgliedern aus Zeitmangel leider oft ungehört.

Ernst Laur gab Anstoss

Den Anstoss zur Gründung einer schweizerischen Landfrauenorganisation gab seinerzeit Ernst Laur, Bauernsekretär und Direktor des Schweizerischen Bauernverbandes (SBV).

Nach dem Einsatz einer Studienkommission 1931, geleitet von Berufsberaterin Rosa Neuenschwander, war es am 7. Juli 1932 so weit. Die Kantonalen Verbände Waadt, Schaffhausen, Bern, Aargau und beide Basel gründeten in Olten den Schweizerischen Landfrauenverband (SLFV).

Da der Verband bernischer Landfrauenvereine (VBL) als einziger kantonaler Verband über ein ständiges Sekretariat verfügte, wurde Sekretärin Marie Renfer auchGeschäftsführerin des SLFV. Als erste Präsidentin wurde Anna Schneider-Schnyder, Vorsteherin der Haushaltungsschule Schwand-Münsingen, gewählt. 2006 schlossen sich der SLFV und der Schweizerische Verband Katholischer Bäuerinnen zum SBLV zusammen.

National und international

Der erste Bäuerinnen-Zusammenschluss fand 1918 in Moudon statt. Augusta Gillabert-Randin gründete «L’Association des productrices de Moudon et environs».

Die erste schweizerische Ausstellung für Frauenarbeit SAFFA 1928 in Bern war ein zentrales Ereignis für die Beschleunigung der Entwicklung von Bäuerinnen- und Landfrauen-Organisationen. Seit der Gründung des SLFV ist der Zweck die Vertretung der wirtschaftlichen, beruflichen, sozialen und kulturellen Anliegen der Bäuerinnen und Landfrauen auf nationaler und internationaler Ebene.

Das Jubiläum feiern

An der 91. Delegiertenversammlung des SBLV am 27. April 2022 in Einsiedeln wird das 90-jährige Bestehen des Verbandes gefeiert. Zum einen mit einerPodiumsdiskussion, bei der verdiente Verbandsfrauen zu Wort kommen. Aber auch mit einem Blick in die Zukunft durch die Vision 2030 «Wir die Frauen vom Land – gemeinsam, kompetent, engagiert».

Stärken und Schwächen

SBLV-Geschäftsführerin Kathrin Bieri weiss, wo Stärken und Schwächen aktuell den Verband prägen. Der Schweizerische Dachverband legt seit einigen Jahren einen Fokus auf das Stärken der Frauen und auf die Erhöhung ihrer Partizipation in Organisationen, Gremien und Politik. Der vom SBLV organisierte Kurs «kompetent engagiert» bietet die Möglichkeit, dass sich Frauen gezielt auf entsprechende Ämter vorbereiten. [IMG 2]

Auch dank dem Projekt «Mehr Frauen in die Politik» und dem Engagement des SBLV konnten 2019 die Frauen im nationalen Parlament markant zulegen. «Der Frauenanteil im Nationalrat stieg von 33 auf 41,2 Prozent. Als Trägerverband der Bildung Bäuerin setzt sich der SBLV zudem unermüdlich für einezeitgemässe, praxisorientierte Bildung Bäuerin ein, die ein Erfolgsmodell ist», weiss Kathrin Bieri.

Dank dem Abschluss Bäuerin mit Fachausweis FA oder diplomierte Bäuerin HFP sind die Frauen befähigt, gleichberechtigt einen Landwirtschaftsbetrieb zu führen. Sie erhalten durch diese Abschlüsse die Möglichkeit, Investitionskredite oder Direktzahlungen zu beziehen.

Die Basis erreichen

Eine Herausforderung für den Schweizerischen Dachverband ist es, die Bäuerinnen und Landfrauen an der Basis direkt zu erreichen. Mit über 50'000 Mitgliedern aus allen Regionen der Schweiz gehört der SBLV zwar zu den grössten Frauendachverbänden der Schweiz. Doch es macht sich ein Mitgliederrückgang bemerkbar, der aktuell die Gremien beschäftigt.

«Vor rund drei Jahren haben wir dieses Thema priorisiert und machen uns zusammen mit unseren kantonalen Präsidentinnen und Sektionen Gedanken zur Finanzplanung und zur Mitgliedergewinnung», sagt Kathrin Bieri.

Auf Instagram aktiv

In Workshops wurden mögliche Instrumente geprüft. Durch die Pandemie war die Umsetzung in den Regionen eine Herausforderung, da persönliche Treffen in den Vereinen kaum möglich waren.

Mit dem 2021 neu lancierten Instagram-Kanal, der von verschiedenen Sektionen der Schweiz mit Aktualitäten aus den Bäuerinnen- und Landfrauenvereinen bespielt wird, wurde die Präsenz in den Sozialen Medien verstärkt. Dies mit dem Ziel, junge Bäuerinnen und Landfrauen besser zu erreichen.

Die Kommunikation an die Basis und der Austausch mit den Mitgliedern ist und bleibt eine dauernde, wichtige Aufgabe des Dachverbandes.