Das Bauernpaar empfängt die Besucherin mit einem strahlenden Lächeln. «Was gibt es Schöneres als seinen Betrieb an die jüngere, motivierte Generation weiterzugeben?», sagt Martin Signer.
Noch nicht im Pensionsalter
Erst vor einem Monat haben er und seine Frau Martha den Landwirtschaftsbetrieb in Gonten AI an den Sohn übergeben, der auch Martin heisst, und an dessen Frau Irene. Sichtlich erleichtert freuen sie sich nun auf den weiteren Lebensabschnitt – obwohl beide noch nicht im Pensionsalter sind. Martha Signer ist 54 Jahre alt, ihr Mann 59 Jahre.
Nicht bis zur Pension warten
Martin Signer Senior führte mit seiner Frau einen mittelgrossen Hof mit Alpung auf dem Kronberg AI. Im Frühling 2021 meldete der Sohn Interesse an, den Hof auf Januar 2022 zu übernehmen. Von den fünf Kindern, die auf diesem Hof aufgewachsen sind, hat der 28-jährige Martin als einziger die Ausbildung zum Landwirt abgeschlossen.
Für die Eltern, die den Betrieb 32 Jahre lang geführt haben, war daher klar, dass sie mit der Übergabe nicht bis zum Pensionsalter warten wollten. Es stimmt für die beiden, den Betrieb nicht in Pacht weiterzugeben, sondern zu verkaufen.
Sich gut informieren
Beim Landwirtschaftsamt informierten sie sich über die anstehenden Schritte. Einbezogen wurde auch ihr Buchhalter. Und auch beim Grundbuchamt erklärte man ihnen, was zu tun ist. Signers bewirtschaften einen grossen Teil Pachtland. Sie informierten die Verpächter über die neue Situation und zur Freude beider Generationen konnten die langjährigen Verträge erneuert werden.
Einfacher Preis
Weil Martin Junior den Eltern schon früher gegen einen kleinen Lohn bei der Heuernte oder anderen Arbeiten geholfen hatte, einigten sich beide Generationen auf einen einfachen Preis für Inventar und Tierbestand. Die Maschinen sind alt und darum verzichteten sie auf eine amtliche Schätzung.
Ratgeber und Merkblätter
Auf jedem Hof muss früher oder später die Nachfolge geregelt werden. Eine anspruchsvolle Aufgabe, da im Übergangsprozess mehrere Generationen mit unterschiedlichen Vorstellungen beteiligt sind. Ratgeber und Merkblätter können früh genug auf der Website des SBLV studiert werden oder man holt sich professionelle Hilfe mit einem Coach.
Mehr Zeit für Teilzeitjob
«Wir waren mit viel Herzblut auf dem Betrieb tätig», sagt Martha Signer. Sie versorgte all die Jahre den Haushalt und half Martin viel im Stall, solange ihre Kinder im Schulalter waren. Durch den Alpbetrieb im Sommer waren beide am Anfang auf dem Hof tätig. Mit der Zeit und vor allem im Winterhalbjahr konnten dann beide auch anderen Tätigkeiten nachgehen.
Martha Signer arbeitete Teilzeit im Gastgewerbe, das war für sie ein schöner Ausgleich zum Alltag auf dem Hof. Sie freut sich darauf, nun für diese Arbeit mehr Zeit zu haben. «Mein Job ist sehr vom Wetter und den Jahreszeiten abhängig», sagt sie. Doch als Bäuerin ist sie es gewohnt, sich flexibel an neue Situationen anzupassen.
Ins Dorf gezogen
Martin Signer war früher schon mit einem Teilzeitpensum in einem Käselager tätig. Doch derzeit ist er erst mal mit Renovationsarbeiten beschäftigt. Denn er und seine Frau haben sich im Dorf ein Haus gemietet. «Ohne freien Blick auf den Hof», erklärt Martin Signer. «Das war den beiden wichtig. Uns hat damals auch niemand ‹drönnregiet›. Das möchten wir weitergeben.» Im neuen Zuhause erfüllten sich die beiden den Wunsch einer neuen Küche.
Teilzeit auf dem Hof angestellt
Bei seinem Sohn ist er nun Teilzeit angestellt. Zusammen bauen sie das Stammgebäude mit viel Eigenleistung um. Martin Senior freut sich, dass die junge Familie sich dort ein schönes Heim einrichten kann. Zudem übernimmt er im Stall die nötigen Arbeiten, damit der Sohn sich den anderen Aufgaben widmen kann.
«Verantwortung abgeben»
Im Sommer wird Martin Signer seinem Sohn als Angestellter mit Lohn zur Hand gehen. Er freut sich darauf, für das Jungvieh auf der Alp zuständig zu sein. «Doch es ist auch schön, die Verantwortung an die junge Familie abgeben zu können.»
Viele Arbeiten auf der Alp, die nicht gerade dringend waren, hat er in den letzten Jahren zurückgestellt. Diesen Sommer will Martin sich ohne Zeitdruck dahinter machen. Die Natur, der Wald und die Alpwirtschaft werden für ihn noch möglichst lange Arbeit und Lebensinhalt sein. «Wenn man die Arbeiten klar verteilt, geht das gut», sagt er. «Ich bin ein offener Mensch und für Neues zu haben.»
Zusammenhalt bewahren
«Es ist immer gut, wenn man ein Ziel hat», ergänzt seine Frau Martha. «Der grösste Wunsch ist, dass wir gesund bleiben dürfen. Wenn wir das können, ist Vieles möglich.» Das Wichtigste ist den beiden, den Zusammenhalt in der Familie zu erhalten, sei das mit den Kindern oder den Schwiegerkindern. «Deshalb hat vor der Übergabe mit allen Kindern eine Aussprache stattgefunden. Toleranz ist und bleibt das beste Rezept», sagen sie überzeugt.
Backen, «lisme», «klüttere»
Träume hat das langjährige Bauernpaar noch viele. So möchten sie mit den sechs Grosskinder mehr Zeit verbringen können. Martha und Martin Signer wünschen sich, dass sie in Zukunft versäumte Älplerbesuche und ausgedehnte Bergtouren machen können. Und dass genügend Zeit da ist, um die Tochter im luzernischen Lauerz stressfrei zu besuchen.
Beide haben zudem ihre Hobbys. Martha Signer backt und lismet sehr gerne. «Ich geniesse es, am Abend von der Arbeit heimzukommen und nicht mehr in den Stall hetzen zu müssen.» Martin Signer nennt sich einen «Klütteri» und freut sich darauf, Sachen zu erledigen, für die er in den letzten 32 Jahren keine Zeit gefunden hat.