Sonnenlicht ist die wichtigste Vitamin-D-Quelle. Vitamin D spielt bei verschiedenen Prozessen im Körper eine wichtige Rolle. Insbesondere für den Knochenbau ist es entscheidend. Fehlt Vitamin D im Körper, kann das fatale Folgen haben. Daher ist das Sonnenlicht für die Gesunderhaltung von Mensch und Tier entscheidend. 

Tiere haben durch ihr Fell einen natürlichen Schutz gegen die gefährlichen UV-Strahlen. Unbehaarte Stellen oder solche mit weisser Pigmentierung sind weniger geschützt. So kann es gerade in den ersten Weidemonaten zu Sonnenbrand kommen. Eine ganz besondere Form zeigt sich dann, wenn sich das weisse Fell komplett von der Unterhaut löst. Diese Form hat allerdings mehr mit der Futteraufnahme, denn mit der Sonne zu tun.

Zwei verschiedene Formen

«Spricht man von Sonnenbrand, muss grundsätzlich zwischen zwei Formen unterschieden werden», weiss Adrian Steiner, Leiter Nutztierklinik am Departement für klinische Veterinärmedizin in Bern. Steiner spricht von einem «normalen» Sonnenbrand und einem Sonnenbrand, der dadurch entsteht, dass sich im Körper des Rindes Substanzen ansammeln, welche die unpigmentierte (weisse) Haut gegenüber Sonnenstrahlen überempfindlich machen. «In so einem Fall spricht man von einer Photosensibilitätsreaktion», so Steiner.

Weisse Haut löst sich ab

Dabei zeigt sich die nicht pigmentierte Haut gerötet und verdickt und hebt sich dadurch sehr deutlich von der pigmentierten Haut ab. Ab dem dritten Tag nach dem Auftreten der erkennbaren Veränderungen beginnt die betroffene Haut sich dunkel zu verfärben und wird von der Unterlage abgestossen. Dieser Prozess dauert mindestens zwei Wochen.

Wie Adrian Steiner erklärt, kann eine direkte Aufnahme von «giftigen» Substanzen in grösseren Mengen im Futter die Ursache sein. Bekannt sind Reaktionen auf Buchweizen und Johanniskraut.

Wenn die Leber streikt

«Eine Leberfunktions- oder Gallenabflussstörung kann dazu führen, dass die normalerweise im Körper anfallenden «giftigen» Stoffe, die zu einer Überempfindlichkeit gegenüber Sonnenstrahlen führen, nicht normal über Leber und Galle ausgeschieden werden können», erklärt Adrian Steiner. Häufigste Gründe dafür sei ein hochgradiger Leberegelbefall, Leberabszesse oder Aufnahme von Jakobskreuzkraut. Letzteres führt zu einer Seneziose (Leberkoller, Schädigung der Leber). Bei beiden Formen der Photosensibilitätsreaktion müssen die Tiere sofort aufgestallt werden. Sie sind aus der Sonnenexposition zu entfernen und sollen auch im Stall vor direkter Einstrahlung geschützt werden. 

Die Verfütterung von photosensibilisierenden Pflanzen (Buchweizen und Johanniskraut) muss gestoppt werden. Im günstigsten Fall werden Weiden im Frühling bereits präventiv nach Vorkommen der entsprechenden Pflanzen überprüft.

Prognosen unterschiedlich

Der Verlauf der Krankheit kann unterschiedlich sein, wie Adrian Steiner auf Anfrage ausführt. «Wenn ein Leber-Gallengangsproblem die Ursache ist, soll dieses Problem behandelt werden, wobei die Prognose für den Sonnenbrand von der Prognose des Primärproblems abhängig ist», erklärt der Tierarzt. Häufig seien die Leberschädigungen schon so weit fortgeschritten, dass die Prognose für eine Heilung ungünstig ist. «Ist ein Leberegelbefall die Ursache des Leberversagens, soll eine Behandlung des Leberegelbefalls durch den Bestandstierarzt eingeleitet werden», so Steiner.

Die Photosensibilitätsreaktion sei in der Schweiz nicht sehr häufig. «Es liegen meines Wissens keine Zahlen dazu vor», erklärt Steiner weiter.

Simone Barth