Die Ursachen des Schwanzbeissens bei Schweinen sind laut der Forschungsanstalt für biologischen Biolandbau (FiBL) vielfältig und können in jeder Haltungsform auftreten. Kannibalismus sei allerdings eine Verhaltensstörung und müsse als solche behandelt werden, betont das FiBL.

In akuten Fällen greift eine alte Bauernregel: Frische Brennnesseln in den Futtertrog werfen. Diese werden von den Schweinen gerne gefressen und sind reich an Mineralstoffen. Die entzündungshemmende und eisenhaltige Pflanze wirkt auf die Herde beruhigend. Brennnesseln enthalten zudem viel Silicium, das gut gegen Schwanzbeissen sein soll. Auch Heu kann vorübergehend helfen, weil das strukturreiche Futter Abwechslung und Beschäftigung bietet. Das bestätigt die Suisag, die den Produzenten sogar häufig dazu rät, frische Brennnesseln zuzufüttern. «Frisch ist die Wirkung der Brennnessel gegen Kannibalismus am stärksten», weiss Tierarzt Thomas Barmettler. Er habe bereits sehr positive Erfahrungen mit der Heilpflanze gemacht. «Kaum sind die Nesseln weg, wollen sie mehr», stellt er am Futtertrog fest. Auch beim Einstallen würden Schweinehalter vereinzelt zur Brennnessel greifen, statt Antibiotika einzusetzen. Der Tierarzt appelliert an die Schweinehalter, bei der «Ernte» der Brennnessel hinsichtlich übertragbarer Krankheiten wie z.B. ASP vernünftig zu sein und den gesunden Menschenverstand walten zu lassen – auch betreffend potenzieller Markierstellen von Hunden und Wildtieren. Ein anderer Tipp ist das einmalige Streuen von Salz auf den Boden der Bucht. Bei 20 Tieren kann einmalig 1 kg Salz gestreut werden. Diese Limitierung ist wichtig, damit die Tiere keine Salzvergiftung erleiden. Im Anschluss gelte es, auf einen Mineralstoff (Ca, P, Mg) zu wechseln.

Tritt in einem Schweinestall Schwanzbeissen auf, sind laut dem Schweinegesundheitsdienst folgende Punkte zu kontrollieren:

  • Futterhygiene: Regelmässig Silos inkl. Futterschnecke kontrollieren
  • Klima: keine Zugluft, Stalltemperatur im Normbereich
  • Futterkurve: angepasst
  • Belegdichte: keine Überbelegung
  • Wasser: Durchfluss im Normbereich, genügend Wassernippel, gute Qualität
  • Mineralstoff: Eisen und Magnesiumgehalt kontrollieren
  • Gesundheit: kein Durchfall, Fieber, Gelenkentzündungen