Es ist zur Mittagszeit an einem heissen Sommertag. Mensch und Tier ziehen sich soweit möglich an einen kühlen Ort zurück. Im Auslauf eines Schweinestalles läuft ein Sprinkler, der den Boden nass macht und manchmal steht ein Tier darunter, um sich zu abzukühlen. Ein paar Schweine liegen jedoch in der prallen Sonne und ihre Haut ist gerötet.

Es juckt, aber nicht nur

Das Duschen verstärkt die Gefahr eines Sonnenbrandes. Einerseits durch die Streustrahlung der an den Wassertröpfchen reflektierten Sonnenstrahlen. Andererseits, weil sich die Tiere beim Duschen abkühlen und die Hitze weniger spüren. Sie sind sich nicht bewusst, dass sie bei ihrem Sonnenbad einen Sonnenbrand bekommen. Dieser wirkt sich beim Schwein ähnlich wie beim Menschen aus. "Es juckt und es kommt zu einer Entzündungsreaktion", erklärt Robert Graage, Tierarzt an der Schweineklinik in Zürich.

Er hält Schweine zwar für intelligent genug, dass sie Schatten aufsuchen. Doch es dürfte wohl wie beim Menschen sein, dass es manche erst merken, wenn es zu spät ist. Jeder liegt gerne dort, wo es einem wohl ist und wahrscheinlich ist es Schweinen im sonnigen Auslauf auf kühlem Boden und bei einer leichten Brise wohler als in einem schlecht gelüfteten Stall.

Während es bei Mastschweinen vor allem zu Schmerzen, Unwohlsein und weniger Appetit kommt, kann ein Sonnenbrand bei Muttersauen auch zu Aborten führen. Besonders bei Alpschweinen kann sich die intensive UV-Strahlung auf die Gesundheit und das Allgemeinbefinden der Tier auswirken. Sie fressen weniger und unter Umständen kann es auch zu Abgängen kommen.

Schweine helfen sich selbst

Schweine haben kein dichtes Haarkleid; ihre Haut ist also voll der Sonne ausgesetzt. Doch Schweine wissen sich in der Natur zu helfen, indem sie Suhlen und Schattenplätze aufsuchen. Beim Suhlen überziehen sie ihren Körper mit einer Schlammschicht. Aus dieser verdunstet nicht nur Wasser, sondern sie schützt die Haut vor UV-Strahlen. Die Natur stellt Schweinen somit eine natürliche Sonnenschutzcrème zur Verfügung.

"Die Schweine haben sich zu helfen gewusst", stellt Schweinezüchter Stefan Hardegger aus Niederbüren fest. Aber erst, nachdem ein Bagger ein Loch für eine Suhle ausgehoben hatte. Er erzählt von einer Alp, auf welche er Jager geliefert hatte. Suhlen und bei starker Sonneneinstrahlung auch Schattenplätze sind für Freilandhaltungen gemäss der Nutztier- und Haustierverordnung ein "Muss". Die üblichen, geschlossenen Hütten genügen nicht als Schattenspender; denn dort wird es zu heiss.

Schattennetze oder Bäume

Meistens werden Schweine jedoch in Ställen mit befestigtem Auslauf gehalten. Dort sind keine Suhlen möglich. Zwar liegen Schweine bei Hitze auch auf den Kotplatz und überziehen sich so mit einer gewissen Dreckschicht. Doch das entspricht nicht dem normalen Verhalten der ansonsten sauberen Tiere und führt zu vermehrten Ammoniak- und Geruchsemissionen. Oft werden Duschen im Auslauf eingebaut. Da das Duschen allerdings die Gefahr eines Sonnenbrandes eher verstärkt, sollte man den Auslauf beschatten.

Es kommt nicht von ungefähr, dass die RAUS-Bestimmungen die Montage von Sonnenschutznetzen auch im nicht überdachten Teil des Auslaufes in der Zeit vom 1. März bis zum 31. Oktober erlauben. Langfristig lassen sich auch Laubbäume oder Sträucher vor dem Auslauf pflanzen, damit sie Schatten spenden. Grosse Bäume bieten ein kühles Luftkissen zwischen den Schweinen und der Sonne. Als Nebeneffekt bietet ihr Laub den Schweinen eine willkommene, natürliche Beschäftigung.