Angesichts der zu hohen Milchproduktion und den Aufrufen zur Drosselung erwägen viele Produzenten, ihre Milch teilweise selber zu veredeln. «Die Kälbermast ist eine gute Option, um die Milch auf dem eigenen Betrieb zu veredeln. Insbesondere die Mehrmenge oder die C-Milch», erklärt Markus Stucki, Berater für Tränkeautomaten bei der Futtermühle Melior, den wir einen Tag lang begleiten durften.


«Durch die Kälbermast kann die Wertschöpfung auf dem Betrieb generiert werden, und das eigene Tiermaterial wird genutzt.» Gute Kälbermäster würden einen ordentlichen Milchpreis für vertränkte Milch erzielen. «Ein Milchpreis über 60 Rappen pro Liter vertränkte Milch ist realistisch. Nach oben gehen die Preise mit Einbezug von Management, Haltung, Fütterung, Labelprämien und der Marktlage weit auseinander.» Stucki ist sich sicher: «Wenn jemand Kälber mästen will, muss er mit Herzblut dabei sein. Nicht durchdachte Einstiege sind meist nicht nachhaltig und schaden dem Markt.»

Mit Halsband oder ad libitum


«Kälber sind sehr sensible Wesen», stellt Markus Stucki fest. Kein Wunder, sind es doch im Grunde genommen noch Babys. «Sind die Tiere einmal gross, ist die Haltung relativ problemlos», so der Berater weiter. Daher ist im ersten Lebensabschnitt der Haltung und Fütterung besonderes Augenmerk zu schenken. Viele Kälbermastbetriebe setzen hierzu auf Tränkeautomaten.  

Grundsätzlich sind zwei Modelle erhältlich: Ad-libitum-Automaten, wo jedes Kalb so viel trinken kann, wie es will und sogenannte Halsbandautomaten, wo jedem Kalb eine bestimmte Menge zugeteilt wird. Die Automaten werden mittels eines Schlauchs mit einem Milchbecken oder Tank verbunden. Von dort gelangt die Milch in den Automat, wo sie aufgewärmt und im Mischbecher mit Milchpulver und allenfalls mit Wasser vermengt wird. Ein weiterer Schlauch führt das Gemisch zu einem Nuckel. Eine Sonde im Mischbecher kontrolliert den Pegel und löst bei Bedarf die Produktion einer weiteren Portion aus.

Werden grösseren Milchmengen vertränkt, kann sich ein Kühltank empfehlen. Stabilisieren der Milch empfehle sich weniger, da das Wasserstoffperoxid, welches hierzu verwendet wird, auf die Darmzotten schlage. «Die angestrebte Tageszunahme liegt bei 1400 bis 1500 Gramm, nach oben natürlich offen», so Stucki.

Die Mastintensität ist auch von der Rasse abhängig. Milchrassen brauchen eine intensivere Fütterung als Mastrassen. «Bei gemischten Gruppen besteht das Risiko, dass die Mastrassen verfetten», gibt Stucki zu bedenken. Die Milchrassen sind nicht auf die Fleischproduktion gezüchtet und haben daher eine schlechtere Futterverwertung. Dennoch können sie erfolgreich und gewinnbringend gemästet werden, erklärt der Berater. Einen Vorteil bieten Milchkälber nämlich: sie sind günstiger im Ankauf.

Markus Stucki ist einer von acht Beratern bei Melior, welche die Kalbermäster mit dem Milchautomatenservice unterstützen.  Der gelernter Automechaniker und Landwirt ist noch in Ausbildung zum Agrotechniker. Seit dreieinhalb Jahren betreut der dreifache Familienvater nun die Tränkeautomaten bei Melior.


Die Kälbermäster können die Automaten mieten oder kaufen. Die Miete liegt zwischen 105 und 155 Franken pro Monat je nach Automaten. Ad-libitum-Automaten sind dabei billiger als Halsbandautomaten. In der Miete sind sämtliche Kosten für Reparaturen und Service sowie Beratung enthalten. Der Kaufpreis einer ganzen Anlage liegt zwischen 9000
und 17'000 Franken.

Auf einem Betrieb angekommen, kontrolliert Markus Stucki als Erstes den Zustand der Tiere.  «Die Gesundheit der Kälber und eine ausreichende Versorgung mit Mineralstoffen sind besonders wichtig», erklärt er. Indizien wie beispielsweise die Farbe der Nasenspiegel und Augenlider helfen dem Fachmann, Schlüsse zu ziehen. Sind diese zu hell, deute das auf Eisenmangel hin.


Viel Handlungsbedarf beim Stallklima


Vom Stallklima her bestehe vielerorts Handlungsbedarf. «Viele Landwirte benutzen die alten Ökonomiegebäude für die Kälberhaltung. Dies stellt den Betriebsleiter vor Herausforderungen, denn der Stall war ursprünglich nicht für das konzipiert», so Stucki. Aber nicht jeder alte Stall ist per se ein schlechter Stall. «Das Gesamtkonzept muss stimmen.» Damit ist neben guter Luft auch genügend Licht wichtig.  

Nachdem Stucki den Zustand der Kälber überprüft hat, wird der Automat angeschaut. Kon­trolliert wird neben den Einstellungen auch, ob er einwandfrei funktioniert. Allfällige «Ersatzteile» wie neue Nuckel werden an den Landwirt abgegeben.

Tamara Wülser