Frühmorgens aufstehen, einen Gang durch den Stall zum Rindvieh und den Kleintieren machen. Duschen und schminken. Das Kind wecken und anziehen. Schnell frühstücken und das Kind auf dem Weg zur Arbeit bei der Kindertagesstätte (Kita) vorbeibringen.

Für eine Bäuerin und Mutter, die auswärts arbeitet, gilt es nicht nur die Familie und einen Beruf zu vereinbaren, sondern gleich zwei Berufe. Aber auch für eine Vollzeit-Bäuerin sind Familie und Beruf eine Herausforderung.

Therese Meier aus Zetzwil im Kanton Aargau arbeitet zu 70 Prozent als Personalmanagerin bei Emmi. Für sie war immer klar: Nach der Geburt ihres heute dreijährigen Sohnes Marc würde sie weiterarbeiten. «Ich liebe meine Arbeit bei Emmi wirklich», sagt die 41-Jährige. Daneben hilft sie ihrem Partner Simon Gautschi auf dessen Betrieb mit 21 Hektaren landwirtschaftlicher Nutzfläche und 20 Aufzuchtrindern. Simon Gautschi arbeitet 80 Prozent auswärts als Chauffeur.

Alle ziehen mit

Bäuerin und Mutter zu sein und auswärts zu arbeiten, das geht nicht im Alleingang. «Es müssen alle mitmachen – Marc selber, das Kita-Team, Papi Simon, manchmal meine Mutter und die Arbeitgeber von uns beiden», sagt Therese Meier. Zwei Tage verbringt Marc in der Kita. «Man muss sich auf so eine Institution verlassen können und das Vertrauen haben.»

Am Mittwoch hat Papi Simon frei und schaut zum Sohn. Bei Bedarf hütet auch mal die Grossmutter, die selbst erwerbstätig ist. Therese Meier ist drei Tage pro Woche in der Firma und zwischendurch im Homeoffice. Ist Marc krank, bleibt seine Mutter bei ihm. Scheint die Sonne, kann sie auch mal ein oder zwei Tage beim Heuen helfen. Eine flexible Arbeitgeberin ist in so einem Fall enorm wichtig.

Planen hilft

Daneben den Haushalt gut zu bewältigen ist ein Lernprozess, der sich mit dem Alter des Kindes ändert. Ein Menüplan, nach dem sich der Einkauf richtet, und ein Haushaltsputzplan sind für Therese Meier wichtige Hilfsmittel aus der Trickkiste der Bäuerinnenschule. «Die Agenda ist super, aber wenn Heuwetter kommt, dann kann man nichts anderes machen.»

Ferien bei Emmi werden um den Heuet im Juni und die Ernte im Herbst geplant. Je nach Arbeitsplan ihres Partners macht die Bäuerin am Morgen oder Abend noch den Stall. Schläft Sohn Marc, geht es ins Betriebsbüro oder sie ist für ein freiwilliges Amt tätig.

Paarzeit beim zusammen arbeiten

Zeit als Paar nehmen sich Therese Meier und Simon Gautschi bei der Zusammenarbeit auf dem Betrieb. «Mir ist bewusst, wie kostbar diese Zeit ist», sagt die Bäuerin. «Auch Simon ist einer doppelten bis dreifachen Belastung ausgesetzt.»

Nebst der Erfüllung, die ihr die Arbeit bei Emmi gibt, ist die berufliche Vorsorge für Therese Meier ein wichtiger Punkt. «Ich schätze das Wissen, dass ich gut abgesichert bin.»

Vollzeit auf dem Hof

Tabitha Hallauer vom Hof Wilchinger Berg im schaffhausischen Wilchingen ist ausgebildete Psychiatrie-Krankenschwester. Nach der Geburt der ersten von vier Töchtern arbeitete sie noch 40 Prozent in ihrem Beruf. In dieser Zeit zog sie mit ihrem Mann Beat auf den Hof seiner Eltern; ein Ackerbaubetrieb mit Fresserproduktion (Rinder) und sieben Hektaren Reben.

Tabitha Hallauer besuchte die Bäuerinnenschule und arbeitete auf dem Betrieb. Zwei Tage pro Woche wurde die Kleine in der Kita betreut. An einem Tag hütete die Grossmutter. Nach der Geburt des zweiten Kindes reduzierte sie ihr Pensum auf 20 Prozent. Hatte sie am Abend oder am Wochenende Schicht, übernahm ihr Mann die Kinder.

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Wachsender Frust

Eine Angestellte kochte derweil für die Familie und Mitarbeitenden. Obwohl Tabitha Hallauer ihre Arbeit liebte, wuchs ihr Frust, nicht allem gerecht zu werden. Überall sah sie zuhause Arbeit, die liegen blieb. Arbeit die sie zudem liebte.

«Der Haushalt auf einem Bauernbetrieb ist überdurchschnittlich gross», beteuert die Bäuerin. «Ich konnte einfach nicht alles machen.» Da ist der Garten, die grössere Umgebung, das grosse Haus. Dazu kommt die Erwartung, dass man, wenn man zuhause ist, überall aushelfen kann. Nach der Geburt des dritten Kindes fiel daher der klare Entscheid, die auswärtige Arbeit aufzugeben. «Es war für mich eine riesige Entspannung.»

Eigener Betriebszweig

Statt in die Klinik ging Tabitha Hallauer in die Reben. Sie entwickelte ihren eigenen Betriebszweig, die Eventbranche. «Viele Frauen gehen auswärts arbeiten für eine Bestätigung oder für eigenes Geld. Das muss ich nicht.» Wenn nötig, könnte sie jederzeit zurück in die Pflege. «Das ist ein Vorteil der Branche», sagt sie. «In anderen Berufen ist man weg vom Fenster, wenn man mit Arbeiten aufhört.»

Das Dranbleiben an der Arbeit ist zuhause schwieriger. Tabitha Hallauer ist viel im Büro. Oft kommt ein Hilferuf aus der Werkstatt oder von den Kindern. «Das Thema ‹Zeit für die Kinder› reisst mich hin und her», gibt die Mutter zu. «Ich bin immer zuhause, aber auch immer am Arbeiten.» Arbeits- und Freizeit sind auf dem Betrieb verschwommene Bereiche.

Nicht einseitig werden

«Das kann gefährlich werden», meint Tabitha Hallauer. Sie besucht daher jährlich mindestens einen Weiterbildungskurs, nicht nur um das berufliche Wissen zu erweitern. Das Leben auf dem abgelegenen Hof berge das Potenzial, dass man einseitig würde.

«Es ist für die ganze Familie eine riesige Erleichterung, wenn die Mutter immer da ist», fasst Tabitha Hallauer zusammen. «Ich habe null Bedürfnis, wieder auswärts arbeiten zu gehen.»