Saugen Zecken für ihre Blutmahlzeiten an Wiederkäuern wie Schafen, Ziegen oder Kühen, ist der Körper der Parasiten danach frei von Borreliose-Erregern. Studien der Technischen Uni­versität in Braunschweig (D)untersuchten dies bei zur Landschaftspflege eingesetzten Galloway-Rindern in Norddeutschland.

Erste Ergebnisse bei Rindern

Insgesamt 450 Zecken wurden bei den Tieren abgesammelt und im Labor untersucht. Keine der von den Wiederkäuern abgesammelten Zecken trug die Lyme-Borrelien in sich, so berichtet das deutsche Magazin «Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben». Auf der Fläche, die von den Galloway-Rindern noch nicht lange beweidet wurde, sammelten die Wissenschaftler zusätzlich 480 Zecken auf. Nur ein Drittel der im Gras lauernden Parasiten waren infiziert.

Weniger Zecken auf Wiederkäuer-Weiden

Weitere Untersuchungen im Elsass (F) und in Baden-Württemberg (D) zeigten ähnliche Ergebnisse: Wo Rinder grasten, waren deutlich weniger Zecken zu finden, und die gefundenen Zecken trugen im Vergleich zu den Parasiten auf unbeweideten Flächen weniger Borreliose-Erreger in sich. Für die deutschen Forschenden ist klar, dass die Rinder als Wirtstiere der Zecke anscheinend den Infektionszyklus unterbrechen. Aber auch für Schafe und Ziegen, sowie für Rehwild, Damwild, Rotwild und Muffelwild gelte derselbe Effekt. 

Wie ist es in der Schweiz?

Bislang gibt es solche Studien in der Schweiz noch nicht, bestätigt Caroline Frey, Co-Direktorin des Instituts für Parasitologie an der Vetsuisse-Fakultät in Bern. Deshalb sollten die deutschen Ergebnisse nicht einfach auf die hiesigen Verhältnisse übertragen werden, so die Expertin. Zumal die genauen Gründe, die dem abtötenden Effekt im Wiederkäuerblut zugrunde liegen, noch unbekannt sind. Interessanterweise hat nicht nur Wiederkäuerblut einen desinfizierenden Effekt.

Reptilienblut mit derselben Wirkung

Forscher beobachteten ähnliches bei Eidechsen. Auf dem Gebiet der Reptilien ist man bereits einen Schritt weiter: Forscherinnen gehen davon aus, das ein bestimmtes Protein im Eidechsenblut dafür verantwortlich ist, die Borreliose-Erreger im Mitteldarm der Zecke abzutöten. Weitere Ergebnisse zu diesem Thema wären hochinteressant, denn wenn Mensch oder Tier von einer Zecke gestochen werden, besteht die Gefahr einer Übertragung der Borreliose-Erreger.

Borreliose - noch immer eine medizinische Herausforderung

Obwohl bleibende Schäden meist mit einer rechtzeitigen Antibiotikagabe abgefangen werden können, stellt eine Infektion mit Lyme-Borrelien noch immer eine medizinische Herausforderung dar. Die frühzeitige Erkennung der Lyme-Borreliose ist oft nicht einfach. Bleibt die Infektion unbemerkt, können die Bakterien sogar Jahre nach dem Zeckenstich noch Schädigungen der Haut, der Gelenke und des Nervensystems auslösen.

Reduzierte Infektionsgefahr

Sollten sich die Forschungsergebnisse der desinfizierenden Wirkung von Wiederkäuerblut also weiterhin erhärten, könnte die Weidehaltung von Wiederkäuern ebenfalls zur Gesunderhaltung von Spaziergängern beitragen, da die Wahrscheinlichkeit, auf der Weide einer Borreliose-infizierten Zecke zu begegnen, geringer wäre.