US-Präsident Donald Trump ist nicht für seine Leisetreterei bekannt. Der Handelskrieg mit China nutzte Trump schon im Oktober 2019 für seinen Wahlkampf. Damals sagte er auf einer Wahlkampfveranstaltung in Louisiana, dass die US-Farmer grössere Maschinen und mehr Land kaufen müssten. Trump sagte: «I’ve got China to order a lot». Die Chinesen würden nicht so viel Weizen und Mais «and all that other stuff» selbst produzieren können, also ergäben sich für die US-Farmer neue Chancen. Konkreter warf Trump die Zahl von 40 bis 50 Milliarden US-Dollar in den Raum. So hoch soll der Wert der Agrarprodukte sein, die die Chinesen bestellen würden.

Exportsteigerung erwartet

Aus Sicht von Trump hat sich also die Auseinandersetzung mit China gelohnt. Nicht nur, weil mit der Unterzeichnung des «Phase One Agreements» die USA China wenigstens in der Wahrnehmung dominierten. Vielmehr auch deshalb, weil die USA dank dem Agreement damit rechnen, dass die Chinesen wieder mehr Produkte bestellen. Erwartet wird eine Exportsteigerung von über 200 Milliarden US-Dollar gegenüber 2017.

Für Agrarprodukte wird eine Steigerung von 40 Milliarden US-Dollar erwartet. Allerdings dürfte es sich dabei eher um Wunschdenken denn die Realität handeln. Dieser Schluss wenigstens drängt sich bei der Lektüre der neuesten Ausgabe des Choices-Magazines auf.

Tiefere Preise, weniger Exporte

Die Autoren haben dabei in mehreren Märkten untersucht, wie sich die Exporte der USA nach China in den letzten zwölf Monaten verändert haben. Sie stellen fest,

  • dass die Strafzölle Chinas signifikanten Einfluss auf die US-Exporte nach China hatten. Konkreter: wurden 2017 noch Waren im Wert von 21 Milliarden US-Dollar nach China exportiert, werden für 2020 gerade noch Warenexporte im Wert von 11 Milliarden US-Dollar erwartet.
  • dass China als Handelspartner an Bedeutung verliert. So betrug der Marktanteil der Exporte nach China 2012 18 Prozent; 2018 lag er gerade noch bei 6,6 Prozent. Zwar ist unklar, wie stark die Strafzölle den Trend noch beschleunigten. Sichtbar ist allerdings schon jetzt, dass vor allem Brasilien und Australien mit steigenden Exporten nach China davon profitieren, dass die USA einen schlechteren Marktzugang hatten.
  • dass mit den Strafzöllen die US-Sojaexporte um 65 Prozent zurückgegangen sind. Zwischen September 2018 und Juli 2019 sind die Exporte nach China um 20 Millionen Tonnen zurückgegangen, die Gesamtexporte der USA sanken um 10 Millionen Tonnen. Da die US-Farmer gleichzeitig eine Rekordernte eingefahren haben, sind die Preise unter Druck geraten und haben um bis zu 30 Prozent nachgegeben. 
  • dass die Strafzölle negative Auswirkungen auf Baumwollproduzenten hatten. Von den Strafzöllen profitiert hätten demnach eher Brasilien und Australien, derweil die US-Produzenten mehr Baumwolle nach Vietnam exportieren würden.
  • dass die Schweinefleisch-Produzenten kein Glück hatten. Grund dafür ist die Afrikanische Schweinepest, die in China zu einer erheblichen Produktionssenkung führt. Zwar konnte dadurch US-Schweinefleisch nach China exportiert werden - allerdings weniger, als wenn die Zölle nicht eingeführt worden wären. Davon profitieren insbesondere die Produzenten in Brasilien, Kanada und Europa.

Einkommen können sich teilweise erholen

Prognosen sind bekanntlich schwierig, die Agrarökonomen haben sie aber trotzdem gewagt. Sie rechnen damit, dass die Bauern in den USA mit einer Einkommenssteigerung von insgesamt etwa 5 Milliarden US-Dollar rechnen können. Bei rund 2 Millionen Landwirtschaftsbetrieben sind das 2500 US-Dollar pro Betrieb. Dazu beitragen würden vor allem die steigenden Preise im Pflanzenbau. Offen bleibt, ob die erwartete Einkommenssteigerung die Ausfälle der letzten zwei Jahre kompensieren kann oder nicht.