Durch Importe in den 1980er-Jahren konnte mit Hinterwäldervieh, das im südlichen Schwarzwald knapp überlebte und dem in der Schweiz ausgestorbene Frutiger- und Adelbodner-Rind sehr ähnlich war, wieder eine kleine Rinderrasse angesiedelt werden.

Seither besteht durch das traditionelle Züchtertreffen immer noch eine Verbindung zwischen den Deutschen und Schweizer Züchterkollegen. Abwechselnd werden die Züchterfamilien und Hinterwälder-Freunde zu einem Treffen auf einem Hinterwälderbetrieb in der Schweiz und im Gegenzug wieder in Deutschland eingeladen.

Ein Ausflug nach Graubünden

Nachdem der Ausflug aus bekannten Gründen zwei Mal verschoben werden musste, konnte der Schweizerische Hinterwälderzuchtverein (SHZ/ASH) endlich wieder zum Treffen einladen. Rund 50 Teilnehmer(innen) aus dem benachbarten Deutschland und gut 30 Besuche(innen)r aus den Schweizer Hinterwälderzüchter-Kreisen trafen letzten Sonntag in Churwalden ein. Die Gastgeberin Nina Hitz stellte ein eindrückliches Programm mit drei Stationen zusammen.

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Gemeinsam ein Stall

Los ging es mit der Besichtigung des 2006 erstellten Gemeinschaftsstalles Churwalden für 150 GVE. Drei Landwirtschaftsbetriebe sind Inhaber, teilen sich die Stallarbeiten und legen dort ihr Winterfutter ein. Der Winterstall steht auf 1300 m ü. M. in der Bergzone 3. Gemeinsam erledigt man die Tierhaltung, die Betriebe werden von jedem Landwirt selbstständig geführt. Durch ihr eigenes «Gesetzbuch», wie Teilhaber Peter Hitz erzählte, funktioniere die Gemeinschafts-Tierhaltung bestens und biete jedem eine 5 Tage Woche, was die Stallarbeit anbelange.

Elektrosmog macht Kühe krank

Der durchdachte Stallbau, funktionstüchtig auch bei strengen Wintereinbrüchen, imponierte den Besucherinnen und Besuchern. Die bodenverlegte Wasserzufuhr mit dem von unten gespeisten Tränkebecken war eines der durchdachten Bauteile des Kaltstalles.

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Nachdenklich hörten die Gäste Peter Hitz’ Ausführungen über die Probleme mit Elektrosmog zu, der durch die Beschneiungs-Anlage verursacht wird. Die Kühe zeigten in der Zeit, in der die Kanonen betrieben werden, extreme Krankheitssymtome und Leistungsabfälle, so Hitz. Die «schneesicheren» Skipisten würden voll auf die Kosten der Tiergesundheit gehen und es müsse dringend nach Lösungen gesucht werden, bekräftigte er.

Herbstmelkerei ist ein ungewohnter Anblick

In einem Gebäude des Bergguts Plantahof konnte 2016 die Alpkäserei Parpan, eine Schaukäserei, eingerichtet werden. Von den umliegenden Alpen wird dort die Milch zu Alpkäse, Mutschli und anderen Spezialitäten verarbeitet. Diese Station endete für die Besucher mit einer Käse-Degustation und bevor die Reise dann weiter auf das Maiensäss von Familie Hitz führte.

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Die Braunviehkühe sind noch auf der Herbstweide und werden im Freien in einem von den Landwirten selbst erbauten Melkstand gemolken. Diese Herbstmelkerei wurde von den deutschen wie auch den Schweizer Besuchern mit grossem Interesse verfolgt. Auf dem Maiensäss weidet zur Zeit des Besuchs auch noch die kleine Gruppe Mutterkühe von Nina Hitz. Gemischt mit Hinterwäldern, Wagyus und Hinterwälder-Wagyu-Kreuzungen. Mit der Kreuzung erzeugt Nina Hitz ein edles Fleischprodukt, das die gute Qualität der Hinterwälder und die Fettverteilung des Wagyus vereint.

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Die Philosophie von Nina Hitz führte an diesem Tag zu interessanten Gesprächen zwischen den Hinterwälder-Reinzüchtern und der Gastgeberin. Zu schnell verging die Zeit, aber alle konnten viele schöne Eindrücke mit nach Hause nehmen. Mit viel Organisationsgeschick zeigte Nina Hitz Mut zu Neuem und die traditionelle Bündner Landwirtschaft.